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Hier ist bald der Charkiw-Park.

© IMAGO / Scherf

Berliner Zeichen der Solidarität im Krieg: Der künftige Charkiw-Park ist allen Ukrainern gewidmet

Seit 32 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen Steglitz-Zehlendorf und Charkiw. Jetzt wird eine zentrale Grünfläche nach der ukrainischen Metropole benannt.

Die bislang namenlose Parkanlage hinter der Schwartzschen Villa gegenüber vom Steglitzer Kreisel wird ab dem 24. Oktober „Charkiw-Park“ heißen. „Durch die Benennung einer Parkanlage im Herzen von Steglitz setzen wir ein Zeichen der Solidarität“, sagt Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne).

Viele Menschen aus Charkiw, vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche, seien aus ihrer Heimat geflüchtet und hätten auch im Berliner Südwesten „gastfreundliche und herzliche Aufnahme“ gefunden. „Dieser Park ist allen gewidmet: den Opfern, den Geflüchteten und jenen, die zuhause ausgeharrt haben oder zurückbleiben mussten“, so die Bürgermeisterin.

In Gedenken an die Opfer, die der Krieg bislang gefordert hat und noch fordern wird.

Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf

Seit über drei Jahrzehnten ist Steglitz-Zehlendorf der Stadt Charkiw freundschaftlich verbunden. Vor fast exakt 32 Jahren, am 24. Oktober 1990, wurde die Partnerschaft zwischen dem Alt-Bezirk Zehlendorf und der im Nordosten der Ukraine gelegenen zweigrößten Stadt des Landes geschlossen.

„In Gedenken an die Opfer, die der Krieg bislang gefordert hat und noch fordern wird“, so das Bezirksamt, habe die Bezirksverordnetenversammlung im Mai beschlossen, dem Park zwischen Schwartzscher Villa, Grunewald- und Rothenburgstraße nach der Partnerstadt zu benennen. Initiiert wurde der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, er wurde einstimmig in der BVV verabschiedet.

Gedenkstunde im März in Weimar für den Buchenwald-Überlebenden Boris Romantschenko. Er wurde bei einem Bombenangriff in Charkiw getötet.

© Bodo Schackow/dpa

Im neuen Charkiw-Park wird auch des KZ-Überlebenden Borys Tymofijowytsch Romantschenko (1926-2022) gedacht werden. Am 18. März wurde der langjährige Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora durch einen russischen Raketenangriff auf das Charkiwer Wohngebiet, in dem seine Wohnung lag, ermordet. Er wurde 96 Jahre alt. Ab 1942 hatte er Zwangsarbeit in Nazi-Deutschland geleistet, er überlebte die Konzentrationslager Buchenwald und Bergen-Belsen.

„Perfiderweise wurde er nun ein Opfer der vom russischen Aggressor vom Zaun gebrochenen ‚Spezialaktion zur Entnazifizierung der Ukraine‘“, schreibt das Bezirksamt in einer Pressemitteilung. Auf einem Schild wird ein kurzer Text an sein Leben und seinen Tod erinnern. Angeregt hatte die Ehrung die CDU-Fraktion in der BVV; auch dieser Antrag wurde einstimmig von den Bezirksverordneten verabschiedet.

Zur feierlichen öffentlichen Einweihung des Charkiw-Parks sind am Montag, 24. Oktober, um 16 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Hauptrednerin wird neben der Bezirksbürgermeisterin auch Olga Pischel sein. Die gebürtige Charkiwerin ist Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf und leitet dort die Ukraine-Hilfe. Sie wird einen Überblick über die aktuelle Situation in Charkiw geben; die Menschen dort werden immer wieder aus der Luft beschossen, die Zerstörungen sind groß.

„Freundschaft bedeutet mehr als Symbolik, deshalb freue ich mich über das große zivilgesellschaftliche Engagement in Steglitz-Zehlendorf“, sagt Bürgermeisterin Schellenberg. Zum Beispiel spendete der ehemalige Orthopädiemechanik-Meister aus Zehlendorf, Klaus Dittmer, einen Großteil seiner Prothesen-Sammlung an den Städtepartnerschaftsverein – im Tagesspiegel-Interview vor zwei Jahren hatte er noch nach einem neuen Lager- und Ausstellungsort für seine künstlichen Gliedmaßen gesucht.

Jetzt hat er eine bessere Verwendung gefunden: 22 Kisten mit Prothesen wurden bereits von einer ukrainischen Expertin abgeholt. Olga Pischel hatte die Medizin-Produkte an das führende Institut für Prothesenversorgung aus Charkiw vermittelt – es wurde aus Charkiw evakuiert und führt seine Arbeit nun aus dem relativ sicheren Lwiw fort.


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Den Bezirksnewsletter für Steglitz-Zehlendorf schicken wir Ihnen einmal pro Woche per Mail, gebündelt und voller Kieznachrichten, mit Bezirksdebatten, Terminen, ganz persönlichen Tipps und Menschen, die etwas bewegen wollen. In voller Länge und kostenlos unter tagesspiegel.de/bezirke. Hier einige der Themen n der aktuellen Ausgabe.

  • Von Kunstworkshop bis Boule-Turnier: Das Mobile Kulturzentrum stellt sich vor
  • Umbenennung zu Ehren der ukrainischen Partnerstadt: Die Grünanlage hinter der Schwartzschen Villa wird zum Charkiw-Park
  • Freie Universität entzieht Moskau das Vertrauen: Verbindungsbüro zog nach Tbilissi um
  • Fit für den Winter: Neue Impf-Angebote gegen Corona
  • Sitzungen des Bezirksparlaments wegen Personalmangel absagen? Reinickendorf ist (fast) überall – auch in Steglitz-Zehlendorf ist die Personaldecke im BVV-Büro dünn
  • Bereits seit über zwei Jahren geschlossen: Der Landschaftspark Glienicke soll im März 2023 wieder geöffnet werden – aber nur teilweise
  • Tendenz noch teurer: Der Wohnungs- und Hausmarkt im Südwesten
  • Schon begonnen: 5,5 Kilometer Mauerweg werden saniert
  • Hoang Trung Nguyen ist tot: Er war beim Brand im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte schwer verletzt worden
  • „Das Lager Lichterfelde und die französischen Kriegsgefangenen“: Neue Ausstellung im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
  • Workshop in der Domäne Dahlem: „Tierwohl – ein Blick hinter die Kulissen“
  • Jung, weiblich, Schlaganfall: Zwei junge Frauen berichten
  • Der einzige Berliner Erstligist hat Erfolg: Doppelsieg für die Frauen und Männer des Berliner Hockey-Clubs
  • Deutliche Worte und ein Limerick: Leser Traugott Klose zum Landschaftspark Glienicke
  • ...und noch viel mehr aus Steglitz-Zehlendorf: tagesspiegel.de/bezirke

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