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Werder feiert seine Baumblüte.

© Sebastian Gabsch PNN/Sebastian Gabsch PNN

Baumblütenfest in Werder (Havel): Erstes Wochenende überwiegend friedlich, Gäste kritisieren fehlende Angebote

Weg vom Sauftourismus, hin zum Familienfest: Das war das Ziel des 144. Events in der Inselstadt. Am ersten Wochenende ist das teilweise gelungen. Aber es gab Kritik.

Der Andrang am Bahnhof Werder (Havel) am ersten Wochenende erinnerte an frühere Baumblütenfeste: Es herrschte dichtes Gedränge, schon im Zug wurden die Sekt- und Bierflaschen geöffnet. Die Stimmung drinnen wie draußen am Bahnhof war aufgeheitert. Laute Musik aus Boxen und singende Jugendgruppen prägten den Weg zum Inselfest.

Dabei hatte die Stadt die dreijährige Corona-Pause genutzt und unter Beteiligung der Anwohnenden ein ganz neues Konzept auf die Beine gestellt. Das Motto: „Kleiner, feiner – und mehr Werder“. Weniger Rummel, also weniger Fahrgeschäfte und Stände, dafür ausgewählte gastronomische Angebote sollten das Fest wieder zu dem machen, was es ist: Eine Feier der Obstblüte und des Obstweins. Weg vom Massenevent mit Polizeieinsätzen und Alkohol-Exzessen.

Polizei spricht von ruhiger Lage

Das ist nicht ganz geglückt. Aber auch nicht gar nicht. So der Eindruck nach dem ersten Festwochenende. Die Polizeidirektion West spricht von Straftaten im unteren zweistelligen Bereich, darunter vor allem Betäubungsmitteldelikte. Ein genaues Resümee soll erst nach Abschluss der zehntägigen Sause nach dem 1. Mai gezogen werden. „Es war insgesamt eine ruhige Lage“, sagt eine Polizeisprecherin.

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Die Bundespolizei, die vor allem an den Bahnhöfen im Einsatz war, registrierte sieben Straftaten am Samstag und Sonntag. Am Bahnhof Werder seien am Samstagabend zwei Personen aneinandergeraten, sagte eine Sprecherin. Eine Frau sei im Stadtgebiet in Bahnhofsnähe von einem Mann sexuell belästigt worden. Der Mann sei aus einem Gebüsch gesprungen und habe die Frau fest umarmt und geküsst. Sie habe deutlich gesagt, dass sie das nicht wolle, sagte die Sprecherin. Der Mann flüchtete.

Dichtes Gedränge am Bahnhof Werder (Havel)
Dichtes Gedränge am Bahnhof Werder (Havel)

© Anna Bückmann/Tagesspiegel

Volle Züge aus Berlin nach Werder

13 Platzverweise mussten die Bundespolizisten aussprechen. 2019 wurden rund 500 Einsätze registriert. Man sei daher „recht zufrieden“ mit dem Einsatz, sagte die Sprecherin. „Es hat gut geklappt.“

Wie viele Menschen insgesamt nach Werder angereist waren, wollten Polizei und Stadt nicht bekanntgeben. Die Züge am Samstagvormittag waren voll. Am Bahnhof Berlin-Wannsee ertönte die Durchsage, bitte nicht einzusteigen und auf den nächsten Zug zu warten. Die ODEG hatte die Taktung anlässlich des Baumblütenfestes sogar erhöht: Wie unter der Woche fuhr der RE1 im 20-Minuten-Takt statt wie sonst üblich am Wochenende nur zweimal stündlich.

Anfänglicher Trubel verteilt sich

Tatsächlich verteilte sich der anfängliche Trubel aber dann über das Stadtgebiet und weiter auf die Insel und in die Obstplantagen sowie zur Bismarckhöhe. Dort war die einzige Bühne aufgebaut. In den Vorjahren gab es mehrere Bühnen. Fahrgeschäfte auf dem Hartplatz vor der Insel fehlten. Stattdessen steht ein Riesenrad auf der Insel, es gibt einige wenige Fahrgeschäfte für Kinder.

Die Stadt stellte nach dem ersten Festwochenende fest: „Die Atmosphäre ist deutlich entspannter als in den Vorjahren.“ Ein Fazit werde man erst nach den zehn Tagen ziehen. „Aber beim Andrang am ersten Festsamstag und auch heute (Anm. der Red.: Sonntag) ist spürbar, dass es deutlich entspannter zugeht als bei früheren Festen. Das wurde uns von allen Sicherheitspartnern bestätigt“, so Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU).

„Wir sind näher an den Wünschen der Werderaner, darum geht es uns“, so Werders Vize-Bürgermeister Christian Große (CDU). „Wir wollen weg von einer Massenveranstaltung, hin zu einem kleineren, traditionsbewussten und bürgernahen Fest. Das ist für einige Besucher durchaus ein schmerzhafter Prozess. Deren Kritik halten wir aus.“ Auf einige berechtigte Kritikpunkte wolle man beim nächsten Fest reagieren.

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) mit der Baumblütenkönigin Doreen Vogler beim Festumzug des Baumblütenfestes.
Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) mit der Baumblütenkönigin Doreen Vogler beim Festumzug des Baumblütenfestes.

© Stadt Werder (Havel)/Stadt Werder (Havel)

Zu viele Menschen, zu wenig Angebote

Viele machten ihrem Unmut in den sozialen Medien Luft. Zu wenig Stände für Essen und Trinken, vor denen sich lange Schlangen bildeten. Zu wenig Attraktionen für Kinder. „War doch klar wenn nur BAUMBLÜTE kommuniziert wurde im TV und Radio aber nicht, das es bis über die Hälfte eingestampft wurde!!! Tausende Leute und gefühlt 20 stände  ist doch klar was passiert“, schrieb eine Nutzerin bei Facebook.

Ein anderer Nutzer schrieb: „na ja, wenn das Ziel das einschläfern einer unerwünschten Tradition ist, war es doch schon ein Erfolg?“ Und ein weiterer: „Katastrophe! Viiiiiel zu wenig Stände. ‘Foodtruckmile an der Regattastrecke’ = 4 Trucks mit Bratwurst und langos, ‘Marktplatz voll mit regionalen Anbietern’ 5 Zelte mit selben Inhalt... Für Familien und Kindern faktisch gar nichts dabei.“

Die Obstbauern äußerten sich recht zufrieden nach dem Start. „Es war stressig am Samstag. Wir hatten viele Gäste“, sagte Obstbauer Stefan Lindicke. „Aber es hat gut funktioniert.“ Das sei aber auch schon in den Vorjahren so gewesen. „Oben in den Obstgärten lief es schon immer gut. Dafür hätte die Stadt das Konzept nicht ändern müssen.“

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