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Abschluss-Präsentation des Masterplans Schlaatz 2030 im Bürgerhaus.

© Foto: Andreas Klaer

Holz aufs Dach und grüne Höfe : Masterplan „Schlaatz 2030“ steht

Wohnungsneubau durch Ergänzungsbauten und Holz-Aufstockungen von Plattenbauten: So soll sich der Potsdamer Stadtteil in den nächsten Jahren verändern.

Der Masterplan für den Potsdamer Stadtteil Schlaatz steht. Am Samstag stellte Stadtplaner Henry Fenzlein vom verantwortlichen Leipziger Team Octagon-Architekturkollektiv die endgültigen Ideen für das Plattenbaugebiet zwischen Nuthe und Waldstadt vor. Octagon hatte zuvor gemeinsam mit GM013-Landschaftsarchitektur aus Berlin das Masterplanverfahren „Schlaatz 2030“ für sich entschieden.

Ergänzungsbauten und Aufstock-Etagen aus Holz

Mit den Ideen für den Stadtteil sollen mehr Wohnraum, Gewerbe- und Handelsflächen geschaffen und das Viertel attraktiver und zukunftssicher gestaltet werden. Der jetzt endgültige Masterplan berücksichtigte auch jüngste Hinweise von Schlaatzer Bewohner:innen, machte Fenzlein am Samstag bei der Präsentation vor mehr als 50 Interessierten im Bürgerhaus am Schlaatz deutlich.

Der Blick auf den Schlaatz.

© Visualisierung: Octagon Architektenkollektiv

Wie schon im früheren Entwurf von Octagon soll zusätzlicher Wohnraum im Viertel durch Neubauten in Lücken und Nischen sowie durch Aufstockungen auf die bisherigen Gebäude - inklusive Aufzügen - geschaffen werden. Am Schlaatz werden sowohl große Wohnungen für Familien mit mehr als zwei Kindern als auch barrierefreier, altersgerechter und kleinerer Wohnraum für Senioren benötigt.

Erste Aufstockungen von Plattenbauten nach dem Masterplan wurden bereits am Samstag in Aussicht gestellt. Angedacht seien die zusätzlichen Etagen auf den Häusern der städtischen Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam am Magnus-Zeller-Platz, berichtete Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auf PNN-Nachfrage.

In Berlin testet die Howoge-Wohnungsbaugesellschaft Holz-Aufstockungen auf Plattenbauten.

© Visualisierung S&P Sahlmann Planungsgesellschaft

Anders als in den ersten Plänen wird im Abschlussbericht auf eine Bebauung der Innenhöfe verzichtet. Das war ein dringender Wunsch der Bewohner, die auf die grünen Oasen in den Karrees nicht verzichten wollten. Ebenfalls auf Intention der Schlaatzer Bevölkerung wurde der Natur in dem Areal um die Nuthe mehr Raum gegeben, die empfohlene Bebauung wurde laut Fenzlein etwas zurückgesetzt.

Quartiersgaragen statt Stellplätzen vor dem Haus

Der grüne, naturnahe Charakter des Plattenbaugebiets soll erhalten und weiter verstärkt werden, sagte der Stadtplaner. „Man sollte so viele Flächen wie möglich entsiegeln“, empfahl er. Der Verkehr innerhalb des Schlaatzes soll sich vor allem auf zwei Straßenschleifen konzentrieren, eine von der Straße An der Alten Zauche, die andere von der Straße Am Nuthetal abgehend. In allen anderen Straßen sieht das Konzept eine Verkehrsberuhigung vor.

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Plattenbauten am Magnus-Zeller-Platz sind Abrisskandidaten.

Weniger radikal als in den ersten Vorschlägen setzt Octagon im Abschlussbericht den Rotstift an Auto-Stellplätze. Im Klartext: Der Masterplan empfiehlt zwar weniger Parkplätze als bisher im Stadtteil. Der Autoverkehr soll aber nicht gänzlich aus dem Schlaatz verbannt werden. Dafür hält der Plan an als Quartiersgaragen bezeichneten Parkhäusern fest. Dort soll auch weitere Infrastruktur Platz finden, wie eine Kita auf dem Dach oder Arztpraxen in oberen Etagen.

