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Cover der Rückseite des Albums „Joshua Tree“ von U2

© Promo/promo

Tagesrückspiegel – Heute vor 36 Jahren: Mit oder mit ohne Joshua Tree

Der Band U2 hat der „Joshua Tree“ als spirituelles Symbol für ihr gleichnamiges Album Erfolg beschert. Doch die Zukunft des Agavengewächses ist ungewiss.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Dürre Grasbüschel, knochentrockene Böden, über 45 Grad Celsius – die Mojave-Wüste im Südwesten der USA kommt der Vorstellung einer Hölle recht nah. Da kann der plötzliche Anblick von bis zu 12 Meter großen Bäumen mit weit ausladenden Ästen und handartigen Blätterbüscheln bei erschöpften Durchreisenden schon mal religiöse Assoziationen hervorrufen. Vor allem, wenn man auf beschwerlichem Siedler-Trek auf der Suche nach einem gelobten Land ist.

Ein paar tausend Jahre vorher war laut Altem Testament der Prophet Josua in einer ähnlichen Situation. Dort wird er einmal, eine fürchterliche Schlacht anführend, mit auf Geheiß Gottes gen Himmel gestrecktem Arm beschrieben. Eine Gruppe Mormonen soll der baumartigen Palmlilie Yucca brevifolia deshalb den Namen „Joshua Tree“ gegeben haben.

Bono fand, was er suchte

Der eher feuchte Klimate gewohnte Ire Paul David Hewson hörte diese Geschichte im Dezember 1986. Auf der Route 190 durch die Mojave-Wüste war der Songwriter, Gitarrist und Sänger, besser bekannt als „Bono“, auf der Suche nach geeigneten Fotomotiven für das Cover des neuen Albums seiner Band „U2“. Die Wüste habe ihn als Bildmotiv in einer für ihn schwierigen Zeit „angezogen“, in der er nach Antworten auf spirituelle Fragen („With or without you“, „I still haven’t found what I’m looking for“) gesucht habe.

In diese Stimmung passte die Legende um den Joshua Tree und Bono beschloss, das nächste „U2“-Album „Joshua Tree“ zu nennen. Ein Exemplar an der Route 190 nahe der Kleinstadt Darwin wurde abgelichtet und zierte die Rückseite der LP, die am 9. März 1987, heute vor 36 Jahren, in die Plattenläden kam.

„U2“ brachte „Joshua Tree“ Millionenverkäufe und Weltruhm, der Yucca brevivolia half das nicht. Obwohl die Bäume zu den Agavenartigen zählen und an trockene Bedingungen angepasst sind, setzen ihnen die klimawandelbedingten Dürren und Brände in Kalifornien massiv zu.

Vor wenigen Wochen sah sich der Gouverneur Kaliforniens, Gavin Newsom, gezwungen, ein Gesetz zum Schutz der Palmlilien vorzuschlagen, den „Western Joshua Tree Conservation Act“. Ein „business as usual“-Szenario würde laut Studien bis zum Ende des Jahrhunderts zum Verschwinden der Palmlilien führen, obwohl sie in der Regel 150, womöglich sogar bis zu 900 Jahre alt werden können. Das Exemplar, das durch U2 berühmt wurde, starb schon im Jahr 2000 ab.

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