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Oksana Adams leitet die Bürgerinitiative „Bürger für Waldstadt“.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

PNN-Serie „Wahlweise“: „Müllproblem südlich der Havel führt zur Verwahrlosung“

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl geben die PNN Potsdamer Vereinen, Projekten und Initiativen eine Plattform für ihre Anliegen und Wünsche an die Lokalpolitik. Heute: Oksana Adams von der Initiative „Bürger für Waldstadt“.

Was ist das wichtigste Projekt/Anliegen für die „Bürger für Waldstadt“?
Wir wollen den Wald in Waldstadt Süd komplett erhalten. Aufgrund des verstärkten Klimawandels wird Walderhalt immer wichtiger. Neben der CO2-Speicherung kommen insbesondere im städtischen Wald den Aspekten der Frischluftproduktion, Temperaturregulierung, Regenwasserversickerung und der Bewahrung der biologischen Vielfalt besondere Bedeutung zu.

Wie sollte Potsdams Lokalpolitik das unterstützen?
Die Stadtverordnetenversammlung muss den von ihr ausgerufenen Klimanotstand ernst nehmen. Sie muss ihre Beschlüsse stärker daran ausrichten und bereits gefasste Beschlüsse dementsprechend ändern. Dies gilt insbesondere für Beschlüsse zur Rodung intakter Waldflächen wie in Waldstadt Süd, die sich auf natürliche Weise durch Unterwuchs von Laubbäumen von einer Kiefermonokultur zu einem Mischwald entwickeln.

Aus unserer Sicht ist der aktuelle Bebauungsplanentwurf 142 mit dem ausgerufenen Klimanotstand nicht vereinbar. Das hatten wir bereits 2019 deutlich gemacht. Auch die in der Waldstadt immer häufiger auftretenden Waldbrände stellen in Verbindung mit eingeschränkten Zufahrtswegen für Löschfahrzeuge ein hohes Risiko dar. Sollte der Bebauungsplan 142 Schulstandort Waldstadt Süd (dennoch) weiterverfolgt werden, sollte eine gemeinsame Beschulung von Förder- und Gesamtschülern in nur einem Gebäude erfolgen. Dies würde sowohl dem maximalen Walderhalt als auch dem Klimaschutz und darüber hinaus der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention entsprechen.

Was sollte die nächste Stadtverordnetenversammlung in ihrer fünfjährigen Legislatur mit höchster Priorität für Potsdam umsetzen?
Aus unserer Sicht hat ein lebenswertes Potsdam für Bürger aller sozialer Schichten höchste Priorität. Dafür ist eine nachhaltige Stadtentwicklung wichtig. Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Umweltschutz und Ressourcenschonung durch Kreislaufwirtschaft spielen dabei eine immer größere Rolle und sparen langfristig Kosten.

Zukünftig sollte bei Bauprojekten die dazugehörige soziale Infrastruktur in dem jeweiligen Bedarfsgebiet mit eingeplant werden. Bauherren auf lukrativem Bauland dürfen sich nicht mehr „freikaufen“, so dass die notwendigen sozialen Einrichtungen von der Stadt an anderer Stelle errichtet werden müssen. Ein „Abladen“ im Wald darf es nicht mehr geben. Insbesondere in sozial schwächeren Stadtteilen führt dies zu einem verstärkten Gefühl der Ungleichbehandlung.

Bei Maßnahmen der Modernisierung und bei Neubauten sollte nachhaltiges Bauen Standard werden. Dabei sind alle Möglichkeiten des flächensparenden Bauens und der Entsiegelung zu nutzen. Beispielsweise könnte eine Kombination von Tiefgarage, Supermarkt und darüber befindliche Wohnbebauung die Versiegelung reduzieren. Dach- und Fassadenbegrünung sollte konsequent weiterverfolgt werden.

In der nächsten Legislaturperiode sollten in jedem Stadtteil wichtige Maßnahmen zur Daseinsvorsorge geplant und möglichst realisiert werden (Kita, Schule, Seniorenbetreuung, Bank, Post, Gastronomie, Kultur, Freizeitangebote).

Das gegenwärtige Müllproblem im öffentlichen Raum, insbesondere südlich der Havel, führt zur Verwahrlosung der Stadtteile. Dies ist Ausdruck einer schwindenden Identifikation der Bürger mit ihrem Kiez, gekoppelt mit augenscheinlich reduzierter Müllentsorgung durch die Stadt. Die Stadtverordnetenversammlung sollte dringend darauf hinwirken, diesen Zustand zu beenden.

Lesen Sie morgen: Reiko Käske vom Netzwerk #KulturMachtPotsdam

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