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Markenzeichen Skibrille, der Wilmersdorfer Musiker Ski Aggu versteckt sein Gesicht.

© Lydia Hesse/Tagesspiegel

Neues Album von Rapper Ski Aggu: Hauptsache, es scheppert

Auf der EP „Denk mal drüber nach“ setzt der Berliner Shooting-Star Ski Aggu wieder auf seine Mischung aus Rap, Technobeats und Feierlyrics.

Ski Aggu wollte schon immer hoch hinaus. Noch bevor das Wilmersdorfer Hip-Hop-Phantom ein Album veröffentlicht oder eine Tour absolviert hatte, wusste er im vergangenen November schon die Berliner Location für seine zweite Tour: die Columbiahalle. Und tatsächlich reiht er sich in das dortige Programm nach einem sehr erfolgreichen Jahr nahtlos ein, neben Acts wie Pashanim, Samra und Yung Hurn – ein guter Zeitpunkt ein weiteres Album nachzuschieben.

Es trägt den Titel „Denk mal drüber nach“ und setzt wieder auf Ski Aggus Mischung aus lässigen Rap-Lines über hämmernden Technobeats, die ihn im Sommer schlagartig berühmt gemacht hat. Der Song „Friesenjung”, eine Eurodance-Neuauflage des gleichnamigen Otto-Klassikers, schaffte es bis auf Platz eins der Charts.

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„Friesenjung“, bei dem neben Waalkes noch der Niederländer Joost Klein mitwirkte, ist wie sechs weitere bereits erschienene Singles Teil der EP. Mehr als die Hälfte des Albums war also schon vor Veröffentlichung bekannt. Für den Hype war dieser Frühstart sicher nützlich. Doch beim Hören wird man das Gefühl nicht los, dass Aggu sein Pulver etwas zeitig verschossen hat.

Drogenrausch mit Grips

Das vom Filmplakat zu „Fear and Loathing in Las Vegas“ inspirierte Albumcover gibt den exzessiven Ton der Platte vor. Schon im ersten Track „Nicht nachmachen!“ zelebriert Aggu mit seinen Kollegen Monk und Longus Mongus einen aus Drogenexzessen und Frauenaufreißen geprägten Lifestyle. Hauptsache, es scheppert.

Abgesehen von „Friesenjung“ und dem recht amüsanten Nonsens-Track „Kappies im Slip“ mit der Szene-Rapperin Shoki sind es vor allem die Singles „Gensehaut“ und „Maximum Rizz”, die dem Album Biss verleihen. Hier zeigt sich am deutlichsten, dass Ski Aggu nicht nur unentwegt an seinen markanten Wortspielen feilt, sondern auch an den Botschaften.

„Gensehaut“ beginnt mit einem Sample ganz im Sinne der Gen Z: einem Dialogschnipsel aus einem Anime. Während im Hintergrund Synthesizer-Arpeggios dudeln, wird im Schnelldurchlauf der Tour-Alltag des TikTok-Prolls abgespult: „Mit Speedos auf der Stage, Crowd kennt all die Lieder / Trinke kein Moët, ich mag den Sekt von Aldi lieber“, heißt es dort. Auch von einem iPod ist die Rede, auf dem der Fremdschäm-Hit „Wo bist du mein Sonnenlicht?“ der Grup Tekkan läuft. Die Anspielungen passen zum streng kuratierten Image des Künstlers, dessen Markenzeichen seine Skibrille und der 2000er-Look samt Vokuhila sind.

Verkatert bis zur Kanzlerschaft

Wie schon auf seiner ersten EP, „2022 war Film gewesen“, dreht sich auch diesmal fast alles um Feiern, Drogen und Daten – am besten zeitgleich. Dass er sich innerhalb dieses fleischlichen Lust-Spektrums noch nicht auserzählt hat, stellt er in „Maximum Rizz” unter Beweis.

Im Musikvideo lässt der stolze BSC-Ultra sich in einer Hertha-Fankneipe mit Freunden volllaufen, während er prahlt, wie viel Erfolg er bei Frauen hat (Maximum Rizz bedeutet in etwa so viel wie absolutes Charisma). Doch zur Halbzeit des Tracks spricht er Klartext: „Egal wo man verkehrt, scheißegal wie man verballert ist / Flirten ist so geil, doch ist nur geil, wenn’s geil für alle ist“.

Echte Fans dürfte diese durchaus progressive Anti-Catcall-Hymne des scheinbaren Mackers aber kaum verwundern. Schließlich verriet er dem Tagesspiegel schon vor einem Jahr, dass er an einen „sozialeren Kapitalismus“ glaubt und 2025 als Kanzler kandidieren will. Höchste Zeit also, um sich über ein paar politisch Stellungnahmen den Kopf zu zerbrechen.

Fakt ist: Wer Ski Aggus Musik vor „Denk mal drüber nach“ nicht gut fand, wird sich auch jetzt nicht von ihr erweichen lassen. Doch für die empfänglichen Hörer:innen gibt es ein paar Steilvorlagen zum Abfeiern. Die Tracks machen gute Laune auf süffisant witzige Art – und während man noch über eine Punchline nachdenkt, hat der ehemalige Kampfsportler schon drei weitere Hiebe ausgeteilt. Bleibt nur zu hoffen, dass er sich vor seiner Weltherrschaft nicht selbst ausknockt.

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