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Kutschstall am Neuen Markt Potsdam. Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG). Stadtmodell Potsdam 1912.
Präsentation des digitalisierten Potsdam-Stadtmodells in der Brandenburg.Ausstellung.

© Andreas Klaer

Holz und Hybrid: Das HBPG denkt sein Potsdamer Stadtmodell ins Digitale weiter

Von unterwegs oder zu Hause: 60 historische Orte können dank einer Neuerung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte online erkundet werden.

Als Katja Melzer vor anderthalb Jahren ihren Posten als Leiterin des Hauses Brandenburgisch-Preußischer Geschichte antrat, tat sie dies mit mehreren Vorsätzen. Einer lautete: Die unter Vorgänger Kurt Winkler begonnene Selbstfindungsphase als zeitgenössischer Museumsort, der Analoges und Digitales miteinander verbindet, zur Vollendung bringen. Melzer sagte das anders. Sie sagte: „Aus meiner Sicht liegt die Zukunft in hybriden Formaten.“

Wie ernst es dem Haus damit ist, zeigt die Tatsache, dass nun auch eines der haptischen Artefakte in der Dauerausstellung eine Verlängerung ins Digitale erfahren hat: das historische Stadtmodell von 1912. Es war für die Dauerausstellung 2003 geschaffen worden und erfreute sich ungebrochener Beliebtheit, wie Melzer sagt. Stadtführer, Kinder, Touristen: Der Reiz der Vogelperspektive auf einen Ort, den man sonst nur von unten kennt, zieht alle in Bann.

 So ist das Haus immer gut zu finden. Das ist ja sonst leider nicht immer der Fall.

Mirko Kubein, Leiter Mediengestaltung im HBPG, über die neue Webseite

Jetzt kann man das Modell auch von unterwegs oder zu Hause aus erkunden: über eine Webseite. 60 historisch relevante Orte, die auf dem Modell zu sehen sind, können auf einer Karte angeklickt, Früher und Heute abgeglichen werden. Durch eine Tracking-Funktion soll man Gebäude zuordnen können, wenn man mit digitalem Endgerät in der Stadt unterwegs ist – immer in Relation zum blauen Punkt auf der Karte: der Standort des HBPG. „So ist das Haus immer gut zu finden“, sagt Mirko Kubein, Leiter der Mediengestaltung im HBPG. „Das ist ja sonst leider nicht immer der Fall.“

Das ist Teil eins der Neuerung. Teil zwei ist vor Ort am Modell im Kutschstall zu erleben. Über Touchscreens lassen sich die historischen Gebäude in Gruppen sortieren: Was gehörte zur Residenz, zur Garnison, zur Verwaltung? Und: Was wurde zerstört, was wieder aufgebaut? Bewusst schließt das HBPG damit an Debatten an, die Potsdam in andauernder Intensität umtreiben: Welche Epochen sollen hier sichtbar bleiben oder es wieder werden? Wessen Blick auf die Stadt setzt sich architektonisch durch?

Katja Melzer, die Leiterin des HBPG.

© Andreas Klaer

Eine Frage der Perspektive

Dass der eigene Blick, ob auf Stadt, Geschichte oder Stadtmodelle, immer eine Frage der Perspektive ist, soll durch ein weiteres neues Feature am Modell thematisiert werden. Fünf Stadtansichten aus dem 18. Jahrhundert wurden am Rand des Modells virtuell platziert, über einen QR-Code kann man sie einscannen. Die Idee: Die historischen Perspektiven mit dem Modell abzugleichen.

Verzerrungen, Idealisierungen sollen so sichtbar werden. Und auch die eigene Perspektive hinterfragt, im Idealfall. Dennoch drängt sich im Selbstversuch das Gefühl auf, dass das eigentliche Potenzial des digitalen Modells noch nicht ausgeschöpft ist. Wie wäre es, biografische Spuren in das Stadtmodell zu integrieren, von Potsdamer Bürger:innen etwa? Möglich wäre vieles, bleibt aber eine Frage der Mittel, sagt Melzer. „Wie immer.“

Insgesamt 56.000 Euro hat das Projekt gekostet, der Großteil wurde abgedeckt durch ein Programm zur Förderung des digitalen Wandels des Landes Brandenburg. Für Katja Melzer steht das neue Modell in einer Reihe mit Initiativen wie dem Projekt Spur.lab, das seit 2020 digitale Wege in der Erinnerungskultur untersucht.

Und auch zur großen, grundsätzlichen Suche am HBPG gab es am Rande Neuigkeiten. Bis zum 20. Geburtstag am Jahresende will das Haus bekanntlich einen neuen, eingängigeren Namen gefunden haben. Noch im Frühjahr hatte man ursprünglich in den Prozess der Namensfindung gehen wollen. Das ist zwar nicht gelungen, aber der grobe Zeitplan steht, so Melzer. Es wurde eine Berliner Agentur gefunden, die die Diskussion um den Namen sowohl hausintern wie auch, ab Herbst, auf öffentlichen Podien moderieren soll. Ihr Name: anschlaege.de. Ihr Symbol: ein Haifisch, mit menschlichen Zähnen. Wie lautete ein weiterer von Melzers Vorsätzen? Forum für Debatten sein.

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