zum Hauptinhalt
22.05.2023, Brandenburg, Bernau: René Poppel, Badleiter Bernauer Freibäder, prüft die Wasserqualität im Freibad Waldfrieden. (zu dpa "Brandenburg: Genügend Rettungsschwimmer für Freibäder und Badestellen vorhanden") Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Patrick Pleul

Keine Helfer zweiter Klasse: Brandenburger Rettungsschwimmer wollen mit Feuerwehren und THW gleichgestellt werden

In Brandenburg müssen Rettungsschwimmer oft selbst für ihre Ausrüstung zahlen. Im Landtag fordern sie eine Gleichstellung mit anderen Hilfsorganisationen.

Im Sommer stehen sie an den Badeseen und Stränden. Wenn Schwimmer vermisst werden, rücken sie aus, retten Menschen. Doch Brandenburgs Wasserretter fühlen sich als „Retter zweiter Klasse“. Das wurde am Mittwoch in einer Anhörung im Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Potsdamer Landtags deutlich.

„Unsere Helfer müssen alles selbst organisieren und selbst finanzieren“, sagt der Landesvorsitzende der DLRG, Stefan von Heine. Eine Aufwandsentschädigung für die Helfer gebe es ebenso wenig wie eine Retterprämie. „Auch eine Freistellung durch den Arbeitgeber, wie bei Feuerwehren und THW, gibt es nicht“, sagt von Heine.

Der Wasserrettungsdienst muss ins Rettungsdienstgesetz mit aufgenommen werden. Dann lösen sich viele Probleme von selbst.

Stefan von Heine, Landesvorsitzende der DLRG

„Alles, was die Helfer an Ausrüstung haben, bezahlen sie selbst.“ Ähnlich äußerte sich auch Gordon Teubert vom Deutschen Roten Kreuz. „Die Wasserrettung und die Hundestaffeln profitieren nicht von der Retterprämie.“ Für die Hilfsorganisationen gibt es dafür einen wichtigen Lösungsansatz: „Der Wasserrettungsdienst muss ins Rettungsdienstgesetz mit aufgenommen werden“, sagt von Heine. In Mecklenburg-Vorpommern sei das heute schon der Fall. „Dann lösen sich viele Probleme von selbst.“

Anlass für die Anhörung war ein Antrag von BVB/Freie Wähler: Die kleinste Oppositionsfraktion wollte etwa mit einer Kostenübernahme oder einer Parkkarte für Ehrenamtliche die Ausbildung von Rettungsschwimmern fördern. Doch im Ausschuss wurde deutlich, dass die Probleme tiefer liegen. Zum Beispiel auch in der fehlenden Kapazität der Schwimmhallen.

Wir dürfen nicht bloß reden, wir müssen wirklich anfangen, diese Rettungsschwimmer zu honorieren.

Ilona Nicklisch, Abgeordnete (BVB/Freie Wähler)

„Wir fahren derzeit in vier Hallen im Umkreis von 50 Kilometern“, sagte Christian Hahn, der Leiter des 200 Mitglieder zählenden Schwimmsportvereins in Senftenberg. Viele Hallen seien zu lange nicht saniert worden, und heute marode. In den Stadtverwaltungen und Bäderbetrieben seien zu wenig Gelder für Renovierungen zurückgelegt worden. „Auch in Freibädern fehlen Mitarbeiter und Rettungsschwimmer“, sagt Hahn. „Am Ende fehlt wahrscheinlich die Motivation in der Gesellschaft, das Ehrenamt stärker auszuüben.“ Auch wenn es heute viele Ehrenamtler gebe, fehle dafür eine Form der Anerkennung.

„Ich glaube, die Botschaften sind angekommen, was das Rettungsdienstgesetz betrifft“, sagte die CDU-Abgeordnete Kristy Augustin am Ende der Anhörung. Der SPD-Abgeordnete Uwe Adler betonte ebenfalls, dass alle Hilfsorganisationen gleichgestellt werden sollten. Konkrete Konsequenzen aus der Anhörung zeichneten sich am Mittwoch allerdings noch nicht ab. Weswegen die Antragstellerin, die Abgeordnete Ilona Nicklisch (BVB/Freie Wähler), ein eher ungeduldiges Schlusswort fand: „Wir dürfen nicht bloß reden, wir müssen wirklich anfangen, diese Rettungsschwimmer zu honorieren.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false