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Die ungenutzte Kirche in Bartschendorf (Ostprignitz-Ruppin) wurde 2021 verkauft.

© B / Benjamin Lassiwe

Baukultur leben: Brandenburgs Kulturland-Jahr macht nachhaltiges Bauen zum Thema

Im Brandenburger Kulturland-Jahr 2023 steht die Baukultur im Mittelpunkt. Der Blick soll dabei vor allem in die Zukunft und auf Nachhaltigkeit gerichtet werden.

Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Stadtlabor Eisenhüttenstadt, Dorfkirche von morgen, Wünsdorfer Militärlandschaft im Wandel: Brandenburgs Kulturland-Themenjahr ist diesmal der Baukultur gewidmet. Rund 30 größere Projekte wollen sich unter dem Titel „Baukultur leben“ mit zahlreichen Veranstaltungen beteiligen, heißt es dazu bei der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte in Potsdam, die das Programm koordiniert.

30
Projekte sind unter dem Titel „Baukultur erleben“ geplant.

Nachhaltiges Bauen, Klimawandel und Klimaschutz sollen im Themenjahr 2023 im Mittelpunkt stehen, sagt Geschäftsführerin Katja Melzer: „Uns ist wichtig, den Blick vor allem auf die Zukunft zu richten.“ Mit dem Programm werde der Frage nachgegangen, wie das baukulturelle Erbe geschützt und dabei zugleich für nachfolgende Generationen erhalten und nutzbar gemacht werden könne. „Wir haben Projekte aus Eisenhüttenstadt und Frankfurt an der Oder, bei denen es um Plattenbauviertel geht“, sagt Melzer. Früher habe es dort die Tendenz gegeben, abzureißen und neu zu bauen. Inzwischen gebe es jedoch viele Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen, die empfehlen, lieber umzubauen statt abzureißen.

Mehr als 1000 Dorfkirchen ungenutzt

Thema sei auch, wie ältere Bauwerke für neue Zwecke genutzt werden können, auch als soziale Räume und Orte der Begegnung und Verständigung, sagt Melzer. Dazu gehöre das Projekt „Dorfkirche von morgen“ der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Dort solle gemeinsam überlegt werden, wie es mit den selten oder gar nicht mehr genutzten der weit über 1000 Dorfkirchen weitergehen könne. Denn Aufgabe des Themenjahres sei es auch, Neues anzuschieben und Lösungen für offene Fragen zu finden.

Bei der Baukultur gehe es zudem nicht nur um Gebäude und Architektur, betont die Kulturwissenschaftlerin: „Uns ist wichtig, dass das in allen künstlerischen Formen Ausdruck findet.“ Auch Musik, Radio, Theater und anderes biete das Jahresprogramm, sagt Melzer: „Weil die Baukultur alle Lebensbereiche und alle künstlerischen Bereiche durchdringen kann.“

Transformationsprozesse als gemeinschaftliche Chance

Die Kultur und ihre Einrichtungen müssten bei der Gestaltung einer zukunftsorientierten Baukultur eine zentrale Rolle einnehmen, heißt es dazu auf der Webseite zum Themenjahr. Kultur ermögliche und fordere wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Kultur forme Identität und stelle die drängenden Fragen der Gegenwart und Zukunft. Sie blicke auf Transformationsprozesse als gemeinschaftliche Chance und biete Lösungsansätze jenseits von Gewinnoptimierung und Effizienzsteigerung.

Es gibt keine demokratische, friedliche und nachhaltige Entwicklung ohne Kultur.

Katja Melzer, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte.

„Kultur beeinflusst, was wir den nachkommenden Generationen hinterlassen“, heißt es dort weiter zur Verknüpfung von Bauen und Kultur im Themenjahr 2023: „Es gibt keine demokratische, friedliche und nachhaltige Entwicklung ohne Kultur.“

Bei der Auswahl der Projekte sei besonders auf Ideen geachtet worden, die innovative Zugänge zum Thema Baukultur ermöglichen und unterschiedliche soziale und kulturelle Perspektiven verbinden, betonen die Kulturland-Verantwortlichen. Außerdem sollten hybride Vermittlungsformate oder digitale Komponenten im Programm berücksichtigt und eine hohe Sichtbarkeit auf lokaler, regionaler oder überregionaler Ebene erzielt werden können.

Eines der rund 30 Kulturland-Projekts befasst sich so mit dem im Bauhausstil errichteten historischen Stadtbad von Brandenburg an der Havel, das nun zum Kunstforum wird. Ein anderes nimmt die alte Vulkanfiberfabrik in Werder in den Blick, die inzwischen als Atelier und Kunstraum genutzt wird. Eine Ausstellung thematisiert die rund 150-jährige Geschichte der Wünsdorfer Militärlandschaft mit ihrer Architektur für die Armee.

Und die in der DDR errichtete sozialistische Planstadt im Osten Brandenburgs beteiligt sich mit einem Kulturprogramm von Mai bis August. „In Eisenhüttenstadt geht es vor allem darum, einen zentralen Ort, den Platz der Jugend, neu zu beleben“, sagt Melzer: „Wir wollen sehen, welche Potenziale es dort dafür gibt, um die Stadtbevölkerung vor Ort zusammenzubringen.“ In Eisenhüttenstadt wird das Kulturland-Themenjahr am 3. Juni mit einem Festakt eröffnet.

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