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Der 1. FC Union feiert die später Erlösung.

© AFP/Tobias Schwarz

Update

Nach spätem 1:0-Sieg über Bremen: Der 1. FC Union qualifiziert sich für die Champions League

Es dauert über 80 Minuten, bis die Fans des 1. FC Union jubeln dürfen. Aber dann nimmt die Party in der Alten Försterei ihren Gang.

Rani Khedira lief zur Waldseite und nahm die Trophäe von den Fans entgegen. Diese bestand zwar nur aus Pappe und Folie, doch das war allen egal. Irgendwas musste man an diesem Tag in den Himmel reichen.

Ein paar Minuten früher hatte Khedira ein Tor geschossen, von dem man in Köpenick noch jahrzehntelang reden wird. Mit dem 1:0 (0:0)-Sieg gegen Werder Bremen qualifizierte sich Union erstmals in seiner Vereinshistorie für die Champions League. Der Köpenicker Klub, der erst seit vier Jahren in der ersten Bundesliga spielt, ist damit der erste Berliner Verein seit 2000 und der erste ostdeutsche Traditionsverein seit 1991, der es auf die größte Bühne des europäischen Fußballs geschafft hat.

„Ich glaube schon, dass das wichtigste Tor meiner Karriere bisher war. Ich kann es nicht so richtig in Worte fassen“, sagte Khedira nach dem Spiel und blickte auf eine lange Nacht des Feierns voraus. „Ich gehe davon aus, dass wir nicht nach Hause kommen, bevor die Sonne aufgeht“.

Es ist ein Erfolg, der vor kurzer Zeit undenkbar gewesen wäre. Obwohl es sich seit Wochen anbahnte und Union sich eigentlich fast die gesamte Saison auf einem Champions-League-Platz befand, bleibt es auch eine Sensation, die ihresgleichen sucht. „Wir haben es noch nicht ganz realisiert, dass wir in diesem Wettbewerb“, vertreten sind, sagte Verteidiger Robin Knoche.

Stunden vor dem Anpfiff strömten die Fans zum Stadion

Auch für Khedira war die außergewöhnliche Saison, die Union jetzt hinter sich hat, kaum zu fassen. „Eigentlich haben wir nicht die Qualität dafür, dass wir da oben stehen“, sagte der Torschütze. In der Kabine habe man aber trotzdem immer wieder aus Spaß die Champions-League-Hymne spielen lassen. „Und aus Spaß wurde irgendwann Ernst.“

Am Sonnabend lag der Optimismus schon den ganzen Tag in der Luft. Schon Stunden vor Anpfiff waren die Gehwege in Köpenick mit Rot-Weiß überströmt, jede zwei Meter suchte noch ein Unglücklicher verzweifelt nach einer Karte. Ansonsten wurde aber überall gelächelt. Hier konnte eigentlich nichts schiefgehen. Es gab keine einzige Wolke im Himmel über Köpenick.

Ich glaube schon, dass das wichtigste Tor meiner Karriere bisher war.

Rani Khedira über seinen Treffer zum 1:0.

Als er 90 Minuten vor Beginn als erster Union-Spieler auf den Platz kam, wurde Robin Knoche auch lautstark empfangen. Bei der Niederlage in Hoffenheim vergangene Woche hatte er krankheitsbedingt gefehlt und seine Rückkehr fühlte sich wie ein weiteres gutes Omen an. Neben ihm rückte auch der offensive Mittelfeldspieler Aissa Laidouni wieder in die Startelf. Eine Ansage, vielleicht, dass die Köpenicker ihren knappen Vorsprung auf Freiburg nicht nur verteidigen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollten.

Das taten sie auch. In der ersten Halbzeit setzte Union die Gäste teilweise gehörig unter Druck. Kevin Behrens verspielte eine gute Kopfballchance. Ein zunächst gewonnener Elfmeter wurde per Videobeweis zurückgenommen. Ein Freistoß von Christopher Trimmel wurde abgewehrt. Die Gastgeber kamen auf insgesamt neun Ecken.

Doch trotz Unions Überlegenheit und einer komplett harmlosen Leistung der Bremer ging es torlos in die Kabine. Weil Freiburg inzwischen in Frankfurt in Führung gegangen war, standen die Berliner zum Wiederanpfiff sogar auf dem fünften Platz. Noch gab es keine Wolke im Himmel, aber der Optimismus wackelte.

Noch brauchte Union aber lediglich ein Tor, um wieder auf Champions-League-Kurs zu kommen, und die Mannschaft ging entschlossen in die zweite Halbzeit. Jerome Roussillon prüfte Werder-Torwart Jiri Pavlenka mit einem Fernschuss, bevor Sheraldo Becker den Ball aus ähnlicher Position endlich ins Netz lenkte. Weil Becker kurz zuvor im Abseits gestanden war, blieb es aber beim 0:0.

Union kam dem Tor dennoch immer näher. Ein erneuter Freistoß von Trimmel zischte knapp am Pfosten vorbei, und in der 72. Minute hatte Becker wohl die bis dahin beste Chance des Spiels. Nach einem schönen Zuspiel von Trimmel stand der Stürmer plötzlich mit viel Platz im Strafraum, konnte aber aus spitzem Winkel nicht treffen. „Nervös wurde ich nicht, aber die Spannung ist gestiegen“, räumte Urs Fischer nach dem Spiel ein.

Doch die Zuversicht blieb bestehen. Und zu Recht. Neun Minuten vor dem Ende fiel der Ball auf den Fuß von Khedira, der zuvor in 90 Einsätzen für Union nur ein einziges Tor geschossen hatte. Er blieb trotzdem kühl, fädelte den Ball mit Gefühl ins untere Eck ein und rannte wie ein Verrückter Richtung Waldseite. Sie war aber schon abgehoben, in den immer noch wolkenlosen Himmel.

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