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Hurrikan „Ian“, aus sicherem Abstand betrachtet

© IMAGO/ZUMA Wire/NASA

Katastrophales Klima: Wir brauchen mehr als gute Vorsätze

Eine Hilfsorganisation zieht eine ernüchternde Bilanz des Klimakatastrophenjahres 2022. Einen positiven Schluss kann man daraus ziehen.

Ein Kommentar von Patrick Eickemeier

Nehmen wir den üblichen Schlagabtausch vorweg und versuchen wir, darüber hinauszukommen: Wenn wir nicht mehr tun, bringt uns der Klimawandel um, oder unsere Kinder und Enkel. Die Gegenposition: So genau wissen wir nicht, wie die Zukunft aussieht. Düstere Prognosen sind Ergebnis von Panik und schüren weitere. Es wird doch schon viel getan und wir Menschen haben schon viele Katastrophen überlebt.

Die Bestandsaufnahme der finanziell verheerendsten Klimakatastrophen des Jahres 2022, die die britische Hilfsorganisation Christian Aid jetzt vorgelegt hat, führt uns vor Augen, wie teuer es jetzt schon ist und in Zukunft werden dürfte, wenn der Klimaschutz weiter aufgeschoben wird. Hurrikan Ian ließ im September in den USA und Kuba Schäden in Höhe von schätzungsweise 100 Milliarden Dollar entstehen. Die Überschwemmungen in Pakistan verursachten nach Schätzungen der Weltbank 30 Milliarden Dollar an wirtschaftlichen Schäden. Die Liste geht mit Dürre und Hitzewellen in Europa weiter, Sommerfluten und Dürren in China, Überschwemmungen in Australien und dem Sturm Eunice, der im Februar auch Deutschland traf.

An dieser Stelle ist der Einwand berechtigt, dass es solche Katastrophen auch schon früher gab und der Anteil des menschengemachten Klimawandels daran schwer zu bestimmen ist. Die Attributionsforschung zeigt jedoch, wie die Erwärmung des Klimas die Wahrscheinlichkeit solcher wetterbedingten Katastrophen erhöht. Wir wären schlecht beraten, auf die 100 Prozent zu warten.

Die Tatsachen, Fakten, Daten des Jahres 2022 entsprechen dem, was noch vor relativ kurzer Zeit als zu düstere und nicht ausreichend gesicherte Prognose abgetan wurde. Es gibt keinen Anlass daran zu zweifeln, dass der Anteil des menschengemachten Klimawandels an künftigen Katastrophen mit weiter steigenden Emissionen weiter zunehmen wird.

Ein Grund, vom Klimazweifel direkt in den Klimafatalismus überzugehen, ist all dies nicht. Sehen wir es positiv, soweit das möglich ist: Aus unsicheren Prognosen sind nicht erst 2022 Tatsachen geworden, eine sichere Handlungsbasis, das Jahrhundertprojekt Klimaschutz im Jahr 2023 mit viel mehr Nachdruck voranzutreiben. Die Liste der verheerenden Klimakatastrophen wird auch in diesem Jahr fortgeschrieben werden. Aber wir können bestimmen, wie lang sie in Zukunft wird.

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