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Immer wieder wird berichtet, dass Russland sogenannte Sperrtruppen gegen flüchtende Soldaten einsetzt.

© REUTERS/Baz Ratner

Update

Schießen auf Soldaten, die sich zurückziehen: Russischer Kriegsgefangener berichtet von „Sperrtruppen“ an der Front

Immer wieder tauchen Berichte darüber auf, dass Russland eigene Soldaten, die von der Front fliehen, erschießen lässt. Aussagen eines Kriegsgefangenen bestätigen bereits existierende Berichte.

| Update:

In einem Video, mutmaßlich aufgenommen von einem ukrainischen Soldaten, bestätigt ein russischer Soldat in Kriegsgefangenschaft, dass die russische Armee sogenannte Sperrtruppen an der Front einsetzt. Offenbar wurde der Soldat im Zuge der aktuell laufenden ukrainischen Gegenoffensive im Süden der Ukraine gefangenen genommen.

„Sperrtruppen“ sind Militäreinheiten, die hinter den Hauptstreitkräften stationiert sind und deren Aufgabe es ist, zu verhindern, dass Soldaten von der Front fliehen. Immer wieder tauchen einzelne Berichte und Vermutungen über den russischen Einsatz solcher Truppen auf.

Bereits im März 2022, kurz nach Beginn der großangelegten russischen Invasion, erklärte Fedir Wenislawsky, Mitglied des ukrainischen parlamentarischen Ausschusses für nationale Sicherheit, dass bewaffnete tschetschenische Kämpfer bei der russischen Offensive auf Kyjiw als „Sperrtruppen“ eingesetzt worden seien. Diese „Sperrtruppen“ sollen damals in Irpin, Hostomel und Butscha stationiert worden sein.

Ukrainische Geheimdienstinformationen von Oktober vergangenen Jahres legen den Einsatz von „Sperrtruppen“ bei den Einheiten der Wagner-Söldner nahe.

Ein Videoappell russischer Soldaten an Präsident Wladimir Putin aus dem März dieses Jahres liefert einen weiteren Hinweis für „Sperrtruppen“ bei den regulären Streitkräften. Darin beklagen Mitglieder einer Einheit, die in Wuhledar im Einsatz war, dass solche gegen sie einsetzt wurden und nannten dies „Hinrichtung durch eigene Truppen“.

In dem am Dienstag veröffentlichten Video sieht man einen russischen Kriegsgefangenen, der mit schwacher Stimme und benebeltem Blick sagt: „Sie kommen von hinten.“

Eine nicht zuzuordnende Stimme, mutmaßlich die eines ukrainischen Soldaten, der das Video aufgenommen haben könnte, sagt daraufhin: „Ihr seid vorne und die ‚Sperrtruppen‘ sind hinten?“ Worauf der Kriegsgefangene antwortet: „Ich weiß nicht, wer sie sind, aber sie sind in der Nähe.“

Die Stimme aus dem Hintergrund fragt mit Nachdruck: „Und dann? Wenn ihr euch zurückzieht?“ Der Kriegsgefangene antwortet mit schwacher Stimme: „Wird geschossen.“

Ein weiterer russischer Kriegsgefangener berichtete gegenüber einem Reporter des „Wall Street Journal“ kürzlich von den „Sperrtruppen“. An der Donezk-Front wurde ihm und seinen Kameraden gedroht, von einer Einheit erschossen zu werden, wenn sie sich weigerten, vorzurücken, sagte er.

Er berichtet, wie eine solche Erschießung über das Radio befohlen und als ausgeführt gemeldet wurde. „Sie behandeln uns wie Vieh“, sagte er.

In der Roten Armee wurden „Sperrtruppen“ erstmals im Jahr 1918 an der Ostfront während des Russischen Bürgerkriegs eingesetzt. (Tsp)

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