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Potsdam, 27.06.2023 / Lokales /
Phillip Otto, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC), Sommerserie „Wahlweise“ mit FFF,
Foto: Ottmar Winter PNN

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

PNN-Serie „Wahlweise“: „Sichere und einladende Radwege“

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl geben die PNN Potsdamer Vereinen, Projekten und Initiativen eine Plattform für ihre Anliegen und Wünsche an die Lokalpolitik. Heute: Philipp Otto vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Brandenburg.

Was ist das dringlichste Projekt/Anliegen für Ihre Initiative?
Wir setzen uns für durchgehend sichere und einladende Radwege ein, damit alle Bürger gleich welchen Alters mit dem Rad überall in der Stadt sicher von A nach B kommen. Dringendste Aufgabe ist eine Qualitätsoffensive des bestehenden Hauptroutennetzes, um den Radverkehrsanteil und damit die Lebensqualität in der Stadt Potsdam signifikant zu erhöhen.

„Radverkehrsplanung ist Angebotsplanung“ heißt es im aktuellen Radverkehrskonzept der Landeshauptstadt. Was aber auf der Karte wie ein durchgängiges innerstädtisches Radverbindungsnetz wirkt, entpuppt sich für Radfahrende in der Praxis als Flickenteppich, der viele schlicht davon abhält, das Fahrrad zu nutzen. Streckenlängen, Zeitaufwand und zum Auto vergleichbare Unabhängigkeit sollten aber das Rad zum bevorzugten Mittel der Wahl gesunder und nachhaltiger Mobilität in Potsdam machen.

Für ein zukunftsweisendes Hauptroutennetz bedarf es für die Steigerung des Radverkehrsanteils vor allem der durchgehenden Berücksichtigung der Sicherheitsbedürfnisse von Radfahrenden. Die räumliche Trennung vom motorisierten Verkehr und die breite der Radwege spielen eine entscheidende Rolle, um die Qualität der Fahrradinfrastruktur zu verbessern.

Wie sollte Potsdams Lokalpolitik das unterstützen?
Wir müssen wieder verstärkt in Verbindungen denken. Was für Auto oder Tram gesetzt ist, wird beim Radverkehr meist vergessen. Im Jahr 2008 verabschiedeten die Stadtverordneten die bestehende Radverkehrsstrategie mit dem Ziel „einer weiteren Steigerung des Anteils der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege.“ 15 Jahre später werden die Diskussionen meist um einen Straßenblock oder auch nur ein paar Meter Straße geführt. Das Bewusstsein attraktive Gesamtverbindungen zu realisieren, geht dabei schnell verloren.

Uns ist es wichtig, gemeinsam mit der Stadtpolitik, ein Verständnis für einladende Radinfrastruktur zu entwickeln. Nicht alles was verkehrstechnisch erlaubt ist, wird als sicher empfunden und führt damit zu einer Steigerung des Radverkehrs. Ein neuer Qualitätsstandard für eine Fahrradinfrastruktur in Potsdam sollte als Grundlage für das neue Radverkehrskonzept sowie für konkrete Einzelvorhaben dienen.

Das Vorhaben der aktuellen Rathauskooperation „… den Anteil des Fahrradverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen deutlich zu erhöhen; perspektivisch auf 40 Prozent …“ ist kein Selbstläufer. Wir erwarten deshalb eine klare Verpflichtung der neuen Regierungsparteien, den Radverkehrsanteils in den kommenden fünf Jahren auf 35 Prozent zu erhöhen und mit spezifischen Maßnahmen zu untermauern. Deren Fortschritt sollte alljährlich durch die Verwaltung überprüft und transparent kommuniziert werden, um durch geeignete Maßnahmen zeitig und selbstaktiv nachsteuern zu können.

Was sollte die nächste Stadtverordnetenversammlung in ihrer fünfjährigen Legislatur mit höchster Priorität für Potsdam umsetzen?

  • Durchgehende und gut zu befahrende Radwege ausbauen, hin zu einem funktionierenden Radwegenetz für Potsdam (dazu gehören Radschnellwege, räumliche Trennung und Abgrenzung von Hauptrouten, getrennte Grünphasen und eine grüne Welle für Radfahrende)
  • Verbesserung des besonderen Schutzes von Fuß- und Radverkehr: Fahrradzonen, 30km/h bei Mittellage, Aufpflasterungen in verkehrsberuhigten Bereichen
  • Verabschiedung eines neuen und zukunftsweisenden Radverkehrskonzeptes für die Stadt mit messbarer Zielsetzung, verbindlicher Zeitplanung und gesicherter Finanzierung. Nötig sind neue sternförmige Tangentialverbindungen basierend auf international führenden Qualitätsstandards für den Fahrradverkehr, Einbindung in die Verkehrsinfrastruktur in Potsdam und Umland

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