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Bundesminister für Gesundheit Prof. Dr. Karl Lauterbach auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Gesetzes.

© IMAGO/Bernd Elmenthaler

Schädlich für das Gehirn: Ärzte fürchten nach Cannabis-Freigabe erhöhten Konsum durch Minderjährige

Es gibt viel Kritik an dem geplanten Cannabis-Gesetz. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen sei nicht gewährleistet, heißt es.

Die geplante Freigabe des Cannabis-Konsums stößt wegen möglicher Folgen für Jugendliche auf teils heftige Kritik. Kinder- und Jugendärzte fürchten angesichts der Pläne einen erhöhten Cannabis-Konsum von Minderjährigen, Apotheker warnten vor den Gefahren für Jugendliche.

Zuvor hatten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Eckpunkte für das geplante Gesetz vorgestellt.

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Die Erfahrungen mit Alkohol zeigten, dass es für Jugendliche kein Problem sei, an legalisierte Drogen zu kommen, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Burkhard Rodeck, der „Rheinischen Post“ von Donnerstag. „Das ist nach der Legalisierung des Cannabis-Konsums für diese suchterzeugende Substanz auch nicht anders zu erwarten.“

Regelmäßiger Cannabis-Konsum bei Jugendlichen beeinträchtige das Gehirn

„Das Angebot für diese Altersgruppe wird durch die Freigabe ab 18 Jahren nicht limitiert, sondern im Gegenteil eher erweitert“, sagte Rodeck. Die Gefahren des Cannabis-Konsums in jugendlichem Alter seien eindeutig, wie eine vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie zeige. „Regelmäßiger Cannabis-Konsum bei Jugendlichen führt zu strukturellen und funktionellen Veränderungen im Gehirn mit Einschränkungen von Aufmerksamkeit, Denkleistung, Intelligenz und sozialer Kompetenz.

Die Regierungspläne sehen vor, dass der Besitz von 25 Gramm Cannabis zum Eigenbedarf künftig straffrei bleiben soll. Anbau und Abgabe soll vorerst über Vereine oder Cannabis-Clubs ermöglicht werden. Im Eigenanbau zu Hause sind bis zu drei Pflanzen erlaubt. In einer zweiten Stufe will die Bundesregierung in Modellregionen für fünf Jahre auch den Verkauf über lizenzierte Fachgeschäfte testen.

Apothekerverband lehnt Modellprojekte ab

Der Apothekerverband Nordrhein sprach sich gegen eine Rolle der Apotheken in der Cannabis-Abgabe im Rahmen von Modellprojekten aus. „Wenn Cannabis in Modellregionen erprobt wird, wird dies über die Apotheken laufen müssen, um die wissenschaftliche Begleitung abzusichern. Auf diese zusätzliche Aufgabe legen die Apotheken allerdings keinen Wert“, sagte der Chef des Apothekerverbands, Thomas Preis, der „Rheinischen Post“.

Auch er warnte vor den Gefahren der Cannabis-Legalisierung für Jugendliche. „Auch die abgespeckte Version der Cannabis-Legalisierung ist medizinisch und pharmazeutisch nicht vertretbar.

Kritik aus der CDU

Auch CDU-Generalsekretär Mario Czaja sah einen unzureichenden Kinder- und Jugendschutz. „Wir lehnen deshalb die jetzt vorgelegten Vorschläge zur Freigabe der Cannabis-Droge entschieden ab“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Wer staatlich kontrollierte Cannabis-Clubs einrichten will und Modellprojekte zum kommerziellen Anbau und Verkauf von Cannabis in Deutschland plant, der hält junge Menschen nicht von den Drogen fern, sondern führt sie geradezu an den Konsum heran“, kritisierte die stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Dorothee Bär in der „Augsburger Allgemeinen“.

Lauterbach hält bisherige Strategie für gescheitert

Bundesgesundheitsminister Lauterbach räumte in den ARD-„Tagesthemen“ ein, dass die Abgabe von Cannabis an Unter-25-Jährige problematisch sei. Er sehe aber, „dass die bisherige Strategie nicht gewirkt hat“. Stattdessen werde die Lage „immer schlimmer“. Zudem kündigte der Minister Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche an, die über die Gefahren des Konsums informieren sollen.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), forderte derweil weitere Schritte zur Suchtbekämpfung. „Besonders wichtig ist mir die verpflichtende Kooperation der Clubs und der Projekte mit der lokalen Suchtpräventions- beziehungsweise Suchthilfeträgern“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dies setze voraus, dass die örtliche Prävention und Suchthilfe gestärkt und mit ausreichend Mitteln ausgestattet werde. Insbesondere brauche es Präventionsangebote an jeder Schule. (AFP)

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