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Die inklusive Redaktion von Special Olympics Deutschland

© promo

Die Erfahrungen der inklusiven Redaktion von SOD: „Da haben wir den ganzen Abend lachen müssen“

Die inklusive Redaktion von Special Olympics Deutschland berichtete in Wort und Bild rund um die Weltspiele in Berlin. Besondere Momente gab es dabei etliche.

Von Claudia Kleist

Insgesamt 330.000 Menschen besuchten die Weltspiele, Medienschaffende aus der ganzen Welt berichteten über eine Woche lang von den Wettbewerben aus Berlin. Darunter war auch die inklusive Redaktion von Special Olympics Deutschland. Das Team bestehend aus Journalist*innen mit und ohne Lernbeeinträchtigung sammelte bereits bei vergangenen Spielen Erfahrung und arbeitete möglichst selbstständig.

Isabelle Schildheuer war als Fotografin unterwegs und hat mehr als 1500 Bilder gemacht. „Manches Mal ist es anstrengend, wenn ich längere Zeit durch die Kamera schaue. Dann mache ich eine Pause und befreie meine Stirn und meine Augen“, sagt sie: „Ansonsten konzentriere ich mich darauf, dass meine Hände still sind, und ich die Kamera stabil halte und es schöne Bilder werden.“

Benjamin Philipp, war früher selbst als Aktiver im deutschen Basketball-Team der Special Olympics dabei. Jetzt arbeitet er als Volunteer in der inklusiven Redaktion. Die Arthrose in beiden Knien hat seine sportliche Karriere beendet, wie bei seinem großen Vorbild Dirk Nowitzki. Ihn hat Benjamin Philipp bei einer Pressekonferenz getroffen und konnte ihm seine Fragen stellen – ein unvergesslicher Moment.

Die Arbeit in der inklusiven Redaktion der Special Olympics bedeutet Benjamin Philipp sehr viel: „Wir sind ein super Team, wir lachen viel und haben viel Spaß. Wir fanden es auch sehr lustig, dass die Fackelläuferinnen bei der Eröffnungsfeier immer gleich das olympische Feuer entfachen wollten. Da haben wir wirklich den ganzen Abend lachen müssen, es war so toll. Besonders die eine, die ist schneller gerannt als Usain Bolt beim 100-Meter-Lauf.“

Dirk Nowitzki und Benjamin Philipp bei der Pressekonferenz.

© IMAGO/Future Image

Reinald Wolf steht Benjamin Philipp und Isabelle Schildheuer jeden Tag in der Redaktion zur Seite: „Es geht vor allem darum, die beiden bei ihrer Medienarbeit zu unterstützen, dass sie Beiträge erstellen können. Und vor allem diesen fast schon olympischen Gedanken der Teilhabe weiterzutragen.“

Markus Greiner arbeitet als Sozialpädagoge und war 20 Jahre lang bei den Special Olympics in sportlicher Funktion unterwegs: „Ich war im Wintersport als Skilanglauftrainer unterwegs. Dadurch dass es durch den Klimawandel keinen Schnee mehr gibt, war das Thema für mich beendet gewesen. Durch meine Frau, die beim Basketball eine Trainerfunktion hat, ergab sich die Möglichkeit, hier als Volunteer zu unterstützen.“

Die Weltspiele in Berlin haben Markus Greiner positiv überrascht: „Ich bin bass erstaunt, was Berlin, was Deutschland für Spiele bietet. Gerade in Zeiten des Krieges ist es ein wichtiges Signal, friedliche Spiele der Begegnung auszurichten.“

Für Reinald Wolf ist die Signalwirkung der Special Olympics wichtig: „Solche Großereignisse sorgen für Sichtbarkeit dieser Bewegung. Ich glaube aber, es muss noch mehr getan werden, im Alltag, damit die Inklusionsbewegung weitergetragen wird und dass auch eine gewisse Nachhaltigkeit aus diesen Spielen entsteht.“

Benjamin Philipp wünscht sich auch noch ein stärkeres Umdenken in unserer Gesellschaft. Konkret geht es ihm um bezahlbaren Wohnraum: „Ich finde, das ist allgemein ein deutsches Problem, dass zu wenig barrierefrei gebaut wird. Es fehlen vor allem Sozialwohnungen, kleine Wohnungen für Menschen, die vom Amt abhängig sind. Da muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Wenn man in einer Werkstatt arbeitet und dann Grundsicherung bekommt, da kann man sich keine teure Wohnung leisten. Es muss mehr Wohnraum für ärmere Menschen und Obdachlose geben.“

Isabelle Schildheuer wünscht sich mehr Empathie im täglichen Umgang miteinander: „Ich fühle mich in meinem Umfeld nicht so wirklich wohl manches Mal. Es gibt Menschen, die nehmen mich nicht richtig wahr und nicht ernst. Im Team hier und bei den Sportarten werde ich gesehen, aber draußen im richtigen, privaten Umfeld eher nicht. So fühle ich mich halt“, sagt sie. Sie habe einen essenziellen Tremor, „jeder gafft immer auf meine Hand“. In dem Team der inklusiven Redaktion sei das anders gewesen, „die helfen mir, unterstützen mich“.

Markus Greiner hofft, dass die Weltspiele in Deutschland eine nachhaltige Veränderung in Gang setzen: „Das Host Town Programm, das bringt Special Olympics in die Fläche. Das ist eine gute Sache. Ich hoffe, dass der Same, der da gesät wurde, dass der jetzt im Alltag bleibt, dass die Sportvereine, die Menschen, das Thema wahrgenommen haben und es im Alltag auch anfangen, umsetzen. Dass sie ihr Verhalten ändern und Menschen mit Beeinträchtigungen künftig positiver gegenübertreten.“

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