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Der richtige Ort für Bach: das Neue Palais.

© Ottmar Winter/PNN

Die volle Dosis Bach in Potsdam: Kammerakademie beglückt mit den sechs Brandenburgischen Konzerten

Kontrastreiche Barockwerke in dichter Folge: Die Kammerakademie Potsdam musizierte an zwei Tagen die sechs Brandenburgischen Konzerte im Schlosstheater.

Zwei Konzerte in Potsdam haben am Wochenende die instrumentale Vielfalt und Ausdruckskraft des Barock gefeiert. Dazu hatte die Kammerakademie ins Schlosstheater im Neuen Palais eingeladen, das im kommenden Jahr wegen notwendiger Arbeiten aber wieder geschlossen werden soll.

Die Zuhörer tauchten in Johann Sebastian Bachs unvergleichliches musikalisches Universum ein, in die sechs Brandenburgischen Konzerte BWV 1046-1051. Der Komponist widmete seine Sammlung „Six Concerts avec plusieurs instruments“ (Sechs Konzerte für mehrere Instrumente) 1721 dem Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, Christian Ludwig, einem Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm.

Es mag eine geraume Zeit her sein, dass in Potsdam alle Brandenburgischen Konzerte aufeinander folgend zu hören waren. Auch Bachs Ziel war sicherlich nicht, sie gemeinsam aufzuführen. Doch faszinierend ist es schon, den Kontrastreichtum der Werke in kurzer Folge hintereinander zu erleben.

Natürlich musste man sich bei einem Ensemble wie der Kammerakademie keine Sorgen machen, dass die Musik gefällig interpretiert wird. Davon ging auch das Publikum im Schlosstheater aus. Es war schließlich beglückt über das, was man zu hören bekam, und beglückt auch vom tschechischen Dirigenten und Cembalisten Vaclav Luks, der in dieser Saison Artist in Residence der Kammerakademie ist.

Ein uneitler Dirigent vom Cembalo aus

Luks, ein ausgewiesener Spezialist in der Interpretation von Barockmusik, traf in den Musikerinnen und Musikern der Kammerakademie auf ein Ensemble, das der musikalischen und instrumentatorischen Komplexität von Bachs Universum gerecht wurde. Sie orientierten sich vor allem in der Phrasierung an Erkenntnissen historisch informierter Aufführungspraxis.

Ohne sich in den Vordergrund zu drängen, rückte der uneitle Dirigent vom Cembalo aus das Orchester und dessen ausgezeichnete Solisten in den Mittelpunkt: Peter Rainer und Maia Cabeza an der Violine, Jan Böttcher an der Oboe, dem Fagottisten Christoph Knitt Samuel und Aaron Seidenberg am Horn oder Nathan Plante an der Trompete. Sie musizierten auf hohem Niveau und boten ihre oftmals höchst anspruchsvollen Soli in bester Qualität.

Doch die Tempi, die Vaclav Luks in den schnellen Sätzen bevorzugte, waren nicht nur schnell, sondern zuweilen gehetzt. Die Musikerinnen und Musiker vermochten aber dem Dirigenten mit virtuosen Fähigkeiten ohne Probleme zu folgen. Dennoch: So manches Detail war in der übermäßigen Eile nicht zu vernehmen.

Dazu zwei Werke von Bachs Zeitgenossen

Zwei Werke von Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs fügte Václav Luks am Freitag in die Konzerte ein: das wirkungsvolle Concerto in c-Moll von Johann Friedrich Fasch, einem Hofkapellmeister am kleinen Fürstenhof von Anhalt-Zerbst, sowie das Concerto in G-Dur von Jan Dismas Zelenka, einem sehr verdienstvollen Komponisten am Hofe des Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen, genannt August der Starke, in Dresden.

Doch der aus Böhmen stammende Zelenka fühlte sich vom Monarchen nicht ausreichend gewürdigt, da er mit seiner Bewerbung für das viel besser honorierte Hofkapellmeisteramt übergangen wurde. In der Folgezeit wurde Zelenka auch von der Musikwelt vergessen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckte man sein reiches Schaffen wieder, vor allem die Kirchenmusik.

Aus seinem Ouevre für Kammermusik ragt vor allem das Concerto in G-Dur heraus. Václav Luks lässt auch hier einen leidenschaftlichen und klangvollen Dialog zwischen den Instrumenten entfachen, bei dem vor allem die Solisten Maia Cabeza, Jan Böttcher und Christoph Knitt mitreißende musikalische Funken sprühen ließen.

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