zum Hauptinhalt
Spontan getraut: Marco und Ines Cascon geben sich das Ja-Wort beim Baumblütenfest.

© Andreas Klaer

Liebesspektakel unterm Kirschbaum: Spontan-Hochzeiten beim Baumblütenfest in Werder (Havel)

Auf dem Inselfest gaben sich am Samstag 30 Paare das Ja-Wort. Für manche wurde es vor dem Altar „plötzlich sehr ernst“.

Bettina und Mike kennen sich noch aus Schulzeiten. „Sie war meine Jugendliebe“, sagt der 55-Jährige. Viele Jahre lang hatten sie sich aus den Augen verloren. Dann traf er sie wieder, bei der Suche nach Andenken aus seinem Heimatort Glindow, einem Ortsteil von Werder (Havel).

„Damals habe ich mich nicht getraut, ihr meine Liebe zu gestehen“, sagt Mike, der seinen Nachnamen genau wie Bettina nicht in der Zeitung lesen will. Am Samstag stehen die beiden – verliebt lächelnd – vor dem Altar unter einem blühenden Kirschbaum neben der Heilig-Geist-Kirche in Werder. Sie sind das erste Paar, das sich bei der Pop-Up-Trauung unter dem Titel „Las Vegas in Werder“ am ersten Tag des Baumblütenfests trauen lässt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Liebesspektakel unterm Kirschbaum

Die Idee für die Spontan-Trauung stammt von Jugendpfarrerin Simone Lippmann-Marsch. „Ich habe davon aus anderen Kirchengemeinden gehört.“ Der Evangelische Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg stimmte zu. Das Liebesspektakel wurde in den sozialen Medien geteilt.

Hochzeit unter Blüten: Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch traut ein Hochzeitspaar.
Hochzeit unter Blüten: Pfarrerin Simone Lippmann-Marsch traut ein Hochzeitspaar.

© Andreas Klaer

Bei der Pop-Up-Trauung werden Paare spontan und ohne bürokratischen Aufwand getraut. Rechtskräftig ist die Trauung durch den Segensspruch aber noch nicht. Dafür müssen die Paare, die noch nicht verheiratet sind, sich noch standesamtlich trauen lassen. „Die Steuerklasse ändert sich durch unsere Trauung nicht“, sagt Lippmann-Marsch.

30
Paare wurden getraut.

Auf dem Platz vor der Kirche ist am Samstag ein Bogen mit Blüten aufgestellt, durch den die Paare hindurchgehen. Ein weißer Teppich führt zum Altar unter dem blühenden Baum. Eine Sängerin singt dazu die Lieblingssongs der Paare. Es gibt einen Trau-Spruch und eine Urkunde mit Polaroid-Foto. Mit der Urkunde können sich die Paare, sofern sie Mitglied der evangelischen Kirche sind und bereits standesamtlich geheiratet haben, ins Kirchenbuch eintragen. 30 Paare werden am Samstag zwischen 15 und 19 Uhr getraut. „Wir sind gerade eben so im Zeitfenster geblieben.“

Trauung in Jeans und T-Shirt

Sich spontan trauen zu lassen, ohne lange Anmeldung, die Idee fanden auch Marco und Ines Cascon toll. „Ich hab heute früh noch Holz gehackt, jetzt stehe ich gleich vor dem Altar“, sagt Marco Cascon am Samstag. Die beiden leben auf der Insel und sind bereits seit zehn Jahren ein Paar. Sie hatten nur standesamtlich geheiratet. Nun wollen sie ihr Ja-Wort noch einmal wiederholen.

Die Cascons sind in Anzug und Brautkleid vor den Altar geschritten – festlicher gekleidet als viele andere Paare. Manche sind auch in Jeans und T-Shirt gekommen. Sebastian Borns, der ebenfalls am Samstag vor dem Altar auf der Insel steht, trägt ein T-Shirt mit dem Spruch: „Ich heirate! Der Rest ist nur zum Saufen hier!“ Erst vor eineinhalb Wochen hat er Susanne Marion den Heiratsantrag gemacht. Die beiden leben seit neun Jahren zusammen. Als sie zum Altar schreiten, ertönt der AC/DC-Song „Highway to Hell“. Die Spontan-Trauung finden beide gut. „Das passt hier einfach zu uns, wir sind Chaoten“, sagt Susanne Marion.

Susanne Marion und Sebastian Borns schreiten zum Altar.
Susanne Marion und Sebastian Borns schreiten zum Altar.

© Andreas Klaer

Partyvolk wollte sich trauen lassen

Doch die Trauung beim Baumblütenfest ist kein reines Spaßevent. Das merkt auch der 55-jährige Mike, der seiner Jugendliebe Bettina mittlerweile das Ja-Wort gegeben hat. „Wenn man da vorne steht, wird es plötzlich sehr ernst“, sagt er nach der Trauung.

Dass das Hochzeitsevent am Rande des Baumblütenfestes durchaus einen ernsten Charakter hat, entgeht auch den Schaulustigen nicht. Laut singend und mit Obstwein-Bechern in der Hand waren sie den Weg zur Kirche hoch gelaufen. Doch beim Anblick der Paare vor dem Altar werden sie still.

Lippmann-Marsch ist nach den Trauungen geschafft, aber glücklich. Im nächsten Jahr soll das Hochzeitsfestival vielleicht noch einmal stattfinden. Besonders berührt haben die Jugendpfarrerin die Worte der Paare, wenn sie danach fragte, was sie aneinander schätzen. „Ehrlichkeit“, „Dass Du immer zu mir hältst“ und „Ich liebe es, wie wir uns lieben“, habe sie als Antworten erhalten. Für Lippmann-Marsch war jede davon „ein Herzensmoment“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false