zum Hauptinhalt
Inzwischen gilt die Oper nahe der Harbour Bridge gilt als Meisterwerk.

© dpa/Carola Frentzen

Die Oper von Sydney wird 50: Von der Müllhalde zum Meilenstein

Kaum ein Gebäude ist mehr Wahrzeichen für seine Stadt als das Opernhaus in Sydney. Dabei war das Gebäude lange umstritten. Am Freitag wird es ein halbes Jahrhundert alt.

Bennelong Point in Sydney war einst die vermutlich größte Müllhalde Australiens. Die Aboriginal People entsorgten an der Landzunge, die weit in den Hafen der Metropole ragt, nach den Mahlzeiten dort ihre Essensreste. Heute steht an dieser einstigen Müllhalde das berühmteste Gebäude Australiens, wenn nicht der Welt: Das Opernhaus in Sydney. 

An diesem Freitag wird dieses Wahrzeichen nun 50 Jahre alt. Seine sechs hoch aufragenden, geschwungenen Schalen, die mit rund einer Million weißen Keramikfliesen verkleidet sind, gelten als Meilenstein der Architektur. 2003 hat der Architekt, der Däne Jørn Utzon, den wichtigsten Architekturpreis, den Pritzker Preis, für sein Design gewonnen. Seit 2007 ist das Gebäude Weltkulturerbe.

Heute zieht die Oper in Sydney jährlich mehr als zehn Millionen Besucherinnen und Besucher an, doch ihre Anfänge waren alles andere als einfach. Jørn Utzons Ideen – inspiriert von der monumentalen Maya- und Aztekenarchitektur – führten in Australien anfänglich zu teils hitzigen Kontroversen.

10
Millionen Menschen besuchen das Wahrzeichen von Sydney pro Jahr.

Eigentlich habe sein Vater Freude daraus gezogen, wenn nicht alles gleich glattlief, erinnert sich sein Sohn Jan Utzon, der inzwischen 79 Jahre alt und zu den Geburtstagsfeierlichkeiten aus Dänemark nach Australien gereist ist. Grundsätzlich habe sein Vater aber die Herausforderungen, die die Architektur mit sich bringe, stets geliebt.

Der Däne Jørn Utzon hat sein Werk nie vollendet gesehen.

© Promo/courtesy of Sydney Opera House Trust

1966 – inmitten der Bauarbeiten – stand der Architekt aber zumindest vorübergehend vor den Trümmern seiner Karriere. Die damalige australische Regierung warf ihm Verschwendung und zu viele Verzögerungen vor. Utzon reichte seine Kündigung ein, die die Regierung nur liebend gerne annahm.

Kritiker verspotteten das Bauwerk

Gemeinsam mit seiner Familie verließ der Däne das Land, die Oper ließ er halb vollendet zurück. International löste die Behandlung des Architekten einen Aufschrei aus: Es gab Protestbriefe von bedeutenden Künstlern, Designern und Intellektuellen aus aller Welt. Auch in Sydney marschierten 1000 Menschen zum Regionalparlament.

Utzon, dessen Entwurf den internationalen Designwettbewerb zehn Jahre zuvor aus insgesamt 233 Einsendungen gewonnen hatte, hat die Oper letztendlich nie in vollendetem Zustand gesehen. Am 20. Oktober 1973, als die damalige britische Königin Elizabeth II. in ihrer Rolle als Staatsoberhaupt Australiens die Oper offiziell eröffnete, stand er nicht mit auf der Gästeliste. Kritiker bezeichneten den Bau einst als „Gruppe französischer Nonnen beim Fußballspiel“. Dass das Gebäude später Weltkulturerbe und eines der berühmtesten Bauwerke der Welt werden würde, konnten sich damals viele nicht vorstellen.

Letzteres wurde den Australiern erst Jahrzehnte später bewusst und eine neue Regierung versöhnte sich wieder mit Utzon. „Er wurde 1999 eingeladen, bei der Renovierung des Opernhauses mitzuhelfen“, sagte sein Sohn Jan. Sein Vater habe damals ein Dokument erarbeitet, das es künftigen Architekten in 50 oder 100 Jahren ermöglichen soll, nachzuvollziehen, wie er dachte und arbeitete.

Die Renovierungsarbeiten erlaubten dem Dänen schließlich, die Oper gemäß seiner Designprinzipien umzugestalten. Utzon konnte vollenden, was er einst begonnen hatte, auch wenn er – inzwischen aus Gesundheitsgründen – nicht mehr nach Australien reisen konnte. Doch er arbeitete wieder an seiner Oper – er habe dieses Gebäude „wie eine Symphonie“ in seinem Kopf, sagte er damals in einem Interview.

Sein Sohn vollendete, was Utzon angefangen hatte

Federführend war es schließlich sein Sohn Jan, der zusammen mit dem australischen Architekten Richard Johnson die Wünsche des Vaters zur Vollendung brachte: Der Operngraben wurde umgebaut, das Auditorium verändert, die Akustik verbessert, der Zugang durch Rolltreppen erleichtert und das westliche Areal geöffnet.

So sollte die Symmetrie des Gebäudes besser zur Geltung kommen und auch das Wasser, das im Inneren des Gebäudes bis dahin keine Rolle spielte, während es das Gebäude von außen mitbestimmte. Für den Vater war es so etwas wie eine nachträgliche Bestätigung, für den Sohn ein Auftrag, wie er ihn sich nur wünschen konnte.

Der Petersdom in Rom wurde über einen Zeitraum von 150 Jahren erbaut und 15 verschiedene Architekten waren daran beteiligt

Architekt Jørn Utzon

Auch wenn Jørn Utzon den Meilenstein der Architektur, den er geschaffen hat, selbst nie zu Gesicht bekommen habe, so habe es ihn getröstet, dass das Opernhaus später von den Menschen in Sydney und in ganz Australien angenommen und ganz offensichtlich geliebt wurde, meinte Jan Utzon.

Auch die Rolle, die das Gebäude für die Entwicklung der darstellenden Künste in Australien spielte, sei für ihn wichtig gewesen. Bereits als sie Australien verließen, habe sein Vater ihm erklärt, dass es bei einem Gebäude wie dem Opernhaus in Sydney selbstverständlich sei, dass nicht nur eine Person alles entscheiden sollte. „Der Petersdom in Rom wurde über einen Zeitraum von 150 Jahren erbaut und 15 verschiedene Architekten waren daran beteiligt“, habe er damals zu ihm gesagt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false