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Ein Bild vom 8. April 2024 zeigt, wie Rettungskräfte Bewohner aus dem überfluteten Teil der Stadt Orsk in der russischen Region Orenburg, südöstlich der Südspitze des Uralgebirges, evakuieren. 

© AFP/ANATOLIY ZHDANOV

Update

„Jahrhundertflut apokalyptischen Ausmaßes“: Hochwasserkatastrophe in Russland und Kasachstan spitzt sich weiter zu

In der russischen Stadt Orenburg steht der Ural fast zehn Meter hoch. Wegen der Schneeschmelze und Niederschlägen gibt es große Überschwemmungen. Menschen fordern: „Putin hilf!“

Die Hochwasserlage in Russland im Süden des Uralgebirges spitzt sich weiter zu. In der Großstadt Orenburg steht der Fluss Ural aktuell 10,54 Meter hoch – also 124 Zentimeter über das Niveau, das von den Behörden gerade noch als sicher eingestuft wird. Mehrere Stadtteile standen dort unter Wasser.

Experten erwarten, dass das Wasser noch um weitere 30 bis 70 Zentimeter steigen wird, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Auch am Donnerstag stiegen die Pegelstände des Ural und anderer Flüsse in der Region weiterhin an.

Kritische Hochwasser-Lage in Orenburg

Besonders dramatisch war die Lage unter anderem im russischen Orenburg, das etwa 1200 Kilometer südöstlich von Moskau liegt. Große Teile der 550.000-Einwohner-Stadt sind mittlerweile überschwemmt.

Im gesamten Verwaltungsgebiet Orenburg an der Grenze zu Kasachstan standen nach einer Übersicht der Behörden vom Mittwoch 12.800 Häuser unter Wasser, dazu 14.900 Gartengrundstücke. Demnach mussten mehr als 7000 Menschen ihre Häuser verlassen.

Ein Mann trägt in Orenburg eine Katze während er zusammen mit Rettungskräften ein Boot in einem überfluteten Gebiet zieht.
Ein Mann trägt in Orenburg eine Katze während er zusammen mit Rettungskräften ein Boot in einem überfluteten Gebiet zieht.

© dpa/Uncredited

Blick auf den vom Hochwasser betroffenen Leninskij-Bezirk der Stadt Orsk in der Region Orenburg.
Blick auf den vom Hochwasser betroffenen Leninskij-Bezirk der Stadt Orsk in der Region Orenburg.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Yegor Aleyev

Die Wassermassen führten dazu, dass in mehreren Dörfern die Umspannwerke abgeschaltet werden mussten und es keinen Strom gab. Gerichte stellten ihre Arbeit ein, Museen brachten ihre Schätze in Sicherheit.

Der Orenburger Gouverneur Denis Pasler forderte die Menschen auf, sich in sichere Teile der Stadt zu retten. In der Region Orenburg gilt der Ausnahmezustand.

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Russische Staatsmedien sprechen von einer „Jahrhundertflut mit apokalyptischen Ausmaßen“. Besonders betroffen im Gebiet Orenburg ist die Stadt Orsk, wo Dämme gebrochen waren.

Hochwasser auch in anderen Regionen

Aber auch benachbarte Regionen klagen über steigendes Hochwasser. Immer mehr Menschen mussten dort ihre Häuser verlassen und Hab und Gut zurücklassen. Insgesamt mussten sich bereits mehr als 110.000 Menschen in den betroffenen Gebieten in Sicherheit bringen. Allein 97.000 sind es bislang in Kasachstan, dessen Norden zusammen mit den Gebieten im russischen Uralgebirge am schwersten betroffen ist.

Kasachische Rettungskräfte evakuieren am 9. April 2024 Bewohner der überschwemmten Siedlung Pokrovka, etwa 90 km von der Stadt Petropavl entfernt, im Norden Kasachstans nahe der Grenze zu Russland. 
Kasachische Rettungskräfte evakuieren am 9. April 2024 Bewohner der überschwemmten Siedlung Pokrovka, etwa 90 km von der Stadt Petropavl entfernt, im Norden Kasachstans nahe der Grenze zu Russland. 

© AFP/EVGENIY LUKYANOV

Das Luftbild zeigt überflutete Wohngebiete in Orenburg am 3. April 2024.
Das Luftbild zeigt überflutete Wohngebiete in Orenburg am 3. April 2024.

