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Eine Drohne der Ukraine in der Region Saporischschja.

© IMAGO/ABACAPRESS

Ukraine-Invasion Tag 777: Warum Drohnen von US-Start-Ups keine große Hilfe für Kiew sind

USA liefern der Ukraine beschlagnahmte Waffen aus Iran, Ukraine will wohl verurteilte Straftäter in die Armee aufnehmen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Dass Drohnen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf beiden Seiten eine wichtige Rolle spielen, darüber haben wir an dieser Stelle schon oft geschrieben. Unterstützung auf diesem Feld gibt es für Kiew auch aus den USA – von kommerziellen Unternehmen. Doch wirklich hilfreich waren die Fluggeräte bislang nicht, wie das „Wall Street Journal“ schreibt (Quelle hier).

Drohnen amerikanischer Start-ups gelten als fehlerhaft, teuer und schwer zu reparieren, wie es in dem Artikel unter Berufung auf Führungskräfte von Drohnenunternehmen, ukrainischen Soldaten, Beamten und auch früheren US-Verteidigungsbeamten heißt.

„Der allgemeine Ruf für jede Klasse von US-Drohnen in der Ukraine ist, dass sie nicht so gut funktionieren wie andere Systeme“, zitiert das „Wall Street Journal“ Adam Bry, Geschäftsführer von Skydio, der die Drohne seines Unternehmens selbst als „keine sehr erfolgreiche“ an der Front beschreibt.

Die ukrainischen Behörden hätten festgestellt, heißt es in dem Artikel weiter, dass die in den USA hergestellten Drohnen nicht in der Lage seien, russische Störsender und GPS-Blackout-Technologien zu überwinden. Zeitweise hätten sie nicht starten, ihre Missionen nicht beenden und nicht nach Hause zurückkehren können. Amerikanische Drohnen flögen zudem oft nicht über die angegebenen Entfernungen oder könnten keine große Nutzlast tragen.

Führungskräfte amerikanischer Drohnenunternehmen begründen die Probleme damit, dass sie nicht mit der elektronischen Kriegsführung in der Ukraine gerechnet hätten. Für die Ukraine heißt das: Sie greifen auf die wesentlich billigeren Produkte aus China zurück. Auch hat Kiew am Aufbau eigener Drohnen gearbeitet, teils mit chinesischen Materialien.

Einen Erfolg, so schreibt das „Wall Street Journal“, gibt es aber dennoch: Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft hätten Drohnenaufnahmen von Skydio die ukrainischen Ermittlungen zu mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen unterstützt, darunter Angriffe auf Zivilisten und eine Nuklearanlage.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Im Internet kursieren Aufnahmen eines mutmaßlich russischen Kampfpanzers mit angebautem Stahldach. Dieser hat den Spitznamen „Schildkröten-Panzer“ bekommen. Geschrieben hat darüber der aufs Militär spezialisierte Journalist David Axe in „Forbes“. Er glaubt nicht, dass die russische Besatzung in dem Panzer wirklich sicher vor Drohnen ist. Mehr hier.
  • Wichtige Militärhilfen für Kiew sind in den USA in der Schwebe, Washington liefert aber dennoch Waffen: Die US-Regierung hat der Ukraine nach eigenen Angaben Tausende Gewehre geschickt. Diese seien im Arabischen Meer zwischen Iran und Jemen beschlagnahmt worden. Mehr hier.
  • Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst André Wüstner, hat ein „Machtwort“ von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Streit um die weitere Finanzierung der Bundeswehr gefordert. Der Kurs müsse nun geklärt werden, sagt er. Mehr hier.
  • In der Ukraine dürfen womöglich bald verurteilte Straftäter im Militär dienen. Das Parlament hat in erster Lesung einer entsprechenden Gesetzesvorlage zugestimmt. Diese sieht vor, dass für Gefängnisinsassen Bewährung in Betracht kommt, wenn sie sich bereiterklären, in die Armee einzutreten. Mehr in unserem Newsblog.
  • Jens Stoltenberg hat die Verbündeten zur Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme an die Ukraine gedrängt. Die Regierung in Kiew könne nicht länger warten, sagte er bei einem Auftritt mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Brüssel. Die Ukraine brauche „jetzt Luftabwehr, Munition und Hilfe“.
  • Die russische Regierung erwägt Insidern zufolge angesichts drohender Kraftstoffengpässe die Lockerung von Umweltnormen. Konkret solle die Verwendung von minderwertigem Benzin ermöglicht werden, sagten drei mit den Plänen vertraute Industrievertreter.
  • Der Kreml plant offenbar, in diesem Frühjahr rund 150.000 Soldaten im Alter von 18 bis 30 Jahren einzuziehen. Zu dieser Einschätzung kommt der britische Geheimdienst, wie das Verteidigungsministerium in London in seinem täglichen Update schreibt. 
  • Der Sicherheitsdienst der Ukraine hat eigenen Angaben zufolge einen Ex-Parlamentsabgeordneten festgenommen. Der 60-Jährige wurde demnach in der Nähe eines Grenzkontrollpunktes in der Region Odessa festgesetzt, von wo aus er nach Russland ausreisen wollte. 
  • Die Bundesregierung hat im ersten Quartal dieses Jahres Rüstungsexporte im Wert von knapp 4,9 Milliarden Euro genehmigt. Davon waren Güter im Wert von 3,5 Milliarden, also 72 Prozent des Gesamtvolumens, für die Ukraine bestimmt.
  • Das Gericht der EU hat Sanktionsbeschlüsse der Europäischen Union gegen die russischen Oligarchen Michail Fridman und Pjotr Awen gekippt. Der Rat der EU habe bei den Entscheidungen zwischen Februar 2022 und März 2023 keine hinreichenden Belege für die Aufnahme in die Sanktionsliste geliefert, entschieden die Richter in Luxemburg. 
  • Die Ukraine ist nach Angaben ihres Militärs in der Nacht zu Mittwoch von Russland erneut mit Drohnen angegriffen worden. 14 von insgesamt 17 Drohnen, die die russischen Streitkräfte abgefeuert hätten, seien abgeschossen und zerstört worden, teilt der Kommandeur der Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, mit. 
  • Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge hat Donald Trump den Willen bekundet, die Ukraine zu besuchen. Selenskyj sagte in einem Interview mit Medien des Springer-Verlags, der voraussichtliche republikanische US-Präsidentschaftskandidat habe auf eine Einladung in die Ukraine geantwortet, „dass er will, aber dass er nicht weiß, wann er das tun kann“. 

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