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Eine Windenergieanlage des Herstellers Siemens steht auf einem Feld im Landkreis Oder-Spree im Osten des Landes Brandenburg. Siemens Energy leidet weiter unter den Problemen bei seiner spanischen Windkrafttochter Gamesa.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Update

Probleme der Windbranche : Siemens Energy verhandelt mit Bund über Staatsgarantien

Die Auftragslage bei Europas größtem Energietechnik-Konzern ist gut. Dennoch spricht Siemens Energy mit der Regierung über Bürgschaften für Großprojekte. Aus der FDP kommt Widerspruch.

| Update:

Europas größter Energietechnik-Konzern Siemens Energy braucht offenbar Hilfe vom Staat. Das Unternehmen spricht eigenen Angaben zufolge mit dem Bund über Bürgschaften. Dabei soll es nach Informationen des „Spiegel“ darum gehen, dass der Dax-Konzern ohne staatliche Unterstützung nur noch eingeschränkt neue Großaufträge wie den Bau von Stromnetzen annehmen könne.

Daher verhandele das Management um Konzernchef Christian Bruch mit der Bundesregierung über mehrere Milliarden Euro an Garantien, um das Neugeschäft trotz der hohen Verluste im Geschäft mit Windturbinen weiter finanzieren zu können, heißt es in dem Bericht.

Der Konzern bestätigte am Donnerstag Gespräche, wie mehrere Nachrichtenagenturen berichteten. „Das starke Wachstum des Auftragseingangs insbesondere bei den ehemaligen Gas and Power-Geschäftseinheiten führt zu einem steigenden Bedarf an Garantien für langfristige Projekte“, erklärte der Konzern demnach.

Die Tochter Siemens Gamesa steckt in tiefer Krise

Vor diesem Hintergrund prüfe der Vorstand derzeit verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Bilanz, so Siemens-Energy weiter. Der Konzern führe Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, darunter Partnerbanken sowie der Bundesregierung, um den Zugang zu einem wachsenden Volumen an Garantien sicherzustellen, die das erwartete starke Wachstum ermöglichen. Es gebe bislang keine Entscheidungen.

Bei Großprojekten wie dem Netzausbau, die sich über Jahre hinziehen, ist es üblich, dass Anbieter wie Siemens Energy Garantien über die zu erbringenden Leistungen abgeben müssen.

Normalerweise sind diese Garantien mit Kreditlinien von Banken abgesichert. Die Summen, um die es dabei geht, sind enorm: Siemens Energy benötigt dem Bericht zufolge Garantien in Höhe von etwa sieben bis acht Milliarden Euro pro Jahr.

Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, der Bund spreche einem Insider zufolge mit Siemens Energy über staatliche Bürgschaften. Eine offizielle Stellungnahme der Regierung gab es zunächst nicht.

In einer Ad-hoc-Mitteilung, in der das Unternehmen, am Donnerstag über die Vorgespräche informierte, hieß es: „Auftragseingang und Umsatz im Windgeschäft für das Geschäftsjahr 2024 werden daher voraussichtlich unter den Markterwartungen, Nettoverlust und Mittelabfluss werden voraussichtlich über den Markterwartungen liegen.“ Die Aktien von Siemens Energy verloren weiter und lagen am Donnerstagvormittag zeitweise mehr als 30 Prozent im Minus.

Siemens AG zeigt sich offenbar wenig hilfsbereit

Die „Wirtschaftswoche“ hatte zuvor unter Berufung auf Finanzkreise ebenfalls berichtet, wegen der tiefen Krise der Windtochter Siemens Gamesa befürchte Siemens Energy Schwierigkeiten in den Gesprächen mit Banken über nötige Garantien für das gesamte Großprojektgeschäft.

Siemens Energy wirbt demnach nach Informationen des Magazins um Bürgschaften über bis zu 15 Milliarden Euro. Für eine erste Tranche von zehn Milliarden Euro solle der Bund den Überlegungen zufolge zu 80 Prozent bürgen, für 20 Prozent würden die Banken haften.

Das Management um Konzernchef Christian Bruch verhandelt mit der Bundesregierung über mehrere Milliarden Euro an Garantien.
Das Management um Konzernchef Christian Bruch verhandelt mit der Bundesregierung über mehrere Milliarden Euro an Garantien.

© Imago Images/Sepp Spiegl

Eine zweite Tranche von fünf Milliarden Euro solle die Siemens AG garantieren, die Siemens Energy vor drei Jahren über die Börse abgespalten hatte und noch 25,1 Prozent der Anteile hält. Die Siemens AG zeige derzeit wenig Neigung, sich in die Pflicht nehmen zu lassen, zitierte das Magazin Finanz- und Regierungskreise.

Der „Spiegel“ berichtete weiter, der Konzern kein akutes Liquiditätsproblem, heiße es in gut informierten Kreisen. Zuletzt verfügte Siemens Energy demnach über knapp zehn Milliarden Euro Cash und nicht in Anspruch genommene Kreditlinien.

Insbesondere die Geschäfte mit Stromnetzen und Gasturbinen liefen sehr gut, insgesamt stünden Aufträge im Wert von rund 100 Milliarden Euro in den Büchern.

Doch gerade die gute Auftragslage und die hohen Verluste im Windkraftgeschäft bereiteten dem Unternehmen enorme Schwierigkeiten, so das Blatt.

Der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Michael Kruse sprach sich gegen staatliche Garantien für Siemens Energy aus. „Der deutsche Staat kann nicht im Wochenrhythmus Garantien für Unternehmen geben, das ist Aufgabe der Eigentümer“, sagte Kruse der „Welt“.

„Eine Energiewende, bei der am Ende Verbraucher, Netzbetreiber, Produzenten und alle anderen Akteure am staatlichen Tropf hängen, ist keine Transformation, sondern eine Deformation der Wirtschaft“, sagte Kruse. (lem)

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