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26.04.2023, Sachsen, Leipzig: Claudia Roth (Grüne), Kulturstaatsministerin, spricht zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse im Gewandhaus. Mit der Verleihung des Buchpreises zur Europäischen Verständigung wird im Gewandhaus Leipzig die Leipziger Buchmesse eröffnet. Auf dem Frühjahrstreffen der Buchbranche präsentieren rund 2000 Aussteller aus 40 Ländern ihre Neuheiten rund ums Buch. Als Buchmesse-Gastland präsentiert sich Österreich. Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Hendrik Schmidt

Leipziger Buchmesse: Claudia Roth und ihre Rhetorik der Übertreibung

So viel Freude war lange nicht: Die Rede der Staatsministerin für Kultur und Medien bei der Eröffnungsfeier im Leipziger Gewandhaus.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Claudia Roth kann auch selbstironisch sein. Das bewies die Staatsministerin für Kultur und Medien bei der Eröffnung der Leipziger Buchmesse, als sie plötzlich in ihrer Rede innehielt und ankündigte, sich einmal selbst zu zitieren: „Ja, manchmal geht das“. Und dann folgte das Roth-Zitat: „Ich lasse mir diese Buchmesse nicht wegnehmen, um alles in der Welt nicht.“

Man weiß nicht, woher diese Liebe von Roth speziell zur Leipziger Buchmesse kommt. Bei der Verleihung des Deutschen Sachbuchpreises vergangenes Jahr im Humboldt Forum äußerte sie sich ähnlich, wobei ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, dass es ja auch in Frankfurt eine Buchmesse gibt.

Drei Millionen Euro für die Buchmesse

Doch ihren Worten ließ sie Taten folgen: Als die Leipziger Messe 2022 kurzfristig abgesagt wurde, unterstützte dieBeauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) diese mit zwei Millionen Euro, um die schon angefallenen Unkosten zu decken. Und auch dieses Jahr gab es drei Millionen Euro von der BKM für Leipzig. Roth tut also was, ganz zu schweigen von der Premiere eines BKM-Messestandes, gleich gegenüber vom Stand der Deutschen Bundesbank.

Man fragte sich bei der Roth-Rede im Gewandhaus allerdings, warum die grüne Kulturstaatsministerin immer so auf die Tube drücken muss. Nicht nur, dass laut Roth dem Publikum der Leipziger Buchmesse „die ganze Welt zu Füßen liegt, so wie sie ist“, dass man hier all dem globalen Elend, den Katastrophen, dem Klimawandel, dem Krieg mit „nichts anderem als der Macht des Wortes“ entgegentritt, die arme Literatur also gleich die Bürde einer Weltretterin trägt.

Nein, auch sonst arbeitete Roth ohne Unterlass und knapp 14 Minuten lang mit Superlativen: Ein „besonderes“ Fest, kein „schönerer Ort“ als hier, „unbestreitbare, unglaublich große literarische Qualität“ (über Clemens J. Setz), „die unbändige Kraft der Literatur“, „fantastisches, einzigartiges Programm“.

Man konnte gar nicht zählen, wie oft Roth betonte, wie sie sich auf die Messe freue, auf dies und auf das, auf die Manga Comic Con, auf alles, „vom ganzen Herzen“, „sehr“. Roth bedient sich allzu gern der Rhetorik der Übertreibung, das wirkt dann schon wieder unglaubwürdig. Nur gut, dass Geld eine andere Sprache spricht - und Roth ein zweites Mal selbstironisch wurde, als sie zugab, sich auch auf regen Publikumsbesuch am BKM-Stand zu freuen.

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