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In diesem Garagenkomplex in der Kantstraße wurde im Dezember 2011 die Babyleiche gefunden.

© Patrick Pleul/dpa

Totes Baby in Potsdam: Privatdetektiv sucht Mörder des Babys von Potsdam West

Ein selbstständiger Ermittler hofft vier Jahre nach Fund der Leiche eines Neugeborenen in Potsdam West auf neue Hinweise. Er arbeitet im Auftrag einer Privatperson.

Potsdam - Mehr als vier Jahre nach dem Fund der Leiche eines Neugeborenen an einem Garagenkomplex in Potsdam-West suchen nun professionelle Privat-Ermittler nach Spuren. Unter anderem mit ausgehängten Handzetteln werden Anwohner in dem Stadtteil aufgefordert, "jeglichen noch so kleinen Hinweis" zu melden, der helfen kann, "dieses grausame Verbrechen zu klären".

Bisher seien die Hinweise aber nur spärlich, sagte der beauftragte Privatdetektiv Manuel Ramirez den PNN am Montag auf Anfrage. Seit vergangenem Jahr sei er mit der Lösung des Falls beauftragt. Zum Auftraggeber sagte der selbständige Ermittler lediglich, dieser sei eine "Privatperson, die Interesse besitze, dass dieses Verbrechen nicht vergessen wird". Aus Gründen der vereinbarten Diskretion könne er keine näheren Angaben zu dem Auftraggeber machen. Er habe versucht, Theorien zu dem Fall zu entwickeln: "Und ich denke, die Täter weilen noch unter uns." Die Ermittlungen seien zwar ohne Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft begonnen worden. Allerdings habe er einen der zuständigen Ermittler länger zu dem Fall befragen können, so Ramirez weiter.

Privatdetektiv Manuel Ramirez hat mit dem Ermittler gesprochen

Der Fall hatte die Landeshauptstadt zu Weihnachten vor mehr als vier Jahren erschüttert: Einen Tag vor Heiligabend war damals in einem Garagenkomplex in der Kantstraße die Leiche eines Babys gefunden worden. Ein Anwohner hatte den grausigen Fund gemacht. Der in ein blutverschmiertes Frotteehandtuch gewickelte Säugling war nur wenige Stunden nach der Geburt umgebracht worden, wie die Ermittler später feststellten – durch massive stumpfe Gewalteinwirkung. Hintergründe der Tat blieben aber bis jetzt im Dunkeln. Bisher habe sich noch kein Hinweis auf eine Täterschaft ergeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag.

Die bisher einzige konkrete Spur ist die DNA aus den Spuren am Handtuch. Damit könnte zumindest die Mutter des Babys eindeutig identifiziert werden – falls es irgendwann einmal eine konkrete Verdächtige gibt. Auch die breit angelegte Suche nach einem dunklen Auto mit PM-Kennzeichen, das am Abend des 22. Dezember 2011 an dem Garagenkomplex gesehen worden war, blieb erfolglos.

Suche nach Auto und DNA-Massentest ohne Erfolg

Unter anderem hatten die Ermittler auf einen bisher in Potsdam beispiellosen Massen-DNA-Test und bundesweite Zeugenaufrufe in verschiedenen Fernsehsendungen nach Hinweisen auf die Identität des namenlosen Mädchens gesetzt. Bei den DNA-Tests waren rund 1000 Potsdamer im Sommer 2014 zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert worden – und zwar Anwohner, die zur Tatzeit zwischen 16 und 45 Jahre alt waren. Ende vergangenen Jahres hieß es, die Tests seien – ohne Ermittlungserfolg – weitgehend abgearbeitet worden. So mussten beispielsweise bei weggezogenen Kandidaten jeweils die neue Adresse ausfindig gemacht und dann ein Termin vereinbart werden. In den bereits um die Osterzeit in der Umgebung des Tatorts aufgehängten Handzetteln von Privat-Ermittler Ramirez wird zudem an die Belohnung in Höhe von 10 000 Euro erinnert, die die Staatsanwaltschaft Potsdam zur Klärung der Tat ausgesetzt hatte. Ramirez sagte, sollten die Ermittlungen Erfolg haben, würde das Geld an den Hinweisgeber ausgezahlt – seine Detektei arbeite nur im Sinne des Auftraggebers.

Der Fall hatte in Potsdam für Bestürzung gesorgt und deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. Rund 150 Gäste waren Anfang 2012 zur Beerdigung gekommen. Für das Grab auf dem Bornstedter Friedhof schuf der Berliner Bildhauer Michael Spengler ein besonderes Grabmal: Auf einem geschliffenen Findling ruht ein vergoldeter, eiförmiger, kleinerer Stein, auf dem das Geburts- und Sterbedatum des namenlosen Mädchens vermerkt sind. Und immer noch bringen Potsdamer regelmäßig Blumen zu dem Grab.

Potsdamer nehmen Anteil am Schicksal des namenlosen Mädchens

Es gibt in Potsdam noch zwei weitere ungeklärte Babymorde. Am 27. Juli 1994 und am 4. Juni 2000 wurden nach Angaben des Landeskriminalamts die Leichname zweier Jungen in der Havel im Bereich der Küsselstraße auf der Halbinsel Hermannswerder gefunden. Es handelte sich um Neugeborene, die jeweils in Plastiksäcke oder Einkaufsbeutel eingepackt und mit Steinen beschwert wurden, damit sie im Wasser des Flusses versinken. (mit jaha)

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