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Ein ukrainischer Soldat. In der Ukraine wurde ein neues Gesetz für eine bessere Mobilmachung beschlossen.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Madeleine Kelly

Bei Verweigerung droht Führerscheinentzug: Ukraine verabschiedet umstrittenes Gesetz zur Mobilmachung

Für den Kriegsdienst in der Ukraine gibt es kaum noch Freiwillige. Ein neues Mobilmachungsgesetz soll das ändern. Wer die Einberufung ignoriert, muss nun mit Geldstrafen rechnen.

In der von Russland angegriffenen Ukraine ist nach gut drei Monaten Diskussion ein umstrittenes Gesetz zur Mobilmachung verabschiedet worden. Für die Novelle stimmten 283 Abgeordnete bei 226 notwendigen Stimmen, meldeten ukrainische Medien am Donnerstag.

Nicht im endgültigen Text enthalten ist dabei das Recht für Soldaten, nach drei Jahren ihren Dienst zu quittieren. Im Vorfeld hieß es, dass dazu ein gesondertes Gesetz verabschiedet werden soll.

Hauptsächlich verschärft die Novelle die Regeln der Erfassung von Wehrfähigen. Mit Inkrafttreten sind alle Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren verpflichtet, während des geltenden Kriegsrechts ihren Wehrpass bei sich zu führen. Innerhalb von zwei Monaten müssen die Männer auch ihre persönlichen Daten auf den aktuellen Stand bringen, ansonsten drohen Strafen.

Geldstrafen und Führerscheinverlust drohen bei Verweigerung

Neue ukrainische Reisedokumente im Ausland werden zukünftig nur noch bei vorhandenen Wehrpapieren ausgestellt. Diese sind jedoch nur bei einer Rückkehr in die Ukraine erhältlich.

Ukrainische Soldaten sitzen vor Bildern von im Krieg gestorbenen Soldaten.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Maksym Polishchuk

Neben Geldstrafen für ignorierte Einberufungen und Musterungsbescheide droht zukünftig auch mit wenigen Ausnahmen der Entzug der Fahrerlaubnis. Angedachte Kontosperrungen für diesen Fall wurden verworfen.

Der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur „Ukrinform“ zufolge haben dem neuen Gesetzentwurf 283 Abgeordnete zugestimmt. Eine Person hat dagegen votiert, 49 Abgeordnete haben sich enthalten.

Ukraine setzt Mindestalter für Reservisten herunter

In der seit über zwei Jahren andauernden russischen Invasion haben die ukrainischen Streitkräfte immer größere Probleme, ihre Verluste mit neuen Soldaten auszugleichen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dafür kürzlich ein Gesetz in Kraft gesetzt, welches das Alter für Reservisten von 27 auf 25 Jahre absenkt.

Damit können Männer zwischen 25 und 60 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen werden. Frauen können sich in der Ukraine freiwillig zum Wehrdienst melden.

Mobilisierungspotential wird auf fünf Millionen geschätzt

Armee, Nationalgarde und Grenzschutz haben zusammen gut über eine Million Frauen und Männer unter Waffen. Das verbliebene Mobilisierungspotenzial wurde von dem ukrainischen Portal texty.org.ua auf etwa fünf Millionen geschätzt.

Trotz des seit Kriegsbeginn geltenden Ausreiseverbots für Wehrpflichtige sind Zehntausende mit gefälschten Dokumenten über die grüne Grenze ins Ausland geflüchtet. Im Land selbst sind allein in den Gebieten Poltawa, Iwano-Frankiwsk und Tscherniwzi mehr als 70 000 Personen zur Fahndung ausgeschrieben.

Bei der Staatsanwaltschaft sind seit Kriegsbeginn mit stark steigender Tendenz über 46 000 Verfahren wegen Desertion und unerlaubtem Entfernen von der Truppe eingeleitet worden. Mehr als ein Viertel davon entfällt auf das erste Quartal 2024. (dpa)

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