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Wer seinen Lebensstil ändert, kann länger leben.

© Bearbeitung: Tagesspiegel / Fred Moon/unsplash

Herzerkrankungen senken die Lebenserwartung: Was sollten die Deutschen für ein längeres Dasein ändern?

In der Bundesrepublik ist die Lebenserwartung im Vergleich mit anderen Ländern in Westeuropa niedrig. Was das für Lebensstil und Gesundheitsversorgung bedeutet, beantworten drei Experten.

In Deutschland ist die Lebenserwartung im Vergleich zu anderen Ländern in Westeuropa niedrig. Das hat eine Studie aus dem Jahr 2019 ergeben, also noch vor der Corona-Pandemie und ihren gesundheitlichen Folgen. Was können die Deutschen ändern, um länger zu leben? Drei Experten antworten. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Die Deutschen haben einen ungesunden Lebenswandel

Deutschland hat allgemein ein Problem mit einem Lebensstil, der ungesund für Herz und Kreislauf ist. Ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung und eine zu hohe Arbeits- und Stressbelastung hinterlassen ihre Spuren. Deshalb ist die Lebenserwartung in südeuropäischen Ländern wie Spanien oder Italien allein schon durch die herzgesündere mediterrane Kost höher.

Um das zu ändern, bräuchte es einen grundlegenden Umbau des deutschen Gesundheitswesens, in dem der Präventionsgedanke mehr Gewicht bekommt. Die gesetzlichen Gesundheitschecks, die die Krankenkassen finanzieren, sind ja gut und richtig. Aber in einer mit Akutfällen überlasteten Arztpraxis sind sie nur schwer nutzvoll umzusetzen. Da werden dann die Untersuchungen gemacht und Laborwerte gemessen. Aber um den Patienten von dringend notwendigen Änderungen im Lebensstil zu überzeugen, braucht es Zeit für Gespräche. Doch dafür fehlt dem Arzt oft einfach die Zeit.

Am besten wäre es, wenn es für diese Aufgabe Präventionsexpertinnen und -experten gäbe, die sich die Zeit nehmen können, die Menschen ausführlich über die gesundheitlichen Vorteile aufzuklären, die eine gesündere Lebensweise mit sich bringt, und darüber, wie man die ja auch mitunter anstrengende Änderung des Lebensstils erfolgreich umsetzen kann.

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Es müssen mehr Menschen zur Vorsorge gehen

Je früher Probleme an Herz und Kreislauf erkannt werden, desto besser sind sie heilbar. Doch Deutschland hat ein Vorsorgeproblem. Zwar gibt es hierzulande ein breites Angebot an Vorsorgeuntersuchungen, die die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen. Dazu zählt der regelmäßige Gesundheits-Check-up zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen für alle ab 35 Jahren.

Doch das Angebot wird viel zu wenig genutzt. Von 42 Prozent im Jahr 2010 sank die Teilnahmequote bis 2021 auf nur noch 29 Prozent. Deshalb war es auch kein gutes Signal, dass im Jahr 2018 der Rhythmus, in dem Menschen den Check-up in Anspruch nehmen konnten, von zwei- auf dreijährlich umgestellt wurde. Die (unbeabsichtigte) Botschaft dahinter: nicht so wichtig.

Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Krebsvorsorge. Zum Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs gingen laut AOK regelmäßig 61 Prozent der Frauen.

Was also ist zu tun? Es muss mehr für die Teilnahme an den Gesundheits-Check-ups geworben werden! Aufklärungskampagnen, wie sie für die Darmkrebs-Vorsorge laufen, sind dafür ein gutes Vorbild. Die Frequenz, in der die Untersuchung in Anspruch genommen werden kann, muss wieder erhöht werden. Und schließlich sollte es zu den Untersuchungen schriftliche Einladungen geben wie beim Mammografie-Screening.


Im Ernstfall zählt jede Minute

Befindet sich eine Herz-Patientin oder ein Herz-Patient erst einmal im Rettungswagen, sind die Chancen gut, dass ihr beziehungsweise sein Leben gerettet werden kann. Denn auch wenn es natürlich immer Verbesserungspotenziale gibt, haben deutsche Kliniken hinsichtlich Ausstattung und Abläufen in der Herznotfallmedizin einen hohen Standard. Das Hauptproblem ist ein anderes.

In Sachen Laien-Reanimation nach einem plötzlichen Herzstillstand oder einem Infarkt hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Je nach Alter versterben zwischen 30 und 40 Prozent aller Herznotfallpatienten prähospital, also noch bevor sie im Krankenhaus eintreffen. Wir müssen deshalb viel stärker aus dem Krankenhaus heraus denken, denn schon vorher zählt buchstäblich jede Minute! Ein großes Thema sind mangelnde Aufklärung und eine hohe Hemmschwelle, fremde Menschen auf der Straße im Ernstfall zu beatmen.

Nur die wenigsten wissen zum Beispiel, dass Letzteres gar nicht erforderlich ist. Wird eine Herzmassage richtig durchgeführt, reicht sie allein aus, um die Zeit zu überbrücken, bis professionelle Hilfe eintrifft. Um mehr Leben zu retten, muss dieses Wissen über eine effektive Laien-Reanimation auch in Schulen, Sportvereine und Unternehmen transportiert werden.

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