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Die Potsdamer Autorin Sophie Sumburane.

© Ben Gross

„Tote Winkel“ von Sophie Sumburane: Krimi von Potsdamerin Autorin auf Bestenliste

Sumburane will die Themen häusliche Gewalt und Vergewaltigung in den Blickpunkt der Gesellschaft rücken - dafür lotet sie Genregrenzen aus.

Katja wird vergewaltigt. Der Täter ist der Ehemann von Valentina. Und dann ist da noch Kay, der schwarze, nicht-binäre Gatte Katjas. Sie sind die Hauptfiguren im Kriminalroman „Tote Winkel“ der Potsdamer Autorin Sophie Sumburane. Sie erzählen aus ihren jeweils unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte eines Verbrechens – wie es dazu kam, was davor und danach geschah.

Es ist kein klassischer Kriminalroman, den die Potsdamerin geschrieben hat. Es geht um häusliche Gewalt, es geht um Vergewaltigung. „Es geht mir aber vor allem um die Frage: Was macht das eigentlich mit den Menschen? Was macht das mit den Angehörigen des Opfers?“, sagt die Autorin. „Ich finde, das wird einfach viel zu selten beleuchtet – aber ich finde es wichtig, den Menschen, die davon betroffen sind, eine Stimme zu geben, und dieses Thema ans Licht zu holen.“ Deswegen auch der Titel des Buches: „Tote Winkel“.

Autorin Sophie Sumburane ihr Examen in Germanistik und Afrikanistik.
Autorin Sophie Sumburane ihr Examen in Germanistik und Afrikanistik.

© Jörg Noack

Ihren ersten Kriminalroman, „Gestörte Verhältnisse“, hat Sumburane 2012 veröffentlicht. Damals studierte sie noch in Leipzig. 2014 folgte „Gefährlicher Frühling“. Dann machte sie ihr Examen in Germanistik und Afrikanistik, zog zurück in ihre Heimatstadt Potsdam. Zeitweise arbeitete sie bei der Linksfraktion im Landtag. Zwischenzeitlich kam Corona. Und immer wieder schrieb sie an „Tote Winkel“. „Ich habe mein Buch Frau K., Frau R. und Frau F. gewidmet“, sagt Sumburane. Das sind Menschen, mit denen sie während der Recherche für das Buch gesprochen hat.

Ein erschreckender Befund

„Wenn man sich mit Frauen wirklich intensiv unterhält, hat fast jede Frau etwas zu häuslicher Gewalt oder Vergewaltigung zu sagen“, sagt Sumburane. „Entweder, weil sie das selbst erfahren hat, oder weil sie irgendeine Freundin oder Bekannte hat, die das erleben musste.“ Für die Autorin ist das ein erschreckender Befund: „So präsent, wie das Thema bei den Frauen ist, so wenig präsent ist es in der Gesellschaft.“ Die Frage, wie sie auf ihr Thema kommt, stellte sich für die Autorin deswegen nicht. „Es ist einfach da.“

Wenn man sich mit Frauen wirklich intensiv unterhält, hat fast jede Frau etwas zu häuslicher Gewalt oder Vergewaltigung zu sagen.

Autorin Sophie Sumburane

Deswegen hat sie ihrem Buch auch eine Triggerwarnung vorangestellt. „Ich will nicht, dass Menschen durch mein Buch einen Rückfall erleiden, weil sie Dinge lesen, die sie an ihre eigenen Erlebnisse erinnern“, sagt Sumburane. „Wenn die Warnung auch nur einen einzigen Menschen davor bewahrt, hat sie ihren Zweck erfüllt.“

Umgekehrt ist sich die Autorin auch darüber im Klaren, dass ihr Buch vielleicht manche Fans klassischer Krimis enttäuscht. „Ich habe tatsächlich mit meinem Verlag darüber diskutiert, ob mein Buch ein Kriminalroman ist“, sagt Sumburane. „Wir loten die Genregrenzen schon sehr weit aus.“

Sie könne nur hoffen, dass Menschen, die das Buch in die Finger bekommen, und etwas anderes erwarten, am Ende doch vom Inhalt überzeugt würden. Deutschlands wichtigste Krimi-Experten allerdings hat die Potsdamerin bereits überzeugt: Im Oktober landete „Tote Winkel“ auf der Krimi-Bestenliste des Deutschlandfunks. Sophie Sumburane hat damit nicht gerechnet. „Das hat mich enorm gefreut“, sagt Sumburane. „Das war eine wahnsinnige Anerkennung“.

Denn das Leben einer freien Schriftstellerin ist in Deutschland in aller Regel nicht sehr einfach. „Man kriegt eine Gewinnbeteiligung am Verkauf des Buches“, sagt Sumburane. „Doch die Haupteinnahmequelle sind Lesungen und Lesereisen.“ Als „Tote Winkel“ frisch auf dem Markt war, hatte die Potsdamer Autorin aber Corona. Nun werden einige Lesungen nachgeholt.

Allerdings würde sich Sophie Sumburane freuen, wenn sie Buchhandlungen und Stadtbibliotheken auch außerhalb der Hauptstadtregion zu Lesungen einlüden. „Denn die Themen Häusliche Gewalt und Vergewaltigung haben es verdient, stärker auf die Tagesordnung zu kommen.“

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