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Und am Ende jubeln sowieso die Bayern.

© IMAGO/Treese

60 Jahre und kein Grund zu feiern: Die Bundesliga ist am Kipppunkt angelangt

An diesem Wochenende startet die Bundesliga in ihre neue Saison. Dazu steht der 60. Geburtstag an. Doch in Feierlaune sollte die Liga eigentlich nicht sein.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Am kommenden Donnerstag, am 24. August, feiert die Fußball-Bundesliga ihren 60. Geburtstag. Zu diesem freudigen Anlass wird an den ersten beiden Wochenenden der neuen Saison mit einem Jubiläumsball gespielt, dessen Design an die Frühzeiten der Liga erinnern soll. Der Ball ist weiß mit schwarzen Flecken.

Nostalgie gehört zum Fußball wie der Senf zur Thüringer Bratwurst, aber der stete Blick zurück lenkt allzu leicht von den Problemen der Gegenwart ab. Und vor allem von den Herausforderungen der Zukunft.

Natürlich ist ein runder Geburtstag immer auch ein guter Anlass, sich ein bisschen selbst zu feiern. Die Bundesliga ist Teil des deutschen Alltags, für viele ist sie sogar ein Kulturgut, das es zu bewahren gilt. Vor allem in der zweiten Hälfte ihres Lebens, in Folge der kommerziellen Revolution, hat sie eine zuvor unvorstellbare Erfolgsgeschichte gefeiert. Aber wem alles scheinbar von alleine zufällt, der wird irgendwann träge.

Die Vermarktung der Bundesliga als Premiumprodukt kann nur noch schwer über ihre Probleme hinwegtäuschen. Lange war es keine Frage, ob es für den Fußball immer weiter nach oben geht. Die Frage war allenfalls: Wie weit und wie schnell geht es nach oben? Dieser Automatismus aber besteht nicht mehr. In den Stadien bleiben immer häufiger auch in gravierendem Ausmaß Plätze leer, und steigende TV-Erlöse sind ebenfalls kein Selbstläufer mehr.

2012
hieß der Deutsche Meister zuletzt nicht Bayern München.

Das liegt auch daran, dass der sportliche Wettbewerb inzwischen tot ist. Die Bayern, dank ihrer finanziellen Übermacht quasi unschlagbar, haben elf Mal nacheinander die Meisterschaft gewonnen. Die Konkurrenz gibt sich schon lange nicht mehr der Illusion hin, dass sie die Münchner ernsthaft gefährden kann. Seit Jahren heißt es: Wenn die Bayern schwächeln, müssen wir da sein. Doch selbst als die Bayern in der vergangenen Saison schwächelten wie lange nicht, holten sie am Ende wieder den Titel.

Schon jetzt ist absehbar, dass das Produkt Bundesliga vor allem für junge Konsumenten immer weniger attraktiv ist. Stadionmanager müssen sich inzwischen eher mit der Frage beschäftigen, wo sie während der Spiele die Rollatoren ihrer immer älter werdenden Zuschauer verstauen.

Für die Generation Tiktok sind Messi, Neymar oder Ronaldo längst interessanter als die neue superspannende Neuverpflichtung der TSG Hoffenheim, des FC Augsburg oder des VfL Wolfsburg – selbst wenn diese globalen Superstars in fragwürdigen Operettenligen aktiv sind.

Auf diese Herausforderung muss die Bundesliga eine Antwort finden. Eine Antwort, die nicht lautet: Der FC Bayern München braucht dringend noch mehr Geld.

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