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Die Stadtfarm im Herzberge Park in Berlin-Lichtenberg.

© Robert Klages

„Der Markt für nachhaltige Produkte ist schwierig geworden“: Stadtfarm in Berlin-Lichtenberg muss schließen

In der Stadtfarm wurde Gemüse angebaut und afrikanischer Wels gezüchtet sowie verkostet. Ob es nach der Winterpause weitergeht, ist fraglich. Ein neues Konzept muss her - und Geld.

Seit November ist die Stadtfarm in Berlin-Lichtenberg geschlossen. Ob sie nach der Winterpause überhaupt wieder öffnet, ist laut den Betreiber:innen fraglich. „Der Markt für nachhaltige, regionale Lebensmittel ist extrem schwierig geworden“, schreiben sie auf Facebook. Es werde jedenfalls kein „weiter so“ im nächsten Frühjahr geben. Man müsse sich ein neues Konzept ausdenken, um überhaupt wieder Einnahmen erzielen zu können.

In der Stadtfarm werden nachhaltige Bio-Produkte wie Salat, Tomaten, Paprika und vieles mehr angebaut, aber auch afrikanischer Wels gezüchtet, in einer Aquaponik-Anlage: Durch einen Wasserkreislauf profitieren die Pflanzen im Boden und die Fische in den Becken voneinander.

Aquaponik: eine Technik aus der Antike

Eine Technik, wie sie schon aus der Antike überliefert wurde und in Asien angewendet wird – in Lichtenberg jedoch ist erstmal Schluss. Noch im November wurden die letzten Fische in der Stadtfarm verkauft. Ebenso, wie alle Produkte aus dem Hofladen. Hier ein Vor-Ort-Bericht aus dem Jahre 2018.

Wir haben darum gerungen, die Verluste zu minimieren

Die Betreiber der Stadtfarm kämpften bereits während der Pandemie um ihre Existenz.

Der Fisch konnte entweder vor Ort verkostet oder in Bio-Boxen bestellt werden. Allerdings konnte die Stadtfarm nur in einem gewissen Radius ausliefern, um den Standort im Landschaftspark Herzberge, Allee der Kosmonauten 16. Lieferungen bis Kreuzberg zum Beispiel waren nicht möglich, da die Produkte frisch verzerrt werden müssen.

Die Stadtfarm erfreute sich eines hohen Ansehens, sowohl bei Wissenschaftler:innen als auch bei Tourist:innen. Doch der Weg in den Park war vielen oftmals zu weit, womöglich fehlten es auch an der nötigen Werbung.

Seit dem Corona-Lockdown 2020 hat die Stadtfarm um ihre Existenz gekämpft. „Wir haben darum gerungen, die Verluste zu minimieren“, sagen die Betreiber:innen. „Erst brach die Gastronomie als Absatzkanal weg, dann ist die Bevölkerung kollektiv verreist (keine Endkunden mehr da!), und seit Frühjahr letzten Jahres explodieren nicht nur die Energiekosten.“

Man habe die Preise nur minimal erhöht, obwohl Gehälter, Zutaten, Logistik, Strom und Wärme zwischen 20 und 200 Prozent teurer geworden seien. „Wir hätten unsere Produkte nur noch für den Premiummarkt erzeugen müssen, was aber unserer Philosophie widerspricht, gesunde und bezahlbare Lebensmittel für die breite Masse herzustellen.“

Derzeit wird an einem neuen Konzept gearbeitet, damit die Stadtfarm eventuell wieder öffnen kann. „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass unser Ansatz des geschlossenen Wasserkreislaufs richtig ist und in einer Welt des Klimawandels auch alternativlos.“

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