zum Hauptinhalt
Wladimir Putin im Kreml.

© REUTERS/Sputnik

Ukraine-Invasion Tag 594: Was sagt eigentlich Putin zum Angriff auf Israel? Fast nichts

Möglicher Anschlag auf Gaspipeline in der Ostsee, wohl keine zeitnahe Rekrutierungswelle in Russland, Selenskyj warnt vor Russlands Einfluss im Nahen Osten. Der Überblick am Abend.

In den allermeisten Hauptstädten weltweit gibt es große Anteilnahme am Schicksal Israels in diesen Tagen, sofern sie nicht im Nahen Osten liegen. Oder in Russland. Der Kremlherrscher Wladimir Putin hat seit Samstag kein Wort des Bedauerns gegenüber Israel geäußert, jedenfalls ist keines öffentlich bekannt geworden. Auch beim israelischen Premier Benjamin Netanjahu hat sich Putin dem Vernehmen nach bisher nicht per Telefon gemeldet.

Stattdessen nutzt der Kreml die Eskalation im Nahen Osten für Kritik an den USA.  Putin bezeichnete die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern als ein Beispiel für das Scheitern der US-Politik. Die Regierung in Washington habe versucht, die Suche nach einer Lösung für den Konflikt unter ihrer Kontrolle zu halten, erklärte Putin bei einem Besuch des irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Schia Al-Sudani in Moskau. 

Putins Haltung ist durchaus bemerkenswert. Hatte der Präsident doch in den vergangenen Jahren ein enges Verhältnis zu Israel und besonders zu Netanjahu aufgebaut. Dieses Verhältnis war es auch, das zu Israels verhaltener Reaktion im Ukrainekrieg führte. Zwar verurteilten auch die Regierungen in Jerusalem den Angriffskrieg auf die Ukraine, aber Waffen liefert das Land offiziell bis heute nicht, auf die Seite des Westens schlugen sich die israelischen Premiers seit Moskaus Invasion im Frühjahr 2022 nie.

Ein Grund dafür mag auch gewesen sein, dass sich die israelische Regierung mit Russland abstimmt, wenn es um Angriffe gegen Terroristen in Syrien geht. Und weil immer noch viele Juden in Russland leben – Israel wollte sie wohl nicht den Repressalien des Kremls aussetzen. 

Die Position Israels änderte sich auch nicht, als Moskau im Laufe des Krieges ein immer engeres Verhältnis zum Iran entwickelte, einem der wenigen Länder, das Russland Waffen liefern will; neben Nordkorea. In Teheran würden allzu explizite Beileidsbekundungen für die Israelis nicht gut ankommen.

In Russlands Medien zeigt sich derweil statt Mitleid Schadenfreude. Viele tausend russische Juden haben seit Kriegsbeginn das Land verlassen, um nicht eingezogen zu werden. „Nun finden sie sich mit einer Waffe in Gaza wieder“, erklärte ein TV-Moderator (Quelle hier).

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Schaden an Gaspipeline von Estland nach Finnland wahrscheinlich durch „äußere Einwirkung“ entstanden: Am frühen Sonntagmorgen hatte es einen plötzlichen Druckabfall in der Gaspipeline Balticconnector in der Ostsee gegeben. Die Pipeline musste daraufhin geschlossen werden. Mehr hier. 
  • Selenskyj wirft Russland Kriegstreiberei im Nahen Osten vor: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor einem neuen Weltkrieg. Russland habe ein Interesse an einem Flächenbrand im Nahen Osten. Mehr hier.
  • Eine neue russische Rekrutierungswelle für den Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten bis zur Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr unwahrscheinlich. Das ging am Dienstag aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum Krieg in der Ukraine hervor. Demnach werde der Kreml versuchen, unpopuläre Maßnahmen bis zu der für den 17. März angesetzten Wahl zu minimieren. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland stellt mit dem geplanten Ausstieg aus einem weiteren internationalen Sicherheitsvertrag die Weichen für eine mögliche Wiederaufnahme von Atomwaffentests. Innerhalb einer Woche solle ein Mechanismus festgelegt werden, um Russlands Ratifizierung des globalen Vertrags über den Stopp von Nukleartests (CTBT) zurückzuziehen, teilte der Parlamentsabgeordnete Adalbi Schchagoschew am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. 
  • Trotz des andauernden Krieges in der Ukraine blickt der Internationale Währungsfonds (IWF) zuversichtlicher auf die Konjunktur in dem osteuropäischen Land. Der Fonds erhöhte seine Wachstumsprognose für den von Russland angegriffenen Staat am Dienstag auf plus zwei Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2023. 
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs zu Gesprächen ins Nachbarland Rumänien gereist. „Ein offizieller Besuch bei unseren guten Nachbarn, die uns im schwierigsten Augenblick unterstützten und deren Unterstützung mit der Zeit nur ansteigt“, schrieb Selenskyj am Dienstag bei Telegram. Geplant seien Unterredungen mit Präsident Klaus Iohannis. Thema seien unter anderem die Stärkung der ukrainischen Flugabwehr und die Sicherheitsarchitektur der Schwarzmeerregion.
  • Die russische Armee hat in der Nacht auf Dienstag den Süden der Ukraine erneut mit Dutzenden Drohnen angegriffen. Alleine über der Region Odessa zerstörte die Luftabwehr nach Angaben der regionalen Militärverwaltung 23 sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed. Bei Treffern auf „regionale Objekte der logistischen Infrastruktur“ sei niemand verletzt worden, schrieb der örtliche Militärverwaltungsleiter, Oleh Kiper, auf Telegram. Genauere Angaben zu den getroffenen Zielen machte er nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false