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So ähnlich soll der Neubau im Wieselkiez aussehen - allerdings mit fünf Geschossen.

© Pro Potsdam GmbH

Anwohner befürchten wachsende Probleme: Neubaupläne für den Schlaatz stoßen auf Ablehnung

In dem Potsdamer Quartier sollen 50 Wohnungen für Bedürftige entstehen. Bürger kritisierten bei einer Infoveranstaltung das fehlende Mitspracherecht.

450 Wohnungen für Bedürftige will die Pro Potsdam an acht Standorten errichten. Davon sind 50 Wohnungen am Wieselkiez am Schlaatz geplant.

Bei Anwohnern stieß das Vorhaben bei einer Infoveranstaltung überwiegend auf Ablehnung. „Warum werden keine Wohnungen in der Innenstadt und in Babelsberg geplant? Warum schon wieder Schlaatz und Stern?“, fragte eine Frau. Jemand anderes meinte, der Schlaatz habe bereits ein Stigma. Es war von zu vielen Ausländern im Kiez die Rede.

„Wir sind hier schon ein Brennpunkt. Die Wohnqualität wird nicht unbedingt besser“, hieß es. Das fehlende Mitspracherecht wurde wiederholt kritisiert. Die Anwesenheit der Stadtspitze wurde zudem genutzt, um generelle Probleme der Wohnungsnot, der Vermüllung am Schlaatz, überfüllter Straßenbahnen und fehlender Parkplätze anzubringen.

Das wird keine Ausländerunterkunft.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) zu den geplanten Wohnungen am Schlaatz.

„Das wird keine Ausländerunterkunft“, antwortete Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Es würden Wohnungen für Bedürftige gebaut. Gregor Jekel, Leiter der Abteilung Wohnen, Integration und Beschäftigung, erklärte, dass die 50 Wohnungen für insgesamt 210 Personen nicht allein für Geflüchtete aus der Ukraine vorgesehen seien. Auch Bewohner der Obdachlosenunterkunft am Lerchensteig und Familien, denen aufgrund von Energiekostenschulden Wohnungslosigkeit drohe, könnten in dem Haus unterkommen. Günstiger Wohnraum solle ansonsten für eine soziale Durchmischung auf das gesamte Stadtgebiet verteilt sein. „Das ist ein strategisches Ziel der Stadt, aber auch ein langer Prozess“, sagte Jekel.

Im Masterplan für den Schlaatz sei das vorgesehene Grundstück ohnehin für eine Bebauung vorgesehen, sagte Pro-Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke. Gebaut werde dort, wo die Stadt und die Pro Potsdam über Grundstücke verfügen. „Wir müssen bauen“, sagte Schubert. Die Leerstandsquote in Potsdam liege bei nur 0,6 Prozent.

Der Masterplan für den Schaatz sieht eine Bebauung am Wieselkiez vor.
Der Masterplan für den Schaatz sieht eine Bebauung am Wieselkiez vor.

© Pro Potsdam GmbH

Dennoch wurde mehrfach kritisiert, dass der Stadtteil vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Eine Einspruchsmöglichkeit gibt es laut Schubert nicht. Seit vergangenem Mittwoch liege die Baugenehmigung für das Gebäude vor, sagte Bert Nicke. Um schnell bauen zu können, sei die Modulbauweise gewählt worden.

Anders als auf den gezeigten Illustrationen soll der Neubau nicht vier, sondern fünf Stockwerke hoch sein. Damit passe sich das Haus an die Nachbarbauten an. Für einige fünfstöckige WBS-70-Plattenbaublöcke sei eine Aufstockung um ein bis zwei Etagen geplant, sagte Nicke.

SPD-Frau Martina Wilczynski, die seit bald 20 Jahren am Schlaatz lebt und sogenannte Kiezkümmerin für den Stadtteil Am Stern ist, bedauerte im Anschluss die überwiegend ablehnende Haltung während der Informationsveranstaltung. „Wir sollten die neuen Bewohner im Kiez willkommen heißen“, sagte sie. „Da kommt neues Leben rein. Das kann auch eine Bereicherung für den Kiez sein.“ Es gehe darum, sich solidarisch mit den Bedürftigen zu zeigen.

Geplant sind beispielsweise auch große Wohnungen mit vier, fünf und sechs Räumen für Familien mit vielen Kindern. „Städte verändern sich. Und in Krisen- und Kriegszeiten braucht es schnelle Maßnahmen.“ Die Wohnungen seien eine Chance für Bedürftige, sagte Martina Wilczynski und forderte sozialen Zusammenhalt.

Am Stern sind im Sonderbauprogramm drei Neubauten in der Newtonstraße (110 Wohnungen), am Patrizierweg (35 Wohnungen) und in der Guckstraße (21 Wohnungen) geplant.

Am 24. Februar ab 17 Uhr informieren Stadtverwaltung und Pro Potsdam in der Grundschule „Am Pappelhain“, Galileistraße 6, über die Vorhaben.

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