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Soldaten des polnischen Militärs patrouillieren hinter Stacheldraht nahe der ukrainischen Grenze.

© picture alliance/dpa

Update

Russlands Schützengräben weggespült: Wie Winterstürme am Schwarzen Meer den Krieg und die Bevölkerung treffen

Anhaltende Schneestürme am Schwarzen Meer richten schwere Schäden in der Ukraine, aber auch Russland an. Die Ukraine soll die schlechten Sichtverhältnisse am Dnipro genutzt haben.

| Update:

Ein Unwetter über dem Schwarzen Meer hat schwere Schäden an ukrainischen Küsten, auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim und im Süden Russlands angerichtet.

Der schwere Schneesturm an der gesamten Schwarzmeerküste sorgt vielerorts für erhebliche Probleme gesorgt. Neben der Stromversorgung in einigen Gebieten brach auch der Straßenverkehr zusammen, während zentrale Landesteile zunächst mit Kälte und Schneeregen zu kämpfen hatten.

Das Unwetter forderte offiziellen Angaben zufolge bisher 10 Tote und 23 Verletzte. Unter den Verletzten seien auch zwei Kinder, schrieb Innenminister Ihor Klymenko am Dienstagmorgen auf seinem Telegram-Kanal. Am schlimmsten sei die Lage in der südukrainischen Region Odessa.

Auch auf der von Russland besetzten und völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim lähmte der Sturm den Verkehr und das öffentliche Leben.

Infolge des Sturms sollen auf der Halbinsel russische Schützengräben von den Wassermassen überflutet und andere Verteidigungsstellungen weggespült worden sein.

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Das berichtet das schwedische Staatsfernsehen SVT unter Berufung auf den unabhängigen russischen Nachrichtendienst „Astra“. Allerdings ließen sich die Angaben nicht durch Satellitenbilder bestätigen, da die Halbinsel von Wolken bedeckt sei, so der schwedische Sender.

In den Sozialen Medien, wie etwa X (vormals Twitter) kursieren zudem Videos, die ukrainische Soldaten an der Front im Schneesturm zeigen sollen. Das Material konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden.

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Dem US-Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge bremste der Sturm über dem Schwarzen Meer das militärische Vorgehen entlang der Frontlinie in der Ukraine. Die Kampfhandlungen seien aber nicht vollständig zum Erliegen gekommen, teilte das ISW am Montag (Ortszeit) mit. Sowohl die russischen als auch die ukrainischen Streitkräfte setzten ihre Bodenangriffe trotz Schnees und schlechter Sichtverhältnisse fort, allerdings etwas langsamer.

Aufgrund der gefährlichen Bedingungen im Schwarzen Meer sei Russland gezwungen gewesen, seine Marineschiffe und Raketenträger zurückzuziehen, hieß es unter Berufung auf die ukrainische Marine.

Ukraine könnte schlechte Sichtverhältnisse genutzt haben

Ein russischer Militärblogger habe zudem vor einer erhöhten Gefahr durch Seeminen gewarnt, da der Sturm Minen im gesamten nordwestlichen Schwarzen Meer verstreut habe. Der Sturm habe auch Eisenbahnlinien beschädigt, was die Logistik der russischen Streitkräfte auf der besetzten Krim und in der Südukraine beeinträchtigen könne.

Die ukrainischen Truppen hätten die schlechten Sichtverhältnisse genutzt, um ihre Stellungen am östlichen Ufer des Flusses Dnipro zu festigen, hieß es unter Berufung auf russische Militärblogger. Es sei zu erwarten, dass beide Seiten im Winter wegen der erschwerten Bedingungen und mangelnden Möglichkeiten etwa bei der Luftaufklärung den Fokus verstärkt auf Bodenoperationen legen.

Selenskij dankt Einsatzkräften und Militär

Medienberichten zufolge wurden auf der Krim bislang sieben Menschen verletzt, ein 50-jähriger Mann wurde von den Wellen ins Meer gerissen und ertrank. Der von Moskau ernannte Statthalter der Region, Sergej Aksjonow, rief den Notstand aus. „Zur Stunde sind noch 425.000 Menschen ohne Strom“, räumte er dabei am Montag auf seinem Telegram-Kanal ein.

Straßen mussten wegen umgestürzter Bäume und des anhaltenden Schneefalls gesperrt werden. In mehreren Städten gab es Überschwemmungen.

