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Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums bei einem Videoauftritt.

© Screenshot Twitter

Propaganda des Verteidigungsministeriums: Russland will 600 Ukrainer getötet haben – traf aber die Ziele gar nicht

An Neujahr töteten die Ukrainer mehrere Hundert russische Soldaten bei Raketenangriffen. Moskau behauptet jetzt, sich gerächt zu haben.

Nachdem die Ukraine an Silvester bei einem Raketenschlag nach eigenen Angaben mehr als 400 russische Soldaten getötet oder verletzt hatte, reagierte die russische Militärführung am 8. Januar mit einem vermeintlichen Vergeltungsschlag

Russland will nach eigenen Angaben mit einem Raketenangriff in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk mehr als 600 ukrainische Soldaten getötet haben.

Es habe sich um einen Angriff auf zwei Gebäude gehandelt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. In einem der Gebäude seien mehr als 700 ukrainische Soldaten untergebracht gewesen, in dem anderen mehr als 600.

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Diese Meldung stellt sich nun als falsch heraus. 

Wie der amerikanische Militär-Think-Tank „Institute for the Study of War“ in seinem aktuellen Lagebericht schreibt, reiste ein finnischer Reporter an den Ort des vermeintlichen Raketenangriffs und stellte fest, dass dort lediglich eine leere Schule zerstört wurde. Auch der italienische Kriegsreporter Daniele Raineri ist in Kramatorsk vor Ort.

Auch er besuchte die zwei Orte, an denen Russland vorgibt, ukrainische Soldaten getötet zu haben. An beiden Orten trafen die Raketen nicht ihr Ziel, sondern landeten neben den Gebäuden.

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Auch Reporter der Nachrichtenagentur Reuters fanden keine Hinweise auf den tödlichen Angriff in Kramatorsk. Die zwei Gebäude, die angeblich zerstört wurden, seien intakt, schreibt die Agentur.

Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass Soldaten dort untergebracht worden sind oder Hinweise auf Verletzte in Form von Kleidung oder Blutspuren.

Serhiy Cherevatyi, Sprecher der ukrainischen Truppen in der Ostukraine, nannte die Behauptung Russlands einen Versuch, Stärke zu zeigen. „Das ist eine reine Informationskampagne“, sagte er.

Zuvor hatte auch der Bürgermeister von Kramatorsk erklärt, dass es bei dem Angriff keine Opfer gegeben habe.

Die Frage ist: Log die russische Militärführung vorsätzlich? Oder ging sie davon aus, die Ziele tätsächlich getroffen zu haben? Beantworten lässt sich diese Frage nicht.

Dass die russischen Raketen unter anderem wegen ihres Alters vielfach ungenau sind, darüber berichten die Ukrainer seit Monaten. Es kann also durchaus sein, dass Moskau tatsächlich glaubte, die Ziele getroffen zu haben.

Andererseits melden russische Truppeneinheiten durchaus auch Erfolge von der Front in der Ukraine zurück, die nie stattgefunden haben, nur um einen Befehl ausgeführt zu haben.

Mehrere russische Militärblogger übten unterdessen Kritik am russischen Verteidigungsministerium und wiesen darauf hin, dass es bereits häufiger betrügerische Behauptungen aufgestellt habe. (mit Reuters)

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