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Dr. Magnus Heier

© Stefan Braun

Besser kein zweites Mal: Eine Gehirnerschütterung ist nicht harmlos

Leichte Schädel-Hirn-Verletzungen sind alltäglich – aber was dann? Das Organ ist danach verwundbarer. Eine neue Folge der Kolumne „Im weißen Kittel“.

Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Ob ein Kind von einem Rad fällt oder ein alter Mensch über seinen Rollator, ob ein Fußballer einen Volleyschuss oder ein Heimwerker die Leiter an den Kopf kriegt – die Folge kann eine Gehirnerschütterung sein. Medizinisch: Commotio cerebri, die leichteste Art einer Hirnverletzung. Trotzdem sind die Symptome erheblich: Das Bewusstsein kann für Sekunden oder Minuten gestört sein, Übelkeit oder sogar Erbrechen können folgen.

Die Erinnerung direkt vor der Verletzung kann fehlen – selten auch eine kurze Episode danach. Langfristig – über Wochen – können Kopfschmerzen bleiben oder Schwindel, selten auch Übelkeit.

Was ist passiert? Nervenzellen des Gehirns werden mechanisch beschädigt. Die Symptome hängen davon ab, welcher Teil des Gehirns einen Treffer abgekommen hat und wie schwer der Schlag oder Stoß war. Wenn etwa der Hinterkopf und damit das Sehzentrum getroffen wurden, können die Betroffenen „Sterne sehen“. Andere Bereiche machen andere Symptome.

Ist dann ein Arztbesuch nötig? Im Zweifel: Ja

Muss der Betroffene zum Arzt? Die Frage ist schwer zu beantworten, es gibt keine trennscharfe Ja/Nein-Antwort. Je schwerer und länger die neurologischen Ausfälle sind, wenn sie nicht besser, sondern schlimmer werden, wenn Seh- oder Sprechstörungen dazukommen – dann ist ein Arztbesuch sinnvoll. Dabei gilt grundsätzlich: im Zweifel ja.

In allen Fällen ist das Gehirn nach einer Gehirnerschütterung verwundbarer. Was konkret heißt: Eine zweite Verletzung am Kopf darf nicht passieren! Außerdem braucht das Gehirn eine Auszeit von ein paar Tagen: genug Schlaf, genug Flüssigkeit, leichte sportliche Übungen, aber nicht zu viel Aktivität. Kinder brauchen eher länger als Erwachsene.

Was im Augenblick vor allem mit Blick auf kopfballstarke Fußballer diskutiert wird: Wie viel ist zu viel? Hält das Gehirn regelmäßige Kopfstöße über Jahre folgenlos aus? Die aktuelle Antwort: Eher nicht. Degenerative Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer scheinen sich bei Kontaktsportarten mit häufigen leichten Hirnverletzungen zu häufen.

Für Nicht-Leistungssportler gilt: Auch nach leichten Verletzungen im Zweifel zum Arzt. Und immer eine Schonungsphase einlegen.

Die Kolumne erscheint immer mittwochs. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf der Kolumnenseite „Im weißen Kittel“.

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