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26.01.2024, Russland, Moskau: Evan Gershkovich, Reporter des Wall Street Journal, wird aus dem Lefortowsky-Gericht eskortiert. Der Reporter war im vergangenen März wegen wegen angeblicher Spionage während einer Reportagereise in den Ural festgenommen worden.

© dpa/Alexander Zemlianichenko

Update

Im Tausch gegen den Tiergarten-Mörder?: Putin im Fall des inhaftierten US-Reporters Gershkovich angeblich „gesprächsbereit“

Putin schließt eine Freilassung Gershkovichs nicht aus. Der Journalist des „Wall Street Journals“ war im März 2023 im Ural festgenommen worden. Russland wirft ihm Spionage vor.

| Update:

Russlands Präsident Wladimir Putin gibt sich im Fall des in russischer Untersuchungshaft sitzenden US-Journalisten Evan Gershkovich gesprächsbereit. „Ich schließe nicht aus, dass Herr Gershkovich in sein Heimatland zurückkehren wird“, sagte Putin in einem zu Wochenbeginn aufgezeichneten Interview, das in der Nacht zum Freitag veröffentlicht wurde. „Es macht keinen Sinn, ihn in Russland im Gefängnis zu halten.“

Die USA sollten darüber nachdenken, wie sie zu einer Lösung beitragen könnten, betonte der Kremlchef – und deutete die Möglichkeit eines Gefangenenaustauschs an. „Wir sind gesprächsbereit.“ Es gebe bereits jetzt einen ständigen Dialog zwischen den zuständigen Stellen in den USA und Russland. Weitere Äußerungen Putins ließen sich so interpretieren, dass eine Freipressung des im Dezember 2021 verurteilten Tiergarten-Mörders Vadim K. gemeint sein könnte, der in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lehnte am Freitag eine Antwort auf die Frage ab, ob es sich bei der von Putin erwähnten Person um Vadim K. handele und ob dieser ein Agent des russischen Auslandsgeheimdienstes FSB gewesen sei. „Ich werde diese Frage ohne Antwort lassen“, sagte Peskow.

Gershkovich schrieb für das „Wall Street Journal“ über Russland

Das „Wall Street Journal“, für das Gershkovich vor seiner Festnahme in Russland recherchierte, reagierte mit einer Stellungnahme auf die Aussagen Putins in einem Interview des rechten US-Talkmasters Tucker Carlson. „Wir sind ermutigt, den Wunsch Russlands nach einem Deal zu sehen, der Evan nach Hause bringt“, hieß es darin. Man hoffe, dass der Reporter schnell zu seiner Familie und in die Redaktion zurückkehren könne. „Evan ist Journalist und Journalismus ist kein Verbrechen.“

Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Reportagereise in Jekaterinburg am Ural festgenommen worden. Die russische Staatsanwaltschaft wirft ihm Spionage vor. Der US-Amerikaner mit russischen Wurzeln und die Zeitung weisen die Vorwürfe vehement zurück.

Evan Gershkovich, Reporter des Wall Street Journal, steht in einem Glaskäfig in einem Gerichtssaal des Moskauer Stadtgerichts.

© dpa/Alexander Zemlianichenko

Auch die US-Regierung betonte, Gershkovich werde zu Unrecht festgehalten. Im Dezember teilte das Weiße Haus mit, Moskau habe ein Angebot Washingtons zur Freilassung des Journalisten abgelehnt. Ende Januar wurde seine Untersuchungshaft um weitere zwei Monate verlängert, womit er nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax vorläufig bis zum 30. März hinter Gittern bleibt.

Tucker Carlson interviewte Putin in Moskau

Tucker Carlson hatte das Gespräch mit Putin bereits am Dienstag in Moskau geführt und als großes Medienereignis angekündigt. Das 127 Minuten lange Interview erschien zur besten Sendezeit in den USA auf Carlsons Webseite und der Plattform X, vormals Twitter. Es ist das erste ausführliche Gespräch Putins mit einem US-Interviewer seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine vor fast zwei Jahren.

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Auf Nachfrage mahnte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, dass nichts, was in dem Interview gesagt wurde, für bare Münze zu nehmen sei. „Erinnern Sie sich daran, Sie hören Wladimir Putin zu“, sagte er in Washington.

Carlson war im vergangenen Jahr vom erzkonservativen US-Sender Fox News entlassen worden, ohne dass damals Gründe für den Rausschmiss genannt wurden. Der 54-Jährige hatte dort jahrelang eine quotenstarke Abendsendung moderiert. Diese nutzte Carlson dazu, um Verschwörungstheorien und Falschmeldungen zu verbreiten, die Demokratische Partei zu attackieren und gegen Minderheiten zu hetzen. Kurz danach startete er eine eigene Show auf X. (dpa, AFP)

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