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Der Staudenhof in der Potsdamer Mitte.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Debatte um Staudenhof-Abriss: Argumente für den Erhalt ernst nehmen

Die Klimaschutz-Argumente für den Erhalt des Wohnblocks müssen gehört und erwogen werden – auch wenn das Beschlüsse infrage stellt.

Ein Kommentar von Sandra Calvez

Der Abriss des Staudenhofs in der Potsdamer Mitte ist beschlossene Sache. Man könnte nun sagen: Die Initiative „Retten wir den Staudenhof“ kommt schlicht zu spät. Der Zug ist abgefahren, das Votum gefallen. Die Meinungen wurden lange genug ausgetauscht, jetzt muss es vorangehen und endlich die Umsetzung des Vorhabens folgen.

Doch wer so argumentiert, macht es sich zu leicht. Die ökologische Frage im Bereich des Bauens hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Dringlichkeit gewonnen. Die Bauwende als eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft muss bei jedem Projekt dieser Größe mitgedacht werden. Gerade die Fragen der grauen Energie, der beim Bau verwendeten Ressourcen und Materialien und der ausgestoßenen Emissionen muss ernst genommen werden. Eine Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, kann es sich erst recht nicht erlauben, dies nicht zu tun.

Die Argumente der Initiative gehen über eine ideologisch geprägte Debatte weit hinaus. Zudem liegt mit dem Entwurf einer Erweiterung ein ganz neuer Vorschlag auf dem Tisch. Auch die Liste der mehr als 500 Unterzeichner des Aufrufs zeigen, dass die Initiative ernst zu nehmen ist: Unter ihnen sind zahlreiche Architekten, Stadtplaner, Klimaforscher und andere Wissenschaftler.

© Rita Boettcher

Potsdams Stadtpolitik sollte es als Chance begreifen, dass mit dem Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, ein weltweit anerkannter Experte zu den Unterzeichnern gehört. Sein in Potsdam geplantes „Bauhaus Erde“ könnte sicherlich helfen, klarer zu beziffern, wie die Klimabilanz des Erhalts oder Abrisses aussehen würde – auch auf einen längeren Zeitraum gerechnet.

Sicherlich ist diese Klimabilanz nicht die einzige Entscheidungsgrundlage. Schließlich steht der Staudenhof nicht allein, sondern soll sich in die im Bau befindliche neue Mitte einfügen. Doch sie sollte einen Einfluss darauf nehmen, ob die bereits getroffene Abriss-Entscheidung revidiert wird. Die Stärke der Kommunalpolitik liegt – auch in Potsdam – manchmal auch darin, Voten zu korrigieren, wenn sie nicht mehr zeitgemäß sind.

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