zum Hauptinhalt
Kluge Köpfe fehlen inzwischen auch im Technologiepark Adlershof.

© PR/Wista Management GmbH

Berliner Tech-Park hat ein Personalproblem: Fachkräftemangel gefährdet weiteres Wachstum in Adlershof

Bei Quantenmechanik oder Lasertechnik boomt der Technologiepark Adlershof weiterhin. Doch erstmals seit Jahren ist die Zahl der Beschäftigten nicht weiter gestiegen.

Gerechnet hatte Roland Sillmann eigentlich damit, die Marke von 30.000 Beschäftigten am Standort zu überbieten. Doch dann kam heraus: Die Zahl der Mitarbeiter im Technologiepark Adlershof stagnierte 2023 bei rund 28.000. Könnte das ein Zeichen sein, dass die Wirtschaftsflaute demnächst auch den führenden Forschungs- und Technologiepark in Deutschland erreicht?

Sillmann, Geschäftsführer der Wista Management GmbH, deutet die Sachlage lieber positiv: „Das ist eigentlich gut, weil wir wirtschaftliches Wachstum ohne zusätzlichen Bedarf an Fachkräften haben“. Denn an Fachkräften fehlt es auch und gerade in forschungsintensiven Hochtechnologiefirmen. Den konkreten Bedarf kann Sillmann allerdings nicht beziffern.

Die Bilanz des Technologieparks für das Jahr 2023 liest sich insgesamt gut: Während die Wirtschaft bundesweit in die Rezession rutschte und das Wachstum in Berlin auf 1,2 Prozent zurückfiel, erreichten die Firmenumsätze und Haushaltsmittel der wissenschaftlichen Institute in Adlershof 3,9 Milliarden Euro, ein Anstieg gegenüber 2022 von gut sieben Prozent.

3,9
Milliarden Euro Umsatz machten die Firmen und Institute 2023 in Adlershof.

Im „Kerngebiet“ des Wissenschafts- und Technologieparks, im Umkreis der Rudower Chaussee, stiegen die Umsätze der rund 590 Unternehmen sogar um zehn Prozent. Hier wuchs auch die Zahl der Unternehmen leicht und die der Beschäftigten um rund drei Prozent.

„Branchen wie Photonik und Optik laufen sehr gut. Das ist eine gute Basis, hier nicht nur die Hochtechnologie zu entwickeln, sondern auch die wissensbasierte Produktion nach Berlin und Brandenburg zu holen, um so die Abhängigkeit von Asien zu reduzieren“, erklärte Sillmann.

Im „Wachstumsgebiet“ entlang des Groß-Berliner Damms erzielten die 510 Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein Wachstum von sechs Prozent. Die Zahl der Beschäftigten sank hingegen leicht um 1,4 Prozent auf 11.260.

In der „Medienstadt“, das sind vor allem die großen Studios an der Südostflanke des Reviers, liest sich die Bilanz durchwachsen: Die Zahl der Unternehmen stieg auf 228 an, die Beschäftigtenzahl sank auf 3.325 ab. Die Umsätze stiegen leicht auf 462 Millionen Euro.

Die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen, auch mithilfe künstlicher Intelligenz, ist in vielen Adlershofer Firmen Teil ihrer DNA. Das spart einerseits Mitarbeiter, aber für die Entwicklung dieser Systeme werden kluge Köpfe gebraucht, die inzwischen fehlen. „Das herausragende Thema in den Firmen sind Fachkräfte“, sagt Sillmann.

Roland Sillmann, Geschäftsführer der Wista Management GmbH.
Roland Sillmann, Geschäftsführer der Wista Management GmbH.

© Wista-Management

Bei der jährlichen Umfrage werden auch andere Themen von den Firmenchefs angesprochen. Als Wachstumshemmnis werden vor allem der Fachkräftemangel empfunden, als etwas weniger gravierend nennen die Manager steigende Mieten und Personalkosten sowie die allgemeine Konjunktur.

Offenheit, Toleranz und Internationalität sind wichtige Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg.

Roland Sillmann, Geschäftsführer der Wista Adlershof

Auch die Diskussionen um zunehmenden Rassismus und die Rolle der AfD werden aufmerksam verfolgt. „Offenheit, Toleranz und Internationalität sind wichtige Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Sillmann. Im Mai will die Wista zum zweiten Mal ein Diversity-Festival veranstalten.

Größere Neuzugänge wie in den vergangenen Jahren (Jonas & Redmann, Siemens Mobility) kann die Wista derzeit nicht verkünden. Auch das könnte als Indiz für die schwierige wirtschaftliche Lage insgesamt gewertet werden. Dass Flächen in Berlin nur noch in Erbpacht vergeben werden, trage nicht unbedingt zur Attraktivität bei, sagt Sillmann. „Der süddeutsche Mittelstand und Investoren aus dem Ausland finden das Modell schwierig.“

Das „Kerngebiet“ der Wista zwischen Teltowkanal und ehemaligem Flugplatz Johannisthal/Adlershof.
Das „Kerngebiet“ der Wista zwischen Teltowkanal und ehemaligem Flugplatz Johannisthal/Adlershof.

© picture alliance / ZB/euroluftbild.de/euroluftbild.de/Robert Grahn

Die Geschäftsentwicklung für das Jahr 2024 schätzen die Unternehmen im Wissenschafts- und Technologiepark weiterhin überwiegend positiv ein – ähnlich wie im Vorjahr. 45,3 Prozent erwarten einen Umsatzanstieg, während rund 41 Prozent mit gleichbleibenden Umsätzen rechnen. 14 Prozent der Unternehmen gehen von einem Umsatzrückgang aus. 

Die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden der Beschäftigten wird von den Unternehmen in Adlershof ebenfalls als relevant eingestuft. Daran arbeite bereits seit Jahren ein Gesundheitsnetzwerk, finanziert von der Techniker-Krankenkasse, erklärte Sillmann. Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die öfter genannt werden, zählten „Pendlerstress und Schlafprobleme“. Diese Probleme dürften auch im Rest der Republik die arbeitende Bevölkerung beschäftigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false