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Es war einmal: Merkel und Scholz auf einer Regierungsbank.

© dpa/Michael Kappeler

Was macht eigentlich Angela Merkel?: Der leise Abschied von der CDU

Die Welt dreht sich immer schneller – und bald ist vergessen, dass Deutschland 16 Jahre lang eine Kanzlerin hatte. Ihr wird es recht sein.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Es ist, als sei sie wirklich schon Geschichte: Angela Merkel. Angela wer? Genau, die Frau, die Deutschlands Geschicke 16 Jahre lang in ihren Händen hielt. Damals, vor dem Krieg.

Ja, es gab eine Zeit, da erschien Deutschland ohne sie nicht denkbar. „Sie kennen mich“ – mit diesem schlichten Satz konnte Merkel für sich werben und wurde Mal um Mal Kanzlerin.

Jeder kannte sie, oder glaubte sie zu kennen. Unter Helmut Kohl, auch er 16 Jahre Kanzler, wurde sie nach der deutschen Einheit groß, gegen ihn noch größer. Die Physikerin wusste um die Kräfte der Macht, und sah, wann sie nachlassen.

Dass Angela Dorothea Kasner – so lautet ihr Geburtsname – in der CDU gelandet ist, war, ja, was? Schicksal? Zufall? Ein bisschen von beidem. Und vielleicht war es auch ein Irrtum der Geschichte.

Mutter Herlind saß nach der Wende für die SPD im Kreistag, und als sie nicht genügend Stimmen für die Wiederwahl erhielt, zürnte Vater Horst, ein Pfarrer, den sie in DDR-Zeiten den „roten Kasner“ nannten.

So wie die Mutter ein Fan von Willy Brandt war, so war Tochter Angela einer von Gustav Heinemann. Beides Sozialdemokraten von Rang, wiewohl: Heinemann war früher Christdemokrat.

Kohl machte sie groß, gegen ihn wurde sie größer

Angela Merkel kam zur CDU, weil der Demokratische Aufbruch nach der Wende zusammenbrach. Dann nahm das Schicksal seinen Lauf.

Kohl machte sie zur Frauenministerin, zur Umweltministerin. Merkel wurde kurz Vorsitzende des großen Evangelischen Arbeitskreises von CDU und CSU (EAK), wurde Generalsekretärin der Partei, Vorsitzende. 18 Jahre lang.

Die Zeit schnurrt zusammen, gerade dieser Tage. Die Welt dreht sich immer schneller, wie es scheint, und lässt vieles hinter sich. Wie Merkel.

Auch die lässt vieles hinter sich, privat, politisch. Es wird über sie geredet, nur nicht laut. Nun hat sie die Konrad-Adenauer-Stiftung verlassen, leise – doch wirkt es wie ein Fanal.

Angela Merkels Abschied von der CDU hat begonnen, so wie der der CDU von ihr. Ihr Erbe ist ihr Parteifeind Friedrich Merz. Geschichte kann ironisch sein..

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