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Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre

© dpa/Georg Wendt

Exklusiv

„Noch wach?“ von Stuckrad-Barre: Ex-„Bild“-Chef Reichelt lässt juristisches Vorgehen gegen Enthüllungsroman prüfen

An diesem Mittwoch ist der neue Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre erschienen. Das Buch könnte demnächst die Gerichte beschäftigen.

Bestseller-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre hat am Mittwoch seinen mit Spannung erwarteten Roman „Noch wach?“ veröffentlicht. Das Buch mit insgesamt 18 Kapiteln mit Überschriften wie „Jetzt wird’s schmutzig“ und „Grauzone“ sei zwar „in Teilen inspiriert von verschiedenen realen Ereignissen“, heißt es dem fiktiven Werk vorangestellt. Es sei „jedoch eine hiervon losgelöste und unabhängige fiktionale Geschichte“. Der Autor habe „ein völlig eigenständiges neues Werk geschaffen“.

Die angesprochenen „realen Ereignisse“ sind die Vorwürfe von Machtmissbrauch gegen den ehemaligen Chefredakteur der „Bild“-Zeitung Julian Reichelt. Er war von Springer gefeuert worden, weil er seine Stellung gegenüber weiblichen Angestellten missbraucht haben soll. Reichelt bestreitet die Vorwürfe. Der Titel des Buches – die Frage „Noch wach?“ – entstammt einer Nachricht, die Reichelt an eine Kollegin schickte.

Nicht verwunderlich, dass auch Reichelt sich sehr für den Inhalt des Buches interessiert – und sein Berliner Anwalt Ben Irle. Der ist von Reichelt beauftragt, den Inhalt des Buches auf eventuelle Persönlichkeitsverletzungen zu prüfen, wie Irle auf Tagesspiegel-Anfrage mitteilt.

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Irle schreibt in einer E-Mail an den Tagesspiegel: „Ich bin beauftragt, den Inhalt des mir seit heute vorliegenden Werkes des Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre rechtlich zu prüfen. Ob diese Prüfung ein rechtliches Vorgehen gegen den Autoren und den Verlag Kiepenheuer & Witsch nach sich zieht, hängt von dem noch nicht vorliegenden Ergebnis dieser Prüfung ab.“

Und weiter: „Unter anderem wird rechtlich zu beurteilen sein, ob mein Mandant in diesem Werk erkennbar ist und ob konkret diejenigen Vorwürfe thematisiert werden, die wir als frei erfunden und damit unwahr belegen können.“ 

Irle legt wert darauf, „dass bis heute Herrn Julian Reichelt kein machtmissbräuchliches Verhalten nachgewiesen werden konnte“.

Tatsächlich scheinen der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre und sein Verlag mit juristischen Folgen gerechnet zu haben. Der Verlag achtete penibel darauf, dass nur wenige ausgewählte Personen vorab Zugang zu dem Buch hatten. Wohl auch, um ein eventuelles Veröffentlichungsverbot vor Erscheinen zu verhindern.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ zum Erscheinen des Buches legt Stuckrad-Barre Wert darauf, dass das Buch nicht den Springer-Skandal zum Thema hat und auch nicht die Person Julian Reichelt. Die Frage „Noch wach?“ könne aus jeder beliebigen SMS-Kommunikation stammen. Er nennt das Personal des Romans „anhand der Wirklichkeit frei erfunden“. Offensichtlich will der Autor Reichelts Anwalt hier keine Argumente liefern.

Auf die Frage des „Spiegels“, ob er Angst vor juristischen Konsequenzen habe, antwortet Stuckrad-Barre: „Warum sollte ich? Ich schreibe über erfundene Figuren.“ Parallelen sind zur Person Julian Reichelt sind im Buch allerdings offensichtlich (mehr dazu hier).

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