zum Hauptinhalt
Auf dem Wista-Gelände gibt es noch viel Platz für weitere Ansiedlungen.

© Thomas Loy

„Innovationskorridor bis nach Breslau“: Wista Adlershof bleibt auf Wachstumskurs

Der Technologiepark Adlershof ist auch 2022 überdurchschnittlich gewachsen. Wirtschaftssenator Schwarz sieht schon Innovationseffekte über die polnische Grenze hinaus.

Wer sich eine schicke neue Firmenzentrale zulegen möchte, kann sich gerne bei Wista-Plan melden, der Vertriebstochter des Entwicklungsträgers Wista Adlershof. Rund 200.000 Quadratmeter Gewerbefläche sind noch in der Pipeline, sagt Wista-Plan-Chef Walter Leibl, die Hälfte davon schon fertig erschlossen.

Allerdings müssen sich viele Neusiedler mit der Tatsache zufriedengeben, dass ihr Unternehmen im benachbarten Ortsteil Johannisthal liegt und nur mit ein wenig Schummelei unter dem bekannten Label Technologiepark Adlershof firmieren kann.

Unter den Zuzüglern ist das Unternehmen EvoLogics, bisher in der Ackerstraße in Mitte zu finden. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen für Unterwasser-Kommunikation gönnt sich einen Neubau für rund 100 Mitarbeiter, mit chilligen Dachterrassen, aber auch Büros, Laborflächen und einem Wasserbecken an der Wagner-Régeny-Straße, gleich neben dem neuen Standort von Siemens Mobility. EvoLogics ist einer der Gründe, warum die Wista Adlershof konstant auf Wachstumskurs bleibt.

Umsatz der angesiedelten Firmen stieg um 13 Prozent

Am Montag legte die Wista, Deutschlands größter Technologiepark, die Zahlen für 2022 vor. Die Umsätze beziehungsweise Haushaltsmittel der knapp 1300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen stiegen auf 3,6 Milliarden Euro, das waren 13 Prozent mehr als 2021.

Mit rund 28.000 Beschäftigten erreichte die Wista ein Plus von 14 Prozent, absolut betrachtet waren es 3500 Mitarbeiter mehr als 2021. Auch im Wista-Kerngebiet, wo es kaum noch Platz für Neuansiedlungen gibt, stieg die Zahl der Beschäftigten um knapp sieben Prozent. Hinzu kommen noch 950 Azubis und 6600 Studenten.

Wista-Geschäftsführer Roland Sillmann hat inzwischen ein neues Lieblingswort: Resilienz – „ein sehr resilientes Sytem, das wir hier haben“. Die enge und intensive Verquickung von Forschung, Technologie und Wirtschaft erwies sich 2022 einmal mehr als krisenresistent. Weder die Pandemie noch der Ukraine-Krieg hinterließen größere Bremsspuren.

Was uns ein bisschen Sorge macht, ist die große Wohnungsnot – es fehlt an kurzfristig vermietbarem Wohnraum. 

HU-Vizepräsident Christoph Schneider

Einzige Ausnahme: Die Medienstadt. Also die Unternehmen, die auf dem alten Standort des DDR-Fernsehens tätig sind. Dort hatte die Pandemie für einen starken Einbruch gesorgt, der 2022 in eine ebenso starke Erholungsphase überging. Die Umsätze der 210 Unternehmen der Medienstadt kletterten im Vergleich zu 2021 um 14 Prozent auf 456 Millionen Euro.

Schwarz sieht Berlin unter den Top 4 Wirtschaftsstandorten

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) lobte die „exzellenten Zahlen“ und schwärmte vom Innovationskorridor Berlin-Südost, der sich seiner Ansicht nach „bis nach Breslau“ ausdehnen könnte. Die Wista-Manager gaben sich bisher mit der Lausitz als grober Markierung des anderen Korridorendes zufrieden. „Berlin wird in Zukunft einer der vier stärksten Wirtschaftsstandorte in Deutschland sein“, prophezeite Schwarz. Was man früher als Schwäche gesehen habe, die relativ kleinteilige Struktur hiesiger Unternehmen, erweise sich inzwischen eher als Stärke.

Auch die Humboldt-Uni als Partner der Wista will dem Wachstum nicht nur zuschauen. Im Herbst 2022 eröffnete ein Neubau zur Materialforschung, in diesem Jahr soll ein High-Performance-Computer ans Netz gehen, außerdem plant die HU ein neues Gebäude für Kongresse und Ausgründungen am Forum Adlershof, dem historischen Zentrum der Wissenschaftsstadt. „Was uns ein bisschen Sorge macht, ist die große Wohnungsnot – es fehlt uns an kurzfristig vermietbarem Wohnraum“, sagte HU-Vizepräsident Christoph Schneider.

Mittelfristig entstehen in der Umgebung mehrere tausend Wohnungen. Der Bestand innerhalb des Wista-Entwicklungsgebietes soll sich auf 5600 Wohnungen erhöhen, doch wie viele davon für Forscher und Spezialisten, die für einen begrenzten Zeitraum in Adlershof arbeiten, zur Verfügung stehen werden, ist derzeit nicht absehbar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false