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Uli Hoeneß (l.) hält offenbar nicht viel von Thomas Tuchel.

© imago/Kirchner-Media/IMAGO/Kirchner/David Inderlied

Ehrenpräsident des FC Bayern diskreditiert eigenen Trainer: Uli Hoeneß sollte besser loslassen

Uli Hoeneß hat den FC Bayern München groß gemacht. Nun aber hat er sein Timing komplett verloren. Seine erratischen Einlassungen schaden dem Klub nachhaltig.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Wer es nicht so gut meint mit Uli Hoeneß, der kann ihm vorwerfen, dass er in wichtigen Phasen auf und neben dem Platz nicht immer performt hat, wie man auf Neudeutsch sagt. Da ist sein ungeschicktes Foulspiel an Johan Cruyff im Finale der Fußball-WM 1974 gegen Holland, das die Deutschen fast den Titel gekostet hätte. Zwei Jahre später jagte er beim EM-Finale gegen die Tschechoslowakei den Ball im Elfmeterschießen in den Belgrader Nachthimmel. Deutschland verlor dieses Mal.

Und nun, unmittelbar vor dem wohl wichtigsten Spiel seit Langem in der Klubgeschichte des FC Bayern gegen Real Madrid, diskreditierte er den eigenen Trainer. Thomas Tuchel, befand Hoeneß auf einem Kongress der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sinngemäß, mache die jungen Spieler nicht besser. Er fordere bloß mehr Geld. Dass Hoeneß den Klub-Angestellten derart in den Senkel stellt, ist sogar für ihn, den ewigen Grantler und Lautsprecher, nahezu beispiellos.

Nun wird bereits vielfach räsoniert, weshalb sich Hoeneß zu der Aussage hat hinreißen lassen. Er muss doch einen Grund gehabt haben. Denn – auch das gehört zur Wahrheit dazu – nicht selten hatten die rabiaten Einlassungen von Hoeneß in der Vergangenheit einen durchdachten Zweck.

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Ein Zorn, der sinnlos ist

Dieses Mal kann man es wenden und drehen, wie man will: Der Zorn des Ehrenpräsidenten auf den eigenen Trainer ist nicht nur schlecht getimt, sondern sinnlos. Tuchel wird die restlichen Wochen seines Bayern-Engagements sicher nicht mehr Motivationen bei der Arbeit verspüren. Vor allem aber: Dem Klub wird es angesichts all dieser Nebengeräusche nicht leichter fallen, einen Nachfolger für Tuchel zu finden.

Schon jetzt gab es Absagen. Leverkusen Xabi Alonso wollte nicht, Bundestrainer Julian Nagelsmann ebenso nicht und offenbar zögert auch Kandidat Nummer drei, Ralf Rangnick.

Der FC Bayern hat sich zu einem Klub entwickelt, den die besten Trainer meiden – weil sie wissen, dass die Engagements dort zuletzt nicht besonders lange andauerten. Ein Grund: Uli Hoeneß hat sich aus dem täglichen Geschäft verabschiedet, aber er ist im Hintergrund der mächtige Strippenzieher, dessen erratische Aussagen die Münchner ins Trudeln bringen.

Die Verdienste von Uli Hoeneß für den mit Abstand erfolgreichsten Fußballverein in Deutschland sind unbestritten. Ohne sein Wirken wäre der deutsche Rekordmeister nicht der Weltklub, der er heute ist. Will Hoeneß sein eigenes Erbe retten, muss er wohl sein liebstes Kind, den FC Bayern München, endlich loslassen.

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