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Dr. Magnus Heier

© Stefan Braun

Von wegen gefährliche Bakterienschleuder: Ein Hund als Haustier ist sogar gesund

Im Umgang mit ihrem Haustier können sich Menschen allerhand Bakterien einfangen. Dennoch ist Abschlecken meist ungefährlich. Impfen und Zahnpflege lohnen sich trotzdem.

Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Wer Hundebesitzer im Umgang mit ihren Tieren beobachtet, ist häufig irritiert: Den Hund auf die Schnauze zu küssen ist seltsam, sich von ihm lustvoll abschlecken zu lassen ist komisch. Als Arzt hat man dabei natürlich sofort das Bild von Millionen von Bakterien im Kopf, die ihren Wirt wechseln. Und das tun die Keime tatsächlich auch. Aber wie gefährlich ist dieser Austausch für den Menschen? Immerhin stecken Hunde ihre Nase in jeden Hundehaufen und lecken ihre Genitalien. Also doch gefährlich?

Die Antwort ist überraschend: kaum. Zwar sind auch potenziell sehr gefährliche Keime bekannt, die der Hund (und auch die Katze) übertragen kann: Capnocytophaga canimorsus etwa – dieses Stäbchenbakterium ist besonders für ältere und immungeschwächte Personen sowie für Alkoholiker riskant. Aber letztlich ist das Risiko einer gefährlichen Übertragung beim Lecken eines Hundes verschwindend gering, etwa so groß wie das eines Blitzschlages, heißt es.

Das entscheidendere Risiko ist ein anderes: Hunde, die Gesichter ablecken, können auch beißen. Natürlich ist jeder Hundebesitzer von der Gutmütigkeit des eigenen Tieres felsenfest überzeugt. Aber eine Studie von 2009, in der 1347 von Hunden gebissene Kinder untersucht wurden, kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: In knapp vier von zehn Fällen war es der Familienhund, der zugebissen hatte. Und während Hunde bei Erwachsenen vor allem in Hand und Wade beißen, ist es bei kleinen Kindern oft auch der Nacken oder das Gesicht. So ein Biss kann neben dem chirurgischen auch ein psychologisches Problem werden.

Statt nun aber den Familienhund auszusperren wäre es klüger, ihn wie ein Familienmitglied zu behandeln – ihn zu impfen, zu erziehen, seine Zähne zu putzen. Denn der enge Kontakt zu Haustieren kann ausdrücklich gesund sein: Es gibt zahlreiche Studien, die das beweisen: Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, haben seltener Allergien und Infektionen. Ihr Immunsystem ist offenbar im Training. Von den regelmäßigen Spaziergängen mit Hunden gar nicht zu reden. Unterm Strich: Hunde sind gesund!

Alle bisher erschienen Folgen der wöchentlichen Kolumne finden Sie auf der Übersichtsseite.

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