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Mario Barth bei seiner Show in der Lanxess-Arena in Köln. Zuletzt sorgte der Komiker mit seiner Haltung zum Gendern für Diskussion.

© IMAGO/Panama Pictures/Christoph Hardt

Der prominente Wochenrückblick : Die Anti-Woke-Agenda deutscher Komiker

Über Humor lässt sich streiten: Mario Barth mag Gendern nicht, Luke Mockridge wurde fast gecancelt und Stefan Raab meldet sich mit einem Boxkampf zurück.

Huch, was war da denn los? Während das Who’s who deutscher Spaßvögel – darunter Otto Waalkes, Olaf Schubert oder Ina Müller – in der Sendung „LOL: Last One Laughing“ versuchte, sich das Lachen zu verkneifen, rissen sich zu dem Spektakel Nicht-Eingeladene in der vergangenen Woche um Anti-Woke Schlagzeilen. Bereits zum fünften Mal kämpfen Comedians beim Streaminganbieter Amazon-Prime darum, nicht zu lachen – weil wer lacht, fliegt raus.

„Nicht-Eingeladene“ ist übrigens eine Stilblüte. Also stilistisch schön doppeldeutig, weil unfreiwillig sowohl Männer als auch Frauen gemeint sein könnten und damit ohne binnen I oder sonstige Brüller, eine geschlechtsneutrale Alternative für Außenseiter gefunden wurde.

Der Berliner Komiker Mario Barth findet Gendern nicht zum Lachen, darüber macht er häufig Witze. Ende vergangenen Jahres erst saß er in der MDR-Sendung „Riverboat“ mit einem T-Shirt, aus seiner Merchandise-Kollektion, auf dem „ich gender nicht! Ich habe einen Schulabschluss“ geschrieben steht und spielte gekonnt die alte Leier: Man dürfe heutzutage ja nichts mehr sagen, alles ist verboten und so weiter. Mit Ausnahme von Berlin, da sei es sogar erlaubt „montags Mann, dienstags Frau und mittwochs Straßenschild“ zu sein. Wie dem auch sei, vergangene Woche freute er sich auf TikTok, dass besagtes T-Shirt bald ausverkauft sei.

Kennste? Kennste? Kennste?

Der Beitrag wurde dann dummerweise gesperrt, Barth witterte eine Verschwörung und wechselte mit einer neuen Videobotschaft zu Instagram: Der Algorithmus möge vielleicht nicht, dass er nicht gendere, sagte er da. Glück im Unglück, das T-Shirt ist trotzdem immer noch bald ausverkauft – und das, obwohl es sich um einen Fehldruck handelte. Ironischerweise prangt auf dem Rücken der Aufdruck „Halt die Fresse! Dich hat keiner gefragt“ – und der sollte eigentlich auf einem anderen T-Shirt stehen. Was für eine Pointe: vorne ungefragt herumposaunen, und hinten selbiges verurteilen. Kennste? Kennste? Kennste?

Freiwillig raffinierter wusste da Ulk-Kollege Luke Mockridge mit seinen geistigen Widersachern umzugehen. In einem exklusiven Interview mit dem „Stern“ erzählte er viel über sich, weil er wegen Vorwürfen der Vergewaltigung durch seine Ex-Freundin, der Podcasterin Ines Anioli, und Vorwürfen der sexuellen Übergriffigkeit durch mehrere anonyme Frauen, vor einiger Zeit fast gecancelt wurde. Das sind natürlich alles nur Mutmaßungen und es kam nie zu einem Prozess, in dem Interview räumte er dennoch ein, „eine fast sportliche Motivation, Frauen aufzureißen“ gehabt zu haben.

Kann Mann Niederlage?

Er komme aus einer Generation, in der das noch Heldenstorys waren. Mockridge ist heute 35 Jahre jung und hätte damit eigentlich Potenzial, ein woker Vorzeige-Millennial zu sein. Aber bekanntlich ist Mann so alt, wie Mann sich fühlt, oder so ähnlich. Jedenfalls ist er nicht besonders demütig und erzählte auch: „Ich hätte es mühelos an die Spitze der deutschen Comedy geschafft, dann kam ein Säureangriff auf mein Image.“

Insbesondere diese Äußerung findet ein gewisser feministischer Teil des Internets ziemlich schockierend, immerhin seien es zu 80 Prozent Frauen, die Opfer von Säureangriffen seien. So zumindest lautet ein Kommentar unter einem entsprechenden „Stern“-Posting bei Instagram. Tatsächlich hat die Kommentierende recht, zumindest global betrachtet.

Nicht gecancelt, dafür trotzdem lange weg war auch Witzbold Stefan Raab, bis er kurz vor Ostern mit einer sehr uneindeutigen Comeback-Ankündigung bei Instagram für Furore sorgte. Das wurde vergangene Woche konkreter: Er werde mit der Ex-Profi-Boxerin Regina Halmich in den Ring steigen. Zum dritten Mal. Die beiden vorangegangenen Male – vor sehr langer Zeit – endeten jeweils mit einer Niederlage für Raab. Mit wenig Fantasie erklärt dieser Umstand viel.

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