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Christian Wulff war von 2010 bis 2012 das deutsche Staatsoberhaupt.

© dpa/Jan Woitas

„Der Diekmann hat ein Problem“: Christian Wulff vergleicht Ex-„Bild“-Chefredakteur mit einem Dieb

Die ewige Mailbox-Affäre: Der ehemalige Bundespräsident umschreibt den Ex-Chefredakteur öffentlich als dubiosen Geschäftsmann.

Ist der Rubikon erst einmal überschritten, gibt es keinen Weg zurück. Niemand weiß das besser als Christian Wulff. Der niedersächsische CDU-Politiker, der von 2010 bis 2012 deutscher Bundespräsident war, hat noch immer keinen Frieden mit dem ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann gemacht. Zu Anfang der Woche hat Wulff im Web-TV-Format „Salon Schinkelplatz“ den Ex-„Bild“-Chef sogar mit einem Dieb verglichen.

In der Diskussionsveranstaltung sprach Manuel Koch, Moderator des YouTube-Channels „Inside Wirtschaft“, den ehemaligen Bundespräsidenten nicht nur auf dessen Autobiografie „Ganz oben Ganz unten“ an, sondern auch auf Kai Diekmanns Buch „Ich war Bild“.

Bei meiner Frau und mir den Rubikon überschritten

Diekmann hat demnach bei einer Lesung am Wochenende Wulffs Mailbox-Nachricht öffentlich abgespielt. Zur Erinnerung: In der Nachricht bittet Wulff auf dem Höhepunkte der Krise den damaligen Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, von einer Veröffentlichung eines brisanten Beitrages abzusehen, solange er sich auf einer Auslandsreise in Kuwait befindet.

Wulff droht mit juristischen Schritten gegen Journalisten des Boulevardblattes. Zudem fällt der inzwischen legendäre Satz: „Und jetzt werden andere Geschichten behauptet, die Unsinn sind. Und da ist jetzt bei meiner Frau und mir einfach der Rubikon in dem Verhalten überschritten.“

Als Transkript ist der Inhalt der Nachricht seit langem bekannt. Koch wollte nun von Wulff wissen, ob es ihn anders bewege, wenn sie öffentlich abgespielt werde. „Für den Ruf nach Liebe eines solchen Menschen, der in der Öffentlichkeit gar nicht mehr stattfindet und darunter leidet, dass er ,überall rausgekegelt’ ist, habe ich keine Zeit“, antwortet Wulff zunächst ausweichend.

Zugleich spricht er aber davon, dass es zu seiner Zeit als Bundespräsident eine „totale Übergriffigkeit der Medien gegenüber der Politik“ gegeben habe, eine „Erbsünde“ – „und das war die Medienaffäre im Zusammenhang mit Wulff“. Er erwarte, dass dazu heute eine selbstkritischere Haltung eingenommen werde.

Der „Bild“-Zeitung wirft Wulff vor, mit einem gefälschten Artikel, dessen Kernaussagen die Zeitung später alle habe zurücknehmen müssen, den Bundespräsidenten gestürzt zu haben.

Gott sei Dank, dass ich der Bestohlene war und nicht der Dieb.

Christian Wulff, ehemaliger deutscher Bundespräsident, sieht sich weiterhin als Opfer einer Medienaffäre.

Diekmanns Buch, das kurz vor der diesjährigen Leipziger Buchmesse herausgekommen ist, habe er nur in Teilen gelesen. „Ich wundere mich, wenn ich einen finde, der das ganz liest“, fügte Wulff an. Diekmann habe so wenig dazu gelernt, „so viel Selbstbeweihräucherung, so wenig Selbstreflexion“.

Das ganze Buch und der Autor seien dubios, sagt Wulff

Der ganze Autor und das ganze Buch seien dubios, sagt Wulff über einige Anschuldigungen in Diekmanns Buch. Das sei alles längst geklärt, so der Ex-Bundespräsident.

Auf die Frage, ob er auch von politischen Gegnern gestürzt worden sei, landete Wulff wiederum bei Kai Diekmann: Wenn man beklaut wurde, sei vor allem wichtig, dass niemand verletzt wurde oder anders zu Schaden kam. Da sage man sich: „Gott sei Dank, dass ich der Bestohlene war und nicht der Dieb.“

Nach einer kleinen Pause setzt Wulff fort: „Der Diekmann hat ein Problem. So, wie der, der mit dem geklauten Geld rumläuft, der hat ein Problem. Er hat das Geld, aber er hat es geklaut. Mir wurde es geklaut, aber das ist jetzt zwölf Jahre her.“

Diekmanns Handy hat die Abdankung des ehemaligen Staatsoberhauptes nur um zwei Jahre überstanden. 2014 fiel es in der Türkei in einen Urlaubspool. Um an den Speicher mit der Mailbox-Nachricht zu kommen, wurde es später aufgebrochen. Die Nachricht existiert indes weiter.

Vor Wulff waren schon Aktivist und Regisseur Rosa von Praunheim, die RTL-Journalistin Liv von Boetticher und „Tagesthemen“-Chef Helge von Fuhst Gast im „Salon Schinkelplatz“. Insgesamt hat die Diskussion von Wulff mit Moderator Koch, die auf Youtube abgerufen werden kann, eine Länge von fast 90 Minuten.

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