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Rekruten der ersten Mobilisierungswelle während ihrer Verabschiedung im russischen Kasan.

© imago images/Yegor Aleyev

Sind jetzt die Studenten dran?: Russland könnte Mobilmachung fortsetzen

In Geheimdienstkreisen verdichten sich Hinweise auf eine zweite russische Einzugswelle. Das Potenzial dafür ist weiterhin groß.

Mehr als ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verdichten sich Hinweise, dass Russland seine Teilmobilmachung fortsetzen wird.

Der ukrainische Militärnachrichtendienst veröffentlichte auf Telegram Dokumente, die das nahelegen. Darin geht es um die Schaffung von Voraussetzungen, um Vollzeitstudenten an russischen Universitäten einzuziehen. Die Authentizität der Dokumente lässt sich nicht prüfen.

Der Nachrichtendienst beruft sich auf Anordnungen, die von zwei Universitäten in der russischen Stadt Tomsk und einer weiteren Hochschule in Nowosibirsk erlassen worden sein sollen. Darin instruiere die Universitätsverwaltung ihre Fakultäten, welche Maßnahmen im Falle einer Mobilmachung zu ergreifen seien.

Jede Fakultät soll eine festgelegte Anzahl von Studenten und Mitarbeitern bereitstellen, die nicht eingezogen werden. Stattdessen sollen sie sich in sogenannten „Benachrichtigungsstellen“ darum kümmern, die Einberufungsbescheide für andere auszuhändigen.

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Mobilisierung könnte schon vor dem 1. April beginnen

„Russland benötigt keine weitere Rechtsgrundlage für eine neue Mobilisierungsrunde, da die im September 2022 angekündigte ‚Teilmobilisierung‘ nie offiziell abgeschlossen wurde“, kommentiert der ukrainische Nachrichtendienst das Dokument. Der Nachrichtendienst geht davon aus, dass die zweite Teilmobilisierung vor dem 1. April einsetze. Das liegt nahe, denn der 1. April ist der erste Tag, an dem Wehrpflichtige in Russland normalerweise für den Frühjahrsdienst eingezogen werden. 

Die erste Welle der russischen Mobilmachung begann am 21. September 2022. Im August verkündete Präsident Wladimir Putin bereits per Dekret, die Anzahl der russischen Vertragssoldaten und Wehrdienstleistenden auf 1,15 Millionen zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, gab Verteidigungsminister Sergei Schoigu im September die Order, 300.000 Reservisten einzuziehen.

Diesen Umfang bestätigte auch der Chef des Bundesnachrichtendienstes Bruno Kahl gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Laut Kahl könne Moskau jedoch noch deutlich tiefer schöpfen: „Das weitere Mobilisierungspotenzial Russlands ist ein Reservoir von bis zu einer Million Männern, wenn das als nötig erachtet wird im Kreml.“ Vor allem im umkämpften Donbass würden aktuell immer mehr Truppen zugeführt.

Schon im Januar wurde eine zweite Mobilisierungswelle befürchtet, die spätestens am 24. Februar, also dem ersten Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine, einsetzen sollte. Dem vorausgegangen war eine Ankündigung Schoigus am 21. Dezember, die Anzahl der Soldaten weiter auf 1,5 Millionen aufzustocken. Das britische Verteidigungsministerium schätzt, dass sich die Anzahl der bislang im Ukrainekrieg gefallenen russischen Soldaten auf 40.000 bis 60.000 beziffert.

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