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Fahrradfahrer fahren auf dem autofreien Abschnitt auf der Friedrichstraße.

© dpa/Lena Lachnit

Öffnung der Berliner Friedrichstraße: Dieses Projekt kann nur im Konsens funktionieren

Der neuen CDU-Verkehrssenatorin blieb kaum eine andere Wahl, als den autofreien Abschnitt der Friedrichstraße wieder zu öffnen. Doch für eine dauerhafte Lösung braucht es Einvernehmen.

Ein Kommentar von Bernd Matthies

Es kommentiert der Verkehrsexperte Bertolt Brecht: „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ‘nen zweiten Plan. Geh’n tun sie beide nicht.“ Das ist der aktuelle Sachstand der Fußgängerzone Friedrichstraße, die in den zwei Phasen ihres kurzen Daseins immerhin zwei Dinge bewiesen hat: 1. Fußgänger und Autofahrer kommen gemeinsam zurecht, Fußgänger und Radler nicht. Und 2.: Symbolische Handlungen gegen den Bürgerwillen im Bewusstsein überlegener Moral rächen sich an der Wahlurne, siehe auch: Brötchentaste.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner von der CDU hat nun verkündet, dass sie die Autos ab 1. Juli wieder zulassen wird. Das ist noch kein neues Konzept, sondern erst einmal das Ergebnis politischer Logik: Kein Wahlsieger möchte seiner Gefolgschaft erklären, dass er weiter dulden wolle, was er vor der Wahl erbittert bekämpft hat. Es war ein Skalp, der zu bringen war.

Dann muss der Dampf aber auch raus. Denn gerade ein so sehr von widerstreitenden Interessen geschütteltes Projekt geht nur im Konsens. Dazu gehört auch die Anerkennung der Tatsache, dass die Friedrichstraße nicht die unersetzliche Verkehrsader ist, zu der sie die Autofans nun schon wieder hochjazzen; niemand würgt sich da durch, der es nicht unbedingt muss. Aber Absperren mit nachfolgendem Aufbau eilig zusammengelöteter Straßenmöbel ist eben auch keine Politik.

Eine Fußgängerzone, erst recht ihre Luxus-Version „Flaniermeile“, lässt sich juristisch einrichten, aber es braucht mehr, um sie zum Leben zu erwecken. Jene Zonen, die wir alle lieben, befinden sich meist in engen historischen Altstädten, die wegen der schönen Häuser und Plätze zum Flanieren einladen; Cafés und kleine Läden sind die Draufgabe. Die mäßig ansehnliche Friedrichstraße dagegen wird ganz und gar von Händlern und Gastronomie getragen, und wer gegen deren Interessen und Erfahrungen irgendwas durchdrückt, der hat am Ende nur noch eine tote Straße.

Deshalb geht es nur im engen Einvernehmen. Und natürlich gehört der im Umbau befindliche Gendarmenmarkt mit in die Betrachtung. Auch da liegt die Senatorin richtiger als ihre abgetauchte Vorgängerin.

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