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Das war’s. Trainer Sandro Schwarz muss gehen.

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Update

Trainer Sandro Schwarz muss gehen: Hertha BSC hat sich zu lange etwas vorgemacht

Nach der Niederlage gegen Schalke trennt sich Hertha BSC von Trainer Sandro Schwarz. Zu glauben, dass damit alle Probleme gelöst sind, wäre allerdings naiv.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Als in der Arena Auf Schalke die immerhin achtminütige Nachspielzeit anbrach, ging es im zuvor gut gefüllten Gästeblock bereits ähnlich luftig zu wie in der Defensive von Hertha BSC während des Spiels. Ein großer Teil der mehr als dreitausend Berliner Fans hatte bereits die Flucht ergriffen, inklusive der Ultras auf den besten Plätzen. Was nach deren Kodex eigentlich ein Unding ist.

Aber Herthas Anhang ist in dieser Saison lange in Vorleistung getreten. Er hat die Mannschaft nach Kräften unterstützt, selbst nach abenteuerlichen Minderleistungen war kein böser Ton zu vernehmen.

Das scheint sich am Freitagabend, nach der abenteuerlichsten aller abenteuerlichen Minderleistungen, grundlegend geändert zu haben. 2:5 verlor Hertha gegen den vormaligen Tabellenletzten Schalke 04. Anschließend wurden die Berliner Spieler zum ersten Mal in dieser Saison mit Pfiffen bedacht.

Die Geduld ist endlich, die Stimmung kippt. Aber das ist für den Klub, der inzwischen nicht nur in finanzieller Hinsicht ein Sanierungsfall ist, allenfalls ein Randproblem.

Eine Mannschaft, die keine ist

Vielleicht hätte es Hertha sogar ganz gutgetan, wenn die Fans schon ein bisschen früher spielbezogen reagiert hätten. Wenn sie ihren Unmut kundgetan hätten, anstatt den Klub und sich selbst mit einer Es-wird-schon-alles-gut-Haltung einzulullen. Vielleicht hätte das zum rechten Zeitpunkt die Sinne geschärft. Denn viel zu lange hat sich Hertha etwas vorgemacht. In jeder Hinsicht. Das rächt sich jetzt.

Natürlich ist die Mannschaft am Freitagabend nicht abgestiegen. Sechs Spiele sind es noch, der Abstand, zumindest auf den Relegationsrang, ist weiterhin überschaubar, und die Konkurrenten aus Schalke, Bochum und Stuttgart sind alles andere als übermächtig.

Aber die Niederlage in Gelsenkirchen war eben keine normale Niederlage, die eine Mannschaft mal eben so aus den Klamotten schüttelt. Und eine Mannschaft wie Hertha, die keine Mannschaft ist, schon mal gar nicht.

0,78
Punkte hat die Mannschaft unter Trainer Sandro Schwarz im Schnitt geholt

Die Niederlage erinnerte an die Spiele in Bochum und Hoffenheim, zwei weitere Abstiegskandidaten, in denen Hertha ebenfalls nervlich überfordert schien mit den Anforderungen des Abstiegskampfs. Was nützt da das – auf dem Papier – leichteste Restprogramm im Vergleich zur Konkurrenz?

Es sind solche immer wiederkehrenden Auftritte, die jede Hoffnung auf den Klassenerhalt schwinden lassen. Es sind die stetig wiederkehrenden individuellen Aussetzer in einer Häufung, die sich allenfalls noch mit Sarkasmus ertragen lassen. Es ist eine Mannschaft, die auch in der Endphase der Saison noch keine tragfähige Struktur und Hierarchie besitzt.

Dass Kevin-Prince Boateng, der 36 Jahre alt ist, der wie auf Eiern über den Platz läuft und der körperlich eigentlich nicht mehr für Bundesligafußball geeignet ist, dass dieser Boateng zuletzt dreimal hintereinander in der Startelf stand, sagt alles. Die Mannschaft benötigt einen Co-Trainer auf dem Feld, der sie während des Spiels an die Hand nimmt.

Natürlich ist all das auch auf Sandro Schwarz zurückgefallen, den Trainer, den Hertha nun, wenig überraschend, nach der Niederlage gegen Schalke entlassen hat. Es ist der verzweifelte Versuch, doch noch einen Impuls zu setzen, der die lethargische Mannschaft durch- und wachrüttelt.

Hertha war ernsthaft bemüht, den Abstiegskampf bis zum – womöglich auch bitteren – Ende gemeinsam mit Schwarz durchzustehen. In der Mannschaft wurde er geschätzt, sein fußballerischer Ansatz war zumindest schlüssig. Aber der Ertrag war am Ende weniger als dürftig. 22 Punkte aus 28 Spielen, 0,78 im Schnitt, das reicht nun mal nicht.

Die Unterstützung für Schwarz resultierte auch aus der Erkenntnis, dass der Trainer bei Hertha BSC nicht das größte aller Probleme war. Was auch immer das für die nahe Zukunft heißen mag.

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