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Das Jazzlab bietet vielen lokalen Musikern, hier Footprint Project, eine Bühne.

© Sebastian Gabsch/PNN

10 Jahre Jazzlab: Potsdams Klanglabor feiert die Improvisation

Das experimentelle Jazzformat begeht sein Jubiläum mit einem Open Air am 23. Juni in Geltow, mit „Instrumenten oder Werkzeugen“ mitzumachen, ist ausdrücklich erwünscht.

Es klirrt, es groovt, es knallt, es swingt: Seit zehn Jahren begibt sich das Jazzlab Potsdam auf immer neue musikalische Abenteuer in die unerforschten Gefilde von Musik, Tanz, Videokunst, Text und Theater, egal ob mit herkömmlichen Instrumenten, selbstkonstruierten Klangkörpern oder Alltagsgegenständen. Ohne festen Genre-Kompass, nur geleitet durch kreative Neugier, Spielfreude und die Lust an der Improvisation.

Am 23. Juni feiert das experimentelle Format sein Jubiläum mit einem Open Air auf dem MTS-Gelände (Maschinen- und Traktoren-Station) in Geltow. Eine ungewöhnlich industrielle Jazz-Kulisse, die allerdings schon im vergangenen Jahr erfolgreich vom Jazzlab als Open Air-Bühne genutzt wurde. Mitzumachen ist ausdrücklich erwünscht: „Das Publikum ist eingeladen, eigene Instrumente und Werkzeuge mitzubringen“, heißt es in der Ankündigung. Frei nach dem Motto: Musik ist, was ihr draus macht.

Was das Jazzlab so anders macht, ist diese Interdisziplinarität aus Musik, Tanz und Performance.

Nicolas Schulze, Leiter des Jazzlabs Potsdam

Erneut findet die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der in Geltow beheimateten Performancegruppe „Ausfahrt 4“ statt, die neben der Musik auch viel mit Text arbeiten. „Wir werden einige Lieblingssongs der Gruppe zerlegen, umdeuten und neu interpretieren, unter anderem von Joy Division, Motorpsycho oder Steve Swallow“, sagt Jazzlab-Leiter Nicolas Schulze.

Wie schon im vergangenen Jahr findet das Jazzlab-Open Air auch in diesem Sommer wieder in Geltow statt.

© Olga Kovalevska/Olga Kovalevska

Überrascht von der Zusage der Fabrik

Der Potsdamer Pianist hatte das Jazzlab 2013 zusammen mit dem befreundeten Gitarristen Oliver Fröhlich aus der Taufe gehoben: „Wir hatten in der Stadt einfach nach einer Möglichkeit gesucht, kleine Jazz-Sessions zu veranstalten“, so Schulze.

Die beiden hatten dabei eher an kleine Cafés gedacht und waren umso überraschter, als mit der Fabrik Potsdam ein größerer Spielort zusagte: „Wir hatten uns bei der Fabrik keine großen Hoffnungen gemacht, aber der technische Leiter sagte sofort Ja und meinte: Dann machen wir das aber gleich richtig, mit Bühne und Licht und so weiter.“

Das Herzstück des Jazzlabs ist die Open Stage

Eine fruchtbare Zusammenarbeit, die bis heute anhält: Durch die Fabrik kam das Jazzlab immer wieder in Kontakt mit Künstlerinnen und Künstlern verschiedenster Profession, vor allem aus dem Bereich Tanz. „Anfangs was es mehr ein reines Konzertformat, doch nach und nach wurde die Open Stage immer wichtiger“, sagt Schulze.

In der Tat ist die Open Stage, der immer die zweite Hälfte eines Jazzlab-Abends gehört, ein Herzensprojekt von Schulze: Hier können Laien und Profis gemeinsam spielen, jammen und improvisieren, egal welche Musikrichtung oder welches Instrument. „Was das Jazzlab so anders macht, ist diese Interdisziplinarität aus Musik, Tanz und Performance“, sagt Schulze.

Vielen lokalen Musikerinnen und Musikern hat das Jazzlab in den letzten zehn Jahren eine Bühne geboten, unter anderem dem Potsdamer Kama Orchestra, dem Footprint Project oder dem Sitarspieler Sebastian Dreyer. Aber auch zahlreiche internationale Künstlerinnen und Künstler wie Eivind Lonning, Polina Borissova, Yuko Matsuyama oder Ravi Srinivasan konnte Schulze schon nach Potsdam locken.

Seit 2015 wird das Jazzlab von der Stadt gefördert, mittlerweile ist das Format zu einer festen Größe in Potsdams Kulturlandschaft geworden. „Es hat sich herumgesprochen und ich bin total dankbar dafür, dass sich das Jazzlab so etabliert hat“, sagt Schulze. Auch aus Berlin bekomme er immer wieder Anfragen.

Insgesamt habe sich in den letzten zehn Jahren in der Landeshauptstadt viel in Sachen Jazz getan: „Es gibt zum Beispiel die ‚Grüne Bühne‘ im Sans Titre, Jazz-Veranstaltungen in der Villa Schöningen und im AWO-Kulturhaus“, so Schulze. Mehr noch: Auch im Umland gebe es immer mehr kleine Jazz-Initiativen, die den ländlichen Raum beleben, etwa das Kulturgut Glindow oder die Kulturpraline in Tornow bei Teupitz, wo ein musikbegeistertes Ehepaar ihren Dreiseitenhof immer wieder für Musikveranstaltungen öffnet. „Da habe ich selber letztens gespielt“, sagt Schulze.

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