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Tucker Carlson gehört zu den wichtigsten rechtskonservativen Medienpersönlichkeiten in den USA.

© dpa/Seth Wenig

Tucker Carlson im russischen Staatsfernsehen: Putins bester Propagandist

Rossiya TV startet „Tucker“. Aber ohne seine Einwilligung, sagt der rechtskonservative US-Journalist.

Auf die Unterstützung der russischen Staatsmedien kann sich Tucker Carlson verlassen. Als der rechtskonservative Moderator im April beim US-Sender Fox News geschasst wurde, sprangen sie sofort in die Bresche. Seine Entlassung sei erfolgt, weil er in einem Amerika ohne Meinungsfreiheit „die Wahrheit gesagt“ habe. Die wahren Gründe, warum Tucker bei Fox News gehen musste, wurden nie öffentlich, möglicherweise, weil er das Management der TV-Station in E-Mails kritisiert hatte.

„Tucker“ gestartet

Die „Wahrheit“ des Tucker Carlson, der gleich nach seinem Rauswurf mit einer eigenen Sendung auf X (früher Twitter) startete, fußt auf einem von ihm behaupteten „Krieg der Nato gegen Russland“. Solche Rhetorik, so sei die Ukraine „ein Klientenstaat des US-Außenministeriums“, passt derart gut zur Propaganda des russischen Staatsfernsehens, dass der Sender Rossiya 24 beschlossen hat, eine neue Sendung mit dem Titel „Tucker“ zu starten. Eine erste Folge wurde am Wochenende ausgestrahlt, berichtet die „Washington Post“.

Carlson gab sich von der Karriere im russischen Fernsehen überrascht, offenbar wurde das Material ohne seine Erlaubnis genutzt. In einem Interview mit der „Financial Times“ sagte Carlson. er habe von der Sendung nichts gewusst und bezeichnete sie unter anderem als „Unsinn“. Das wird das russische Publikum nie erfahren, zu willkommen scheint für die „Putinisten“ die Chance, mit einer Carlson-Show ihre eigenen Wahrheiten mit denen des US-Journalisten zu verschmelzen.

Und er wird hofiert. Kürzlich bat Carlson um ein Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, eine Bitte, die von der Leiterin des staatlich finanzierten Senders RT, Margarita Simonyan, öffentlich gemacht und unterstützt wurde. „Tucker ist ein großartiger Kerl, und nebenbei bemerkt, er bittet wirklich um ein Interview mit Wladimir Putin. Wenn also jemand davon gehört und es dem Präsidenten gemeldet hat, wäre das großartig“, sagte Simonyan. Tucker ist für sie „der beliebteste Moderator in der Geschichte der USA“.

Die USA sabotieren die Energieversorgung der Deutschen, die Biden-Regierung hat die Nordstream-Pipeline gesprengt

Tucker Carlson

Tatsächlich ist das Ende von Tucker Carlson bei Fox News keineswegs das Ende des ehemals politischen Kommentators, der sich zum Verschwörungstheoretiker radikalisiert hat. „Tucker on X“ hat bereits zehn Millionen Follower, längst ist der 54-Jährige sein eigenes Tourneeunternehmen. Tucker Carlson gibt es mittlerweile auch als international edition.. Er gibt der Schweizer „Weltwoche“ Interviews, er tritt in Budapest mit Balázs Orbán auf, der Kuratoriumsvorsitzender des Mathias Corvinus Collegium und politischer Direktor des Ministerpräsidentenamtes ist.

Nach einem Bericht der „Budapester Zeitung“ zog Carlson auch bei seinem Auftritt in der ungarischen Hauptstadt vom Leder. In den USA sei eine nicht haltbare Lage entstanden. „Die USA wollen ein Produkt verkaufen, das niemand will“, meinte Tucker. „Ich liebe Amerika, aber leider sind unsere heutigen Führer verrückt geworden.“ Auch die Deutschen seien arm dran. „Die USA sabotieren die Energieversorgung der Deutschen, die Biden-Regierung hat die Nordstream-Pipeline gesprengt.“ Die Deutschen würden aber eines Tages aufwachen.

Das muss Musik in den Ohren Putins und seiner Gefolgsleute sein. Jedenfalls verstärkt Carlson mit dieser Agenda die Hoffnung auf ein Interview mit dem russischen Präsidenten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte dazu: „Sie wissen, dass der Präsident, wenn er mit ausländischen Medien spricht, immer sehr offen ist, detaillierte Antworten gibt und immer die Position unseres Landes erklärt. Ob Carlson unter denjenigen sein wird, die für ein Interview infrage kommen, müssen wir abwarten.“ Heißt auch: Tucker Carlson muss sich eines Gesprächs mit Wladimir Putin als würdig erweisen.

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