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König Charles und seine Frau Camilla werden in Deutschland erwartet.

© Imago, Bearbeitung: Tagesspiegel/Imago, Bearbeitung: Tagesspiegel

King Charles kommt zu Besuch : Sollte man auch als Bürgerlicher auf royale Bräuche achten?

Am Mittwoch kommt der britische König Charles III. zu einem zweitägigen Staatsbesuch nach Deutschland. Sollte man ihm gegenüber auf ganz besondere Umfangsformen achten?

Zwei Tage lang wird sich der britische König Charles III. ab Mittwoch in Deutschland aufhalten. Dabei wird er auch zahlreiche Begegnungen haben. Doch wie sollte man sich einem König gebenüber verhalten - so wie immer oder doch anders? In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, was jetzt zu tun ist. (Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.)


Regeln vermeiden Unsicherheiten

Für meine Person beantworte ich das mit einem klaren Ja, und zwar nicht nur aus Respekt vor den geltenden royalen Umgangsformen, sondern auch, weil ich es - und das gilt besonders im Verhältnis zu Großbritannien - gerne getan habe. Das hatte vielleicht auch mit meiner Sympathie für die britische Monarchin, Königin Elisabeth II zu tun. Als Protokollchef habe ich immer darauf geachtet, dass die am britischen Hof üblichen Umgangsformen in unserer Delegation bekannt waren; ob diese speziellen Regeln dann auch eingehalten wurden, habe ich den Mitgliedern unserer Delegationen überlassen. Ich denke, persönlich würde ich mich heute ähnlich verhalten.

Letztlich liegt die Entscheidung bei jedem Einzelnen, welche Regeln er befolgen möchte und welche nicht. Beim Protokoll geht es vor allem darum, ein gutes Klima zu schaffen, in dem alle Beteiligten sich wohl fühlen. Dabei helfen Regeln, Unsicherheiten zu vermeiden. Wer sich vom Nachdenken über Formalien nicht ablenken lässt, kann sich ganz auf die Inhalte konzentrieren.


Niemand erwartet eine Verbeugung

Haben Sie in den nächsten Tagen die Chance, König Charles bei seinem Besuch in Deutschland zu begegnen? Dann sind Sie bestimmt voller Vorfreude. Aber schon haben Sie von der Kleider- und Hutfrage bis zum ordnungsgemäßen Knicks Folgefragen. Sollen oder müssen wir die Regeln des Hofprotokolls beachten? Ich habe es stets so gehalten, die Queen oder den damals noch Prinzen Charles als Staatsoberhaupt oder Repräsentanten zu begreifen - wie bei uns den Bundespräsidenten. Den Repräsentanten von Staaten gegenüber verhält man sich stets respektvoll. Aber wir leben in einer Republik und knicksen vor niemandem mehr. Der Adel ist abgeschafft, wenn auch die Namenstitel blieben. Niemand erwartet von uns einen Knicks oder eine Verbeugung. Das bleibt den dortigen Untertanen oder Mitgliedern des Königshauses vorbehalten, mit all den detaillierten Regeln.

Aber eines kann ich verraten: Von der Queen bis zum König, sie haben auch Interessen. Von der Stadtentwicklung bis zum Ökolandbau gibt es damit gute Themen für den Smalltalk.


Benimmregeln sind eine Rüstung

Die normale Gastfreundschaft gebietet es, Gäste und ihre Besonderheiten zu achten. Deshalb wird man für einen gläubigen Muslim lieber einen Orangensaft kühl stellen, als den persönlich bevorzugten Chardonnay, und wird einem religiösen Juden kein Schweineschnitzel anbieten. Und man wird einem König, der seiner Rolle sein Leben widmet, den entsprechenden Respekt zollen. Dadurch wird man nicht gleich zum Untertanen. Natürlich sollte sich niemand verbiegen und verrenken. Auch in der Gesellschaft von königlichen Hoheiten sollte man authentisch bleiben.

Wer sich Benimmregeln wie eine Rüstung vorstellt, innerhalb derer man sich frei und leicht bewegen kann, wird in erlauchten Kreisen gewiss eine gute Figur machen. Man muss nicht in jede Formulierung seine ganzen Überzeugungen hineinlegen. Wenn man gefragt wird, wie es einem geht, lautet die gängige Antwort meist „gut“. Die entspricht längst nicht immer der reinen Wahrheit. Aber sie ist eine brauchbare Floskel, um den Alltag möglichst reibungslos zu bewältigen.

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