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„Da müssten doch noch Bäume erhalten werden können.“ Luzie Freitag (M.) und Jakob Drews (l.) sprechen mit Anett Wallasch, Baubeauftragte des Studentenwerks.

© Klaus D. Grote/PNN

Wenigstens ein Baum in Golm gerettet: Studentenwerk Potsdam reagiert auf Protest gegen Fällungen

Nach dem Protest von Studierenden gegen die Fällung von Bäumen auf dem Campus Golm lenkt das Studentenwerk Potsdam ein wenig ein.

Nachdem die geplante Fällung von 40 Bäumen mitten in der Vegetationsperiode auf dem Campus Golm am Mittwoch durch Protest vorerst verhindert wurde, kam am Freitag der Geschäftsführer des Studentenwerks Potsdam, Peter Heiß, mit den Protestierenden ins Gespräch.

Von den Plänen zum Bau eines Wohnheims mit 420 Plänen werde das Studentenwerk nicht abrücken, sagte Heiß. „Dafür haben wir eine Baugenehmigung.“ Bei einer Änderung müsste ein neuer Bauantrag gestellt werden, das würde mindestens ein Jahr dauern. Bei der Planung sei das Ziel gewesen, möglichst viele Bäume auf dem Areal zu erhalten. 40 von 80 Bäumen auf der Baufläche müssten dennoch gefällt werden. Dazu zählten auch kleinere und kranke Bäume. Einige Exemplare fielen der Kettensäge schon zum Opfer. Zum Ausgleich würden fünfmal so viele Bäume neu gepflanzt. Dazu habe das Studentenwerk einen Vertrag mit der Flächenausgleichsagentur geschlossen. Die Flächen befinden sich in Schönwalde (Havelland) und Berlin-Mahlsdorf.

Die Buche in der Mitte des Grundstücks soll erhalten bleiben.

© Klaus D. Grote/PNN

Die Geoökologiestudentin Luzie Freitag stellt das gesamte Prinzip des Flächenausgleichs infrage. In vielen Bundesländern werde der angestrebte Ausgleich häufig nicht erreicht. Die Pflanzungen seien nicht dauerhaft gesichert. „Es werden immer wieder junge Bäume als Ersatz gepflanzt“, sagt sie. Dabei speicherten nur ältere Bäume CO₂. Immerhin kann bei einer Begehung des Baufeldes eine alte Eiche vor der Kettensäge gerettet werden. Der Baum ist mit einem Farbpunkt markiert und damit zur Fällung freigegeben. Laut Karte muss der alte Baum dem Bauvorhaben aber gar nicht weichen, sagt Anett Wallasch, Bauverantwortliche des Studentenwerks. Sie werde das der mit der Fällung beauftragten Firma mitteilen.

Werden erneut Bäume besetzt?

Die Firma sollte die Arbeiten in dieser Woche erledigen. Jetzt müsse ein neuer Termin vereinbart werden, sagt Peter Heiß. Die Protestierer wollen wachsam bleiben. Landschaftsökologiestudent Jakob Drews und Astrophysikstudent Shubam Mamgain schließen nicht aus, dass sie erneut auf einen der Bäume klettern, um ihn vor der Fällung zu retten. „Wir befinden uns in einer Klimakrise und können nicht einfach so weitermachen wie bisher“, sagt Shubam Mamgain. Und Luzie Freitag ergänzt: „Wir sind nicht gegen das Wohnheim. Es geht darum, wie wir unsere Welt für die Zukunft gestalten.“

Mit neuen Bäumen: So soll das fertige Wohnheim aussehen.

© Sahlmann & Partner GbR

Peter Heiß erklärt, dass für den Neubau einige Kompromisse notwendig geworden wären. So wurde der alte Kasernenbau mit zuvor 50 Wohnheimplätzen abgerissen, weil er nicht hätte integriert werden können. Eine Buche in der Mitte des Grundstücks werde erhalten. Die beiden L-förmigen Neubauten seien auf dem Plan mehrfach hin- und hergeschoben worden, um möglichst wenige Bäume des angrenzenden Waldes fällen zu müssen, so Anett Wallasch. Der Neubau erhalte ein begrüntes Flachdach mit Fotovoltaikanlage. Geheizt wird mit Erdwärme, Abwärme und einem kleinen, mit Gas betriebenen Blockheizkraftwerk für die Spitzenzeiten. Die Flächen seien reduziert worden. Ein Apartment misst lediglich 17,5 Quadratmeter Fläche. Ein Zimmer ist einer 2er-WG ist elf Quadratmeter groß.

Die Pläne für das Haus und die Nutzung der sechs Gemeinschaftsräume seien mit den Studierenden besprochen worden, erklärt Peter Heiß. Doch das Problem sei, dass die Studierenden wechselten, sagt ein Student. Heiß nimmt sich viel Zeit, um sich alle Bedenken anzuhören. Er macht aber auch klar, dass die 420 Wohnheimplätze dringend benötigt werden. Nur zehn Prozent der Studierenden in Potsdam hätten einen Mietvertrag mit dem Studentenwerk. Das Ziel der Landesregierung sei eine Versorgung von 20 Prozent. Um das zu erreichen, könnte es noch viele Diskussionen um Bäume und Beton in Potsdam geben.

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