Beibehalten wurde die Empfehlung für eine starke Veränderung des Magnus-Zeller-Platzes. Wie berichtet soll dort eine sogenannte Eingangssituation in den Stadtteil geschaffen werden. Einen größeren Neubau anstelle des heutigen Brunnens mit Gewerbe- und Handelsflächen schlagen die Stadtplaner dort vor. Der Platz soll etwas in den Osten verschoben werden, dafür müssten zwei Plattenbauten abgerissen werden. Dann öffne sich der Platz direkt zur sogenannten langen Linie, der winkelförmigen Fußgängerzone durch das Wohngebiet.

Gegenüber dem Marktplatz empfiehlt der Masterplan Aufstockungen auf den Häusern.

© Visualisierung: Octagon Architektenkollektiv

An dieser langen Linie plant das Architektenkollektiv Flächen zum Spielen und Aufhalten. Am Schlaatzer Marktplatz sieht der Masterplan eine Verdichtung der Handels- und Gewerbeimmobilien vor. Die bislang meist einstöckigen Gewerbegebäude sollen teils wachsen, so Stadtplaner Fenzlein. Ein zwischenzeitlich auf dem Marktplatz vor dem Bürgerhaus geplanter Neubau ist in den endgültigen Plänen nicht mehr vorgesehen.

Einst für 15.000 Bewohner geplant, leben nun rund 9000 Menschen am Schlaatz

Bert Nicke, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam, lobte im Anschluss den Masterplan: „Ich finde es gut, wie Sie mit dem Städtebau der 1970er und 1980er Jahre umgegangen sind. Der Schlaatz behält sein Gesicht“, sagte der Pro-Chef. Einst wurde der Stadtteil für rund 15.000 Menschen konzipiert, heute leben in dem Plattenbaugebiet an die 9000 Menschen.

Rund 85 Prozent aller Wohnungen gehören den Genossenschaften oder der städtischen Pro Potsdam. Der Schlaatz hat einen verhältnismäßig hohen Anteil an einkommensschwachen Bewohnern. Der Masterplan hatte auch die Aufgabe, den Stadtteil zu verbessern und verschönern, ohne die bisherige Bewohnerschaft zu verdrängen

Nicke kündigte eine Machbarkeitsstudie an, ebenfalls durchgeführt von Oktagon, die noch in diesem Jahr prüfen soll, wie eine Aufstockung der Plattenbauten in Holzbauweise konkret umgesetzt werden kann. Erst jüngst hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) angekündigt, Potsdam solle zum Holzbau-Vorreiter werden. Schubert verwies in dem Zusammenhang auf Prototyp-Bauten in Berlin. Dort hatte die Wohnungsgesellschaft Hogowe den Baustart einer Plattenbau-Aufstockung in Holzbauweise präsentiert.

Die Pro Potsdam steht am Schlaatz vor großen Sanierungsvorhaben. „Daher kommt der Masterplan mit seinen Ideen und Vorschlägen gerade zur richtigen Zeit“, so Pro-Chef Nicke. Der Großteil ihrer Gebäude ist noch unsaniert. Hingegen haben Potsdams Wohnungsgenossenschaften ihre Bauten am Schlaatz nahezu durchsaniert.

Der technische Leiter der „Genossenschaft Karl Marx“ Sebastian Krause, sagte, 2019 sei das letzte seiner Schlaatzer Gebäude modernisiert worden. „Aber wir wollen Häuser aufstocken, können uns auch Ergänzungsbauten vorstellen“, kündigte Krause an. Konkret nannte er Genossenschaftsgebäude am Otterkiez für eine mögliche Aufstockung oder ein Gelände am Sperberhorst für einen eventuellen Ergänzungsbau. „Aber da reden wir von Zeiträumen zwischen fünf und zwölf Jahren.“

Auch Stadtplaner Henry Fenzlein trat etwas auf die Bremse. „Die Bezeichnung Masterplan 2030 ist etwas irreführend.“ Die Pläne seien „sehr, sehr langfristig angelegt“. Man rede von Zeiträumen für die kommenden 50 Jahre. Bevor einzelne Ideen des Masterplans umgesetzt werden, will Oberbürgermeister Schubert diesen zunächst von den Stadtverordneten bestätigen lassen. Anschließend soll ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden.

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