Die Schneestürme im Süden und Osten der Ukraine waren auch Hauptthema in der abendlichen Videoansprache des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Am Sonntag dankte er insbesondere dem ukrainischen Militär und den Rettungsdiensten, die nach dem plötzlichen Wintereinbruch im Land im Dauereinsatz sind.

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„Jetzt, wo die Bedingungen so schwierig sind, sollten wir alle denjenigen besonders dankbar sein, die die Verteidigung unseres Landes aufrechterhalten“, so der Präsident. Wegen des extremen Winterwetters sind Selenskij zufolge derzeit rund 400 Siedlungen in zehn Regionen ohne Strom.

Auch in den von Russland kontrollierten Gebieten waren Oleg Kriutschkow zufolge, einem von Moskau eingesetzten Verwalter, fast eine halbe Million Menschen auf der Krim ohne Strom.

150.000 Haushalte in Odessa ohne Strom

In der Hafenstadt Odessa stürzte nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“ in der Nacht zum Montag wegen des Schneesturms ein 110 Meter hoher Schornstein eines Heizkraftwerks ein. Etliche Stromleitungen wurden gekappt, Umspannwerke fielen aus. Von der Stromversorgung sind am Montagmorgen nach offiziellen Angaben noch fast 150.000 Haushalte im Gebiet abgeschnitten.

Bereits im vergangenen Jahr waren viele ukrainische Regionen wegen Schneestürmen und russischen Angriffen ohne Strom – das Bild zeigt Kiew am 26. Dezember 2022.
Bereits im vergangenen Jahr waren viele ukrainische Regionen wegen Schneestürmen und russischen Angriffen ohne Strom – das Bild zeigt Kiew am 26. Dezember 2022.

© IMAGO/ZUMA Wire

Die Wärmeversorgung ist inzwischen wieder hergestellt, nachdem am Sonntag auch die Heizkraftwerke in Odessa wegen der Stromschwankungen stundenlang abgeschaltet waren. Der Bürgermeister der Hafenstadt, Henadii Trukhanov, forderte die Einwohner auf, weiterhin zu Hause zu bleiben.

Sewastopol: 800 tote Tiere nach Überflutung

Besonders große Schäden erlitt dabei die Hafenstadt Sewastopol, wo unter anderem 800 Tiere des örtlichen Aquariums durch eine Überflutung ums Leben kamen. In der Stadt riss der Sturm die Dächer von 42 Häusern nieder. Durch umstürzende Bäume wurden mehrere Fahrzeuge, darunter ein Linienbus beschädigt.

Ölterminal in Krasnodar außer Betrieb

In der südrussischen Region Krasnodar musste das Ölterminal KTK in Noworossijsk seine Arbeit wegen des Sturms einstellen. Über das Terminal wird viel kasachisches Öl gen Westen verschifft.

Ein ukrainischer Soldat steht am 22. November 2023 in Kupjans (Oblast Charkiw in der Ukraine) vor seinem Kommandograben.
Ein ukrainischer Soldat steht am 22. November 2023 in Kupjans (Oblast Charkiw in der Ukraine) vor seinem Kommandograben.

© IMAGO/ZUMA Wire

Vor der Stadt Anapa wurde derweil ein Schüttgutfrachter auf eine Sandbank gedrückt. Eine Bergung ist bislang wegen der schlechten Witterungsverhältnisse unmöglich.

Auch in der Region deckte der Sturm in vielen Küstenstädten Häuser ab. Die Eisenbahn zwischen Tuapse und Adler musste den Betrieb ebenso einstellen wie der Flughafen in Sotschi.

Zivilbevölkerung in der Ukraine vom Wintereinbruch betroffen

Im vergangenen Winter hatte Russland die Energie-Infrastruktur der Ukraine immer wieder massiv aus der Luft angegriffen. Die ukrainische Regierung rechnet mit einem ähnlichen Szenario auch in diesem Winter.

Dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, zufolge greife Russland gezielt Stromzentralen und Kraftwerke an, „damit die (...) Zivilisten im Winter frieren und ohne Strom, ohne Heizung (...) ausharren müssen“. 

Das berichtete der Botschafter am Montag im Deutschlandfunk und verwies auf weiteren Bedarf an zusätzlichen Militärhilfen. (dpa/Reuters/Tsp.)

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