© dpa/Uncredited

Das Wasser steigt aber auch in einigen Gegenden der Wolga, dem längsten Fluss Europas, sowie im Südwesten Sibiriens, etwa in der Stadt Tomsk und in der an Kasachstan grenzenden Region Kurgan. In dieser Region waren auf Fotos und Videos ebenfalls riesige überflutete Flächen zu sehen. Teils ragten von den Häusern nur Dächer aus dem Wasser. Menschen ließen sich mit Rettungsbooten in Sicherheit bringen. 

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Bevölkerung fordert „Putin hilf!“

In Orenburg wurde zunehmend Kritik an den Behörden und deren Krisenmanagement laut. Bewohner forderten mehr finanzielle Unterstützung und Hilfe von Präsident Wladimir Putin.

Der Kreml hat erklärt, Putin werde regelmäßig über die Lage informiert. Er plane derzeit jedoch nicht, das betroffene Gebiet zu besuchen. Stattdessen ordnete er einen größeren Einsatz von Polizeipatrouillen an, die Plünderungen verhindern sollen. Auf einem Video war zu sehen, wie Menschen auf einem Platz „Putin hilf!“ riefen.

Rettungskräfte fahren im Schlauchboot durch die überflutete Stadt Orsk in der Region Orenburg in Russland.
Rettungskräfte fahren im Schlauchboot durch die überflutete Stadt Orsk in der Region Orenburg in Russland.

© IMAGO/SNA/IMAGO/Vladimir Astapkovich

Von der Flut Betroffene wurden in Notunterkünfte gebracht.
Von der Flut Betroffene wurden in Notunterkünfte gebracht.

© imago/ITAR-TASS/Yegor Aleyev

„Es herrschen große Aufregung, Empörung und starke Emotionen, die ich verstehe und teile“, sagte Orenburgs Bürgermeister Sergej Salmin. Die Frage der Entschädigung und das Verfahren zur Zahlungsabwicklung sorgten besonders für Unruhe. Bereits jetzt handelt es sich nach Angaben von russischen Behördenvertretern um die schlimmsten Überschwemmungen in der Region seit es Aufzeichnungen dazu gibt.

Kritiker bemängeln, dass seit Jahren zu wenig getan werde, um sich gegen das Frühjahrshochwasser zu rüsten. „In Russland gibt es eine Katastrophe nach der anderen“, sagte die Putin-Kritikerin Julia Nawalnaja, Witwe des im Februar gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny.

Die Machthaber seien wie immer nicht vorbereitet. „Im Winter sind sie nicht auf Frost und Schneefall vorbereitet, im Sommer nicht auf die Waldbrände, im Frühjahr nicht auf das Hochwasser“, sagte sie.

Einsatzkräfte inspizieren eine überflutete Straße in Orenburg.
Einsatzkräfte inspizieren eine überflutete Straße in Orenburg.

© IMAGO/SNA/Vladimir Astapkovich

Luftaufnahme des Flutgebiets nahe der Stadt Orenburg in Russland am 10. April
Luftaufnahme des Flutgebiets nahe der Stadt Orenburg in Russland am 10. April

© REUTERS/MAXIM SHEMETOV

Eisschmelze und Niederschläge für Flut in Russland verantwortlich

Als Ursache für das Hochwasser gilt das Schmelzwasser aus dem Uralgebirge. Dass dadurch im Frühling einige der größten Flüsse in Russland und Zentralasien anschwellen und über die Ufer treten, ist durchaus üblich.

In diesem Jahr jedoch löste eine Kombination mehrerer Faktoren ungewöhnlich starke Überschwemmungen aus: Nach Angaben russischer Katastrophenschutz-Experten war zum einen der Boden schon vor dem Winter durchnässt gewesen. Unter sehr starken Schneefällen gefror er und als dann im Frühling die Temperaturen rasch anstiegen, schmolz das Gemisch - begleitet auch noch von heftigen Regenfällen.

Außerdem seien starke Niederschläge sowie Dammbrüche bei der Stadt Orsk für das Hochwasser verantwortlich, so Experten. Orsk war zunächst am schwersten von der Überflutung getroffen. Am Mittwoch zeichnete sich dort erstmals ein leichter Rückgang des Wasserstands ab.

Auch aus den angrenzenden Gebieten Kasachstans wurden Überschwemmungen gemeldet. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums in der Hauptstadt Astana wurden bislang 96. 000 Menschen vorübergehend in Sicherheit gebracht. (dpa, Reuters